„Teufelsbrief“ von 1676 durch Software entschlüsselt

Ein rätselhafter Brief, den eine sizilianische Nonne im 17. Jahrhundert in Geheimschrift unter Einfluss des Teufels geschrieben haben soll, konnte jetzt durch eine Software entschlüsselt werden, berichtete die Schweizer Gratiszeitung „20 Minuten“ (Onlineausgabe).

Es ist eine Geschichte, wie sie Kirchengrusel-Autor Dan Brown und Konsorten hätten ersinnen können: Die Ordensfrau Isabella Tomasi, Ordensname Maria Crocifissa della Concezione erwachte am Morgen des 11. August 1676 mit einem mysteriösen Brief in der Hand. Das Gesicht und der Körper der Nonne seien mit Tinte verschmiert gewesen. Ihren Mitschwestern im Kloster Palma di Montechiaro in Agrigent auf Sizilien erzählte die damals 31-Jährige, sie habe einen langen Kampf mit dem Teufel geführt. Er habe sie danach gezwungen, den Brief zu schreiben.

„Teufelsbrief“ blieb lange Rätsel

Die anderen Nonnen konnten die Botschaft aus der Feder von Schwester Maria nicht entziffern. Der Text bestehe aus „Runenschrift und einer Reihe griechischer, kyrillischer und arabischer Buchstaben“, so 20minuten.ch. Alle weiteren Versuche, den Inhalt des „Teufelsbriefes“ zu entziffern, seien fehlgeschlagen.

"Teufelsbrief" aus dem 17. Jahrhundert, Screenshot der Facebook-Seite des Ludum Science Center Catania

Ludum Science Center Catania/Screenshot Facebook

„Teufelsbrief“ von Schwester Maria Crocifissa della Concezione

In den 1960er Jahren bot das Kloster sogar kostenlose Aufenthalte für Menschen an, die den Text übersetzen könnten. Jetzt, 341 Jahre nach der Entstehung des Briefes, habe eine Software die Botschaft entziffert, so das Schweizer Nachrichtenportal. Daniele Abate, Direktor des Ludum Science Center in Catania, sagte dem italienischen Radiosender 105, dass es mittels eines Computeralgorithmus, den die Organisation im Darknet gefunden hatte, gelungen sei, die ersten 15 Zeilen des Briefes zu übersetzen.

„Wahrhaft teuflisch“

Die geheimen Zeilen seien „wahrhaft teuflisch“, sagte Abate. Sie handelten vom Kampf zwischen Gott, Mensch und Satan. Schwester Maria habe geschrieben: „Gott glaubt, er könne die Sterblichen befreien. Diese Methode funktioniert bei niemandem. Vielleicht ist der Styx jetzt gewiss.“ Der Styx ist in der griechischen Mythologie der Fluss, der die Grenze zwischen dem Reich der Lebenden und dem des Todes (Hades) darstellt.

In dem Text versucht der Teufel die Nonne davon zu überzeugen, ihren Glauben an Gott aufzugeben, denn Religion sei „eine Erfindung des Menschen“. Abate vermutet, dass die Nonne an einer psychischen Erkrankung gelitten haben könnte. „Das Leben im Klausurbereich des Klosters war extrem stressig“, so der Direktor des Ludum Science Centers. Dort herrschten strenge Regeln: Die Nonnen in dem Benediktinerkloster Maria del Rosario durften zum Beispiel nicht sprechen.

Schwester Maria habe die Geheimschrift selbst erfunden, es sei ein „präzises Alphabet mit verschiedenen Symbolen, die sie offenbar kannte“, erklärte Abate. Jedes Zeichen sei genau durchdacht und strukturiert, nur selten würden sich gewisse Symbole wiederholen. Schwester Maria, die 1690 im Kloster starb, schrieb noch weitere „Teufelsbriefe“, dabei soll sie geschrien und um sich geschlagen haben, berichtete das deutsche Onlineportal Tag24 vorige Woche. Ihre Mitschwestern sollen die Briefe aus Angst verbrannt haben, nur ein Dokument überdauerte bis heute.

religion.ORF.at

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