„Unbestechlich“: Kirche trauert um Hubert Feichtlbauer

Mit Anteilnahme reagieren Kirchen- und Medienvertreter auf den Tod des katholischen Publizisten Hubert Feichtlbauer. Kardinal Christoph Schönborn würdigte das „unbestechliche“ Wirken Feichtlbauers an der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kirche.

„Hubert Feichtlbauer hat der Kirche mit redlicher Kritik gedient, weil sie nicht aus Verbitterung, sondern aus aus tiefer Loyalität und Verbundenheit mit ihr kam“, sagte der Wiener Erzbischof am Montag im Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress über den am Samstagabend Verstorbenen - mehr dazu in Katholischer Publizist Hubert Feichtlbauer gestorben.

Hubert Feichtlbauer

ORF/Marcus Marschalek

Hubert Feichtlbauer starb am 23.9.2017 im Kreise seiner Familie

„Hat der Kirche geholfen“

Sehr dankbar zeigte sich der Kardinal auch über Feichtlbauers Tätigkeit in der Opferschutzkommission, der sogenannten „Klasnic-Kommission“, die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche aufarbeitete.

„Sein unbestechliches und ehrliches Wirken hat der Kirche geholfen, sich ganz auf die Seite der Opfer zu stellen.“ Die Audienz bei Papst Franziskus mit den Mitgliedern der Kommission sei für Feichtlbauer „Höhepunkt und Anerkennung dieser Leistung“ gewesen.

Kardinal Christoph Schönborn

Reuters/Alessandro Bianchi

Kardinal Christoph Schönborn

Kontroverse Debatten mit Feichtlbauer

Der Kardinal erinnerte daran, dass er schon seit seiner Zeit als Professor in Fribourg (Schweiz), als er zeitweise Gastbeiträge im „Presse-Spectrum“ veröffentlichen konnte, mit Feichtlbauer „durchaus kontroverse Debatten“ hatte.

„Feichtlbauer war ein Intellektueller, mit dem ich redlich um Positionen ringen konnte, was ich sehr geschätzt habe“, so Schönborn. „Er war ein Vermittler christlicher Positionen in die Gesellschaft hinein und hatte dabei die Gabe, im Gespräch zu bleiben“, würdigte der Medienbischof den katholischen Publizisten.

Cartellverband trauert um Mitglied

Auch der Österreichische Cartellverband (ÖCV) betrauert das Ableben von Feichtlbauer, einem Mitglied. Hubert Feichtlbauer trat 1950 der Katholisch Österreichischen Studentenverbindung Kürnberg in Wien bei und war mit ihr und dem Österreichischen Cartellverband lebenslang verbunden, wie der ÖCV am Montag in einer Aussendung erklärte.

Feichtlbauers kirchenpolitischen Linien mögen zwar eher weniger die typischen Cartellverbands-Positionen repräsentiert haben, er habe im ÖCV aber stets die „Einheit in versöhnender Vielfalt“ gefunden, die ihm als katholischen Intellektuellen so wichtig war, so der ÖCV. „Er war ein engagierter Katholik und leidenschaftlicher Journalist, sowie Doyen der katholischen Publizisten Österreichs. Unsere Anteilnahme gilt seiner Gattin Marietta und seiner Familie.“

„Kritisch, christlich, unabhängig“

Als einen „unbestechlichen Brückenbauer zwischen Kirche und Medien“ würdigte die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Gerda Schaffelhofer, den katholischen Publizisten Feichtlbauer. Er habe „auf wunderbare und einzigartige Weise gezeigt, wie sich kritischer Journalismus und christliche Überzeugung und Werthaltung vereinen lassen“, hieß es in einem am Montag publizierten Nachruf.

In seinem Blick auf Politik, Gesellschaft und Kirche habe Feichtlbauer die Dinge ohne Beschönigung beim Namen genannt, „unabhängig davon, ob es ihm schadet oder nützt“. Dem Verstorbenen sei eine „bestechende Intelligenz“ zu eigen gewesen, „gepaart mit großer Konsequenz“, sich nicht zu verbiegen, so Schaffelhofer.

Präsidentin der KAÖ Gerda Schaffelhofer

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, Gerda Schaffelhofer

„Konnte über sich selbst lachen“

Neben seiner journalistischen Professionalität habe Feichtlbauer ein hohes Maß an Menschlichkeit und Bescheidenheit ausgezeichnet. „Er war nicht verbissen, stand über den Dingen, hatte Humor und konnte über sich selbst lachen“, unterstrich die KAÖ-Präsidentin und frühere Geschäftsführerin der Wochenzeitung „Die Furche“, deren Chefredakteur Feichtlbauer von 1978 bis 1984 war und für die er bis vor kurzem als Kolumnist tätig war.

Der bekennende katholische Publizist habe so manches, was in der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten geschah, „als Enttäuschung erleben“ müssen, „und er hat das auch so beschrieben, meist nicht zur Freude der Verantwortlichen“. Dennoch sei Feichtlbauer ein Mensch voll Hoffnung und Zuversicht gewesen, der sich „den Blick auf das Wesentliche nicht verstellen ließ“ und zuletzt Papst Franziskus „als Geschenk für die Kirche“ betrachtet habe.

„Tod eines katholischen Propheten“

„Der Tod eines katholischen Propheten“: Diesen Titel gab Dietmar Neuwirth seinem Nachruf in der Tageszeitung „Die Presse“ (Montag-Ausgabe) für „einen der profiliertesten publizistischen Köpfe Österreichs“. Ob Hubert Feichtlbauer Chefredakteur von „Kurier“, „Wochenpresse“ oder „Furche“ gewesen sei, Pressesprecher der Bundeswirtschaftskammer oder „Club 2“-Moderator im ORF-Fernsehen - „immer verstand er sich als Katholik. Wenn es sein musste (und das musste es öfter) als streitbarer.“

Katholisch-Sein habe für Feichtlbauer nicht bedeutet, „zu allem Ja und Amen zu sagen“, was in seiner Kirche so vor sich ging. Der vielfach Ausgezeichnete habe sich als Wachrüttler, Mahner und Bewahrer der Früchte des Zweiten Vatikanischen Konzils verstanden - „gerade in Zeiten, da Österreichs katholische Kirche von schweren Krisen in den 1980er und 1990er Jahren gebeutelt war und er dem Verband katholischer Publizisten vorstand (1979-1991)“.

Selbstzufriedenheit „keine Kategorie“

Die Hoffnung auf eine Erneuerung der katholischen Kirche habe sich in Feichtlbauers letzten Lebensjahren durch die Wahl von Papst Franziskus und dessen Initiativen erfüllt. Zumindest teilweise, so die Einschätzung Neuwirths. „Denn (Selbst)Zufriedenheit ist für Katholiken keine Kategorie. Für Hubert Feichtlbauer, den katholischen Propheten, war sie es jedenfalls Zeit seines Lebens nicht.“

In dieselbe Kerbe schlug auch „Kurier“-Chefredakteur Helmut Brandstätter in seinem Nachruf am Montag: Feichtlbauer sei ein Journalist gewesen, dem Unabhängigkeit besonders wichtig war - erkennbar etwa in dem unter ihm formulierten Redakteursstatut des „Kurier“.

Zugleich habe er nie seinen christlichen Glauben versteckt, auch wenn ihm seine katholische Kirche „viel Kummer machte“. Als Ehrenvorsitzender der Plattform „Wir sind Kirche“ habe er Papst Franziskus als Hoffnungsträger dargestellt, erinnerte Brandstätter. Doch habe Feichtlbauer angemerkt: „Dass in der Kirche mit einer Milliarde Mitgliedern ein zölibatärer Mann alles entscheidet, irritiert mich schon lange. Der Übergang zu mehr Mitsprache ist schwierig und langwierig.“

religion.ORF.at/KAP

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