Papst: Friedensweg in Kolumbien noch lang

Papst Franziskus sieht Kolumbien nach Jahrzehnten des Guerillakriegs vor einer schwierigen Aufarbeitung. Es gebe noch viel Hass und Verbitterung, sagte er auf dem Rückflug von seiner Kolumbienreise in der Nacht auf Montag vor mitreisenden Journalisten.

Jetzt müsse „ein zweiter Schritt“ folgen, so der Papst in Anspielung auf das Motto seines Besuchs „Tun wir den ersten Schritt“. Zu einer erfolgreichen Verhandlung gehöre „die Weisheit, um Hilfe zu bitten“. Interventionen von Vermittlern wie den Vereinten Nationen könnten nur helfen, erst einmal aus der Krise herauszukommen. „Aber der Friedensprozess geht nur vorwärts, wenn das Volk ihn in die Hand nimmt“, sagte der Papst. Andernfalls bleibe es bei einem Kompromiss.

Papst Franziskus auf der "fliegenden Pressekonferenz" am Rückflug von Kolumbien

APA/AP/Andrew Medichini

Nach Papst Franziskus muss das Volk den Friedensprozess in die Hand nehmen

„Sehr dankbar“ für Waffenruhe mit ELN

Es gebe viele „erkrankte Seelen“ sagte Franziskus. Verantwortlich seien die „brutalen Sünden“ von Guerillas, Paramilitärs oder der Korruption, die die „Krankheit des Hasses“ verursacht hätten. Einige Schritte weckten auch Hoffnung. Franziskus verwies auf die jüngste Vereinbarung eines Waffenstillstands mit der linken Guerilla ELN. Dafür sei er „sehr dankbar“.

Franziskus äußerte die Einschätzung, der Wille, im Friedensprozess voranzukommen, reiche weiter als die Verhandlungen. Hierin liege „die Kraft des Volkes“; das erfülle ihn mit Hoffnung. „Das Volk will aufatmen, aber wir müssen ihm helfen, mit Nähe, mit Gebet“, sagte der Papst.

Papst: Gott kann Korrupten vergeben

Zum Problem der Korruption sagte Franziskus, auch der Korrupte verdiene Vergebung, wenn er sein Fehlverhalten eingestehe. „Wir alle sind Sünder, und wir wissen, dass Gott uns nahe ist, dass er nicht müde wird zu vergeben“, sagte der Papst. „Das Problem ist, dass der Korrupte müde wird, Vergebung zu erbitten, und dass er vergisst, wie man Vergebung erbittet.“ Korrupte seien „unsensibel gegenüber Werten, der Zerstörung, der Ausbeutung von Menschen“. Das mache es „schwierig, einem Korrupten zu helfen; aber Gott kann das tun“, sagte der Papst.

Arbeitsgruppe und Diplomat für Venezuela

Forderungen nach einem stärkeren Engagement des Vatikans in der Venezuela-Krise wies der Papst zurück. „Ich glaube, der Heilige Stuhl hat klar und deutlich gesprochen“, sagte er während der „Fliegenden Pressekonferenz“. Der Vatikan habe eine Arbeitsgruppe und einen Spitzendiplomaten nach Venezuela entsandt, Gespräche geführt und sich öffentlich zu den Vorgängen im Land geäußert, erinnerte Franziskus.

Auch er selbst sei auf die Lage in Venezuela öffentlich eingegangen. Der Heilige Stuhl wolle „Hilfe für einen Ausweg anbieten“, so der Papst. „Aber es scheint, dass die Sache sehr schwierig ist.“ Als Kernproblem bezeichnete Franziskus die humanitäre Frage. Nötig sei dabei auch Hilfe der Vereinten Nationen.

Zur Behauptung von Präsident Nicolas Maduro, anders als die Bischöfe des Landes stehe er an der Seite des Papstes, sagte Franziskus, Maduro müsse dies schon erklären. „Ich weiß nicht, woran er denkt“, so der Papst.

religion.ORF.at/KAP

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