Tirol: Glettler als neuer Bischof bestätigt

Die römisch-katholische Diözese Innsbruck hat einen neuen Bischof: Die Bundesregierung stimmte Dienstagnachmittag der Ernennung von Hermann Glettler per Rundlaufbeschluss zu, teilte das Außenministerium der APA mit.

Der derzeitige Bischofsvikar der Diözese Graz-Seckau wird voraussichtlich am 2. Dezember in Tirol geweiht. Seit Jänner 2016 war der Sitz in Innsbruck vakant.

Das Votum der Bunderegierung bei der Ernennung eines Dözesanbischofs ist ein staatskirchenrechtliches Spezifikum für Österreich. Die Regierung muss laut Konkordat der Ernennung des neuen Bischofs zustimmen, kann sie aber nicht verhindern. Der Heilige Stuhl ist verpflichtet, der Regierung den Namen des künftigen Würdenträgers im Voraus mitzuteilen. Aus „Gründen allgemein politischer Natur“ kann die Regierung Einwände erheben, worauf jedoch ein Vermittlungsprozess in Gang gesetzt wird. Letztlich kann der Papst dennoch frei entscheiden.

Kirchliche Bestätigung ausstehend

Bereits seit Freitag wird in den Medien der in der Diözese Graz-Seckau wirkende Bischofsvikar Hermann Glettler als künftiger Innsbrucker Diözesanbischof gehandelt. Eine offizielle Bestätigung ist von kirchlicher Seite bislang nicht erfolgt. Am Montag hat die Diözese Innsbruck schließlich verlautbart, dass für „Mittwochmittag aus dem Vatikan die offizielle Bestätigung der Ernennung des neuen Diözesanbischofs von Innsbruck erwartet wird“. Für diesen Fall „wird der designierte Bischof unmittelbar darauf in Innsbruck für Begegnung mit der Öffentlichkeit und den Medien zur Verfügung stehen“, hieß es weiter.

Konkret ist ein „Gebet für und mit dem neu ernannten Bischof“ am Mittwoch um 12.15 Uhr im Innsbrucker Dom zu St. Jakob geplant, zu dem die Bevölkerung eingeladen ist. Ab 14 Uhr soll eine Pressekonferenz mit dem designierten Bischof sowie mit dem derzeitigen Diözesanadministrator Jakob Bürgler im Innsbrucker „Haus der Begegnung“ (Rennweg 12) stattfinden.

Hermann Glettler

Gerd Neuhold/Sonntagsblatt

Hermann Glettler

Sozial und reformorientiert

Auf dem Innsbrucker Bischofsstuhl sitzt künftig ein bunter Kirchenmann. Nicht zuletzt firmiert Hermann Glettler oft unter dem Titel „Künstlerpfarrer“, engagiert sich besonders für sozial Benachteiligte und Flüchtlinge und gilt kirchenpolitisch als dezidiert reformorientiert.

Ein Bischof, ganz nach dem Geschmack von Papst Franziskus: Er wolle die Kirche vor allem auch für Menschen öffnen, die mit ihr „nichts am Hut haben“, meinte er etwa vor seinem Amtsantritt als Bischofsvikar der Diözese Graz-Seckau in einem Interview. Evangelisation sei für ihn nicht Propaganda, sondern Ermöglichung von Begegnung. „Was sich der Einzelne herausnimmt, ist jemand selbst überlassen“, so Glettler.

Engagement für Flüchtlinge

Glettler wurde 1965 in Übelbach geboren. Nach der Matura am Bischöflichen Seminar und Gymnasium studierte er Theologie und Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München. Seit 1987 ist er Mitglied der Gemeinschaft Emmanuel. 1991 wurde Glettler zum Priester für die Diözese Graz-Seckau geweiht.

Nach Kaplansjahren in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna verbrachte er ein Fortbildungsjahr 1998/99 in St. Nicolas des Champs in Paris. Von 1999 bis 2016 war er Pfarrer im Pfarrverband Graz St. Andrä-Karlau. Als Pfarrer im multikulturellen Bezirk Gries engagierte er sich besonders auch für sozial Benachteiligte und Flüchtlinge.

Auch künstlerisch tätig

Er gehört der Kommission für den interreligiösen Dialog und der Kunstkommission der Diözese an. Zusätzlich zur Kunstvermittlung ist er auch als eigenständiger Künstler tätig: In Graz lief vor Kurzem eine Ausstellung mit seinen eigenen Werken unter dem Titel „Glettler privat“ - in augenzwinkernder Anlehnung an Josef Haders gleichnamiges Kabarettprogramm.

In der Ausstellung zeigt er Arbeiten aus der eigenen Kunstproduktion, aber auch Versatzstücke aus seiner ehemaligen Wohnungseinrichtung in der Grazer Pfarre St. Andrä. Seit einigen Jahren ist Glettler Vorsitzender des Arbeitsausschusses des steirischen Priesterrates. Im September 2016 wurde er zum Bischofsvikar für Caritas und Evangelisation in der Diözese Graz-Seckau bestellt. Als Provisor leitet er die Pfarre Graz-Christus der Salvator.

Evangelischer Superintendent gratuliert

In einem persönlichen Brief hat der Superintendent der evangelischen Diözese Salzburg/Tirol, Olivier Dantine, dem neu ernannten katholischen Bischof der Diözese Innsbruck, Hermann Glettler, gratuliert. Dantine würdigte Glettler als einen „sozial engagierten Pfarrer, dessen Herz für das Engagement für Flüchtlinge und auch für die interreligiöse Begegnung schlägt“.

Ebenso habe er als Theologe „über die Kunst Wege zur Begegnung weit über die Römisch-katholische Kirche hinaus“ eröffnet. Der Superintendent sieht in der Ernennung Glettlers gerade im Jahr des Reformationsjubiläums ein Zeichen der Öffnung und freut sich auf die zukünftige Zusammenarbeit in der Ökumene.

religion.ORF.at/APA/KAP/epdÖ

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