Priester: Lösegeld war vermutlich Ziel der Entführung

Der nach 18-monatiger Geiselhaft freigelassene Ordensmann Tom Uzhunnalil war nach eigenen Worten mit dem Ziel einer Lösegeld-Erpressung im Jemen verschleppt worden.

Das sagte der 59-Jährige Salesianerpater laut dem italienischen katholischen Pressedienst SIR am Samstag in Rom. Bei dem Überfall auf ein katholisches Pflegeheim in der jemenitischen Hafenstadt Aden sei er von den Tätern von den anderen Personen abgesondert worden, „vielleicht weil sie sich klar wurden, dass ich Inder war, Ausländer, und dass sie also Geld verlangen konnten“, so Uzhunnalil.

Ärztliche Behandlung während der Geiselhaft

Er habe in den Videos, in denen er um seine Freilassung bittet, auf Anweisung der Entführer eine schlechte Behandlung vortäuschen müssen, „um schneller Antworten zu bekommen und Aufmerksamkeit zu wecken“. In Wirklichkeit hätten die Geiselnehmer nach Uzhunnalils Worten sogar einen Arzt und Medikamente für seine Diabetes-Erkrankung besorgt, obwohl diese unter den Kriegsbedingungen im Jemen äußerst schwierig zu bekommen seien.

Nach eigenen Angaben erlitt der Priester zu keiner Zeit Gewalt durch die Entführer, noch wurde er bedroht oder gezwungen, zum Islam überzutreten. „Gott ist sehr freundlich mit mir gewesen“, sagte er laut SIR. Dem Pressedienst zufolge brach er jedoch bei der Erwähnung der vier Ordensschwestern, die bei dem Überfall ermordet wurden, in Tränen aus.

Freilassung im Oman

Uzhunnalil war am 12. September im Oman freigelassen worden. Neben kirchlichen Kreisen und der indischen Regierung hatte sich auch Papst Franziskus mit Appellen für seine Befreiung eingesetzt. Der Salesianerorden betonte in einer Mitteilung, es sei kein Lösegeld gezahlt worden. Der aus Indien stammende Priester hält sich derzeit in der Zentrale seines Ordens in Rom auf und befindet sich den Angaben zufolge noch in ärztlicher Behandlung.

Der Ordensmann war im März vergangenen Jahres bei einem Angriff islamistischer Extremisten auf ein Pflegeheim der von Mutter Teresa gegründeten Ordensgemeinschaft Missionarinnen der Nächstenliebe in Aden verschleppt worden. Bei der Attacke waren 14 Menschen getötet worden, unter ihnen vier katholische Ordensfrauen.

religion.ORF.at/APA

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