Glettler wird neuer Innsbrucker Diözesanbischof

Der Bischofsvikar der Diözese Graz-Seckau, Hermann Glettler, wird wohl neuer Innsbrucker Diözesanbischof. Das bestätigte die Diözese Innsbruck unter Vorbehalt am Freitagnachmittag gegenüber tirol.ORF.at.

Die offizielle Bestätigung durch den Vatikan ist allerdings noch ausständig. Zuvor hatte die „Tiroler Tageszeitung“ (Onlineausgabe) am Freitag unter Berufung auf „Kreise in Rom“ über die Berufung Glettlers berichtet. Die Diözese hatte andere Favoriten gehabt, allen voran Diözesanadministrator Jakob Bürgler.

Hermann Glettler

Gerd Neuhold/Sonntagsblatt

Hermann Glettler

Offizielle Ernennung wird noch dauern

Die offizielle Ernennung durch Papst Franziskus dürfte nächste Woche erfolgen, zunächst muss die österreichische Bundesregierung informiert werden. Durch das Konkordat, die völkerrechtliche Vereinbarung zwischen der katholischen Kirche und dem Staat Österreich, ist der Heilige Stuhl verpflichtet, vor der Ernennung den Namen des künftigen Bischofs der Bundesregierung mitzuteilen. Die Regierung könnte theoretisch ein Veto einlegen, womit aber nicht zu rechnen ist.

Langes Warten auf einen Bischof

Innsbruck wartet seit Jänner 2016 auf einen Nachfolger von Bischof Manfred Scheuer. Er war Anfang 2016 nach Linz gewechselt. Seither leitet der vorherige Generalvikar Bürgler die Diözese als Diözesanadministrator. Bürgler galt unter anderen selbst als möglicher Nachfolger Scheuers. Die lange Sedisvakanz hatte zuletzt sowohl kirchenintern als auch auf politischer Seite für Unverständnis gesorgt. So hatte etwa Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) mehrmals auf eine rasche Bischofsernennung gedrängt.

Erst der fünfte Bischof

Der voraussichtlich neue Innsbrucker Bischof wäre der erst fünfte Oberhirte in der Geschichte der Diözese. Diese besteht seit den 1960er Jahren und umfasst derzeit rund 385.000 Katholiken. Geografisch gesehen ist die Diözese Innsbruck - wie das Bundesland Tirol - kein einheitliches Gebiet. Sie umfasst rund zwei Drittel des Gebietes von Nordtirol (vom Arlberg bis zum Ziller) sowie Osttirol. Die katholischen Pfarren im östlichen Teil Nordtirols gehören zur Erzdiözese Salzburg.

LH Ugo Rossi (Trient), LH Günther Platter (Tirol), LH Arno Kompatscher (Südtirol), Bundesminister Andrä Rupprechter (ÖVP), Jakob Bürgler, Diözesanadministrator der Diözese Innsbruck

APA/EXPA/Groder

Diözesanadministrator Jakob Bürgler (mit Politikern) galt als möglicher neuer Bischof

Diözese mit rund 385.000 Katholiken

Aktuell leben in der Diözese mit 290 Pfarren und Seelsorgestellen rund 385.000 Katholiken. 2004 hat man sich für die Einrichtung von Seelsorgeräumen, in denen mehrere Pfarren zusammenarbeiten, entschieden. Von den geplanten 75 Seelsorgeräumen sind laut Kathpress knapp 90 Prozent bereits errichtet.

1964 erhob Papst Paul VI. die Apostolische Administratur zur Diözese Innsbruck und ernannte Paulus Rusch zum ersten Bischof von Innsbruck. Gleichzeitig entstand in Südtirol die Diözese Bozen-Brixen, die nun auch die ehemals Trienter Gebiete Südtirols umfasste. Vier Jahre später wurde 1968 das bis dahin zum Innsbrucker Diözesangebiet gehörende Vorarlberg abgetrennt und zur eigenständigen Diözese Feldkirch erhoben. Die kirchlichen wie politischen Bemühungen, das zur Erzdiözese Salzburg gehörende Tiroler Unterland mit Innsbruck zu vereinigen, wurden nicht umgesetzt.

Auf Rusch folgte 1980 Reinhold Stecher auf dem Bischofsstuhl, ab 1997 war der gebürtige Steirer Alois Kothgasser Diözesanbischof von Innsbruck. Von 2003 bis Jahresbeginn 2016 stand der aus Oberösterreich stammende Manfred Scheuer als Bischof der Tiroler Diözese vor. Seit dem Wechsel Scheuers nach Linz leitete Diözesanadministrator Jakob Bürgler übergangsweise die Diözese.

Einsatz für sozial Benachteiligte

Glettler wurde 1965 in Übelbach geboren. Nach der Matura am Bischöflichen Seminar und Gymnasium studierte er Theologie und Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München. Seit 1987 ist er Mitglied der Gemeinschaft Emmanuel. 1991 wurde Glettler zum Priester für die Diözese Graz-Seckau geweiht. Nach Kaplansjahren in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna verbrachte er ein Fortbildungsjahr 1998/99 in St. Nicolas des Champs in Paris. Von 1999 bis 2016 war er Pfarrer im Pfarrverband Graz St. Andrä-Karlau. Als Pfarrer im multikulturellen Bezirk Gries engagierte er sich besonders auch für sozial Benachteiligte und Flüchtlinge.

Auch künstlerisch tätig

Er gehört der Kommission für den interreligiösen Dialog und der Kunstkommission der Diözese an. Zusätzlich zur Kunstvermittlung ist er auch als eigenständiger Künstler tätig: In Graz lief vor Kurzem eine Ausstellung mit seinen eigenen Werken unter dem Titel „Glettler privat“ - in augenzwinkernder Anlehnung an Josef Haders gleichnamiges Kabarettprogramm.

In der Ausstellung zeigt er Arbeiten aus der eigenen Kunstproduktion, aber auch Versatzstücke aus seiner ehemaligen Wohnungseinrichtung in der Grazer Pfarre St. Andrä. Seit einigen Jahren ist Glettler Vorsitzender des Arbeitsausschusses des steirischen Priesterrates. Im September 2016 wurde er zum Bischofsvikar für Caritas und Evangelisation in der Diözese Graz-Seckau bestellt. Als Provisor leitet er die Pfarre Graz-Christus der Salvator.

religion.ORF.at/APA/KAP

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