Vatikan setzt Veruntreuungsprozess fort

Der Vatikan setzt am Freitag den Prozess wegen Zweckentfremdung von Klinikgeldern mit einer weiteren Befragung fort. Zwei ehemalige ranghohe Mitarbeitern der Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses „Bambino Gesu“ müssen sich verantworten.

Der vierte Gerichtstag am Donnerstag war der Befragung des zweiten Angeklagten gewidmet, wie das vatikanische Presseamt am Donnerstagabend mitteilte. Der frühere Schatzmeister der Stiftung, Massimo Spina, muss sich gemeinsam mit dem Ex-Präsidenten der Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses, Giuseppe Profiti, vor Gericht verantworten.

Krankenhausgelder für Wohnungsrenovierung

Die beiden sollen der einstigen Nummer zwei im Vatikan, Kardinal Tarcisio Bertone, die Renovierung seiner Wohnung mit Krankenhausgeldern finanziert haben. Profitis Befragung erfolgte bereits am Dienstag und dauerte den Angaben zufolge ebenso wie die Spinas mehr als fünf Stunden.

Der Prozess hatte Mitte Juli mit der Verlesung der Anklage begonnen. Die Staatsanwaltschaft des Vatikan wirft Profiti vor, rund 420.000 Euro veruntreut zu haben. Mit dem Geld soll der Umbau der Wohnung von Bertone, Kardinalstaatssekretär unter Benedikt XVI. (2005-2013), finanziert worden sein. Den Auftrag dazu soll der frühere Präsident der Stiftung „Bambino Gesu“ der Firma eines Freundes zugeschanzt haben. Bertone wusste nach eigenen Angaben nichts von dem Beitrag der Stiftung. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe tauschte der Vatikan im November 2015 den kompletten Klinikvorstand aus.

Angeblich mit Papst abgesprochen

Spina sagte laut Prozessbeobachtern am Donnerstag vor Gericht, Kardinal Bertone habe die Renovierung persönlich mit dem Papst geklärt. Das habe ihm Profiti nach dem medialen Aufsehen zu dem Fall im Mai 2014 gesagt. Da der Kardinal einbezogen gewesen sei, habe er keinerlei Verdacht gehabt, dass es eventuell Unrechtmäßigkeiten geben könnte, so Spina.

Bertone war wegen der Renovierung eines 300-Quadratmeter-Appartments unmittelbar neben dem Petersdom in die Schlagzeilen geraten. Profiti erklärte laut Prozessbeobachtern am Dienstag, der Kardinal hätte seine Räume auch für Veranstaltungen zur Spendeneinwerbung für das Krankenhaus zur Verfügung stellen sollen. Dadurch wären laut Profiti binnen 48 bis 60 Monaten die Renovierungskosten finanziert gewesen, und es hätte Gewinne gegeben.

Medienberichten zufolge gab es bislang keine derartigen Termine in Bertones Wohnung. Der frühere Kardinalstaatssekretär erklärt, er habe 300.000 Euro selbst für die Renovierung beigesteuert.

religion.ORF.at/KAP

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