Glettler offiziell Bischof von Innsbruck

Papst Franziskus hat den bisherigen Grazer Bischofsvikar Hermann Glettler offiziell zum neuen Diözesanbischof von Innsbruck ernannt. Der Heilige Stuhl gab die Ernennung Mittwochmittag durch das vatikanische Presseamt im „Bollettino“ bekannt.

Damit wird das lange Warten der Tiroler auf einen Bischof offiziell beendet, das durch den Wechsel von Bischof Scheuer von Innsbruck nach Linz begonnen hatte. In der seit Jänner 2016 dauernden Sedisvakanz stand Jakob Bürgler als Diözesanadministrator an der Spitze der Innsbrucker Diözese. Bereits am Dienstag war der Ministerrat dem Konkordat folgend mit der Ernennung Glettlers befasst und erhob keine Einwände „allgemein politischer Natur“.

Weihe am Montag

Die Bischofsweihe wird am Samstag, 2. Dezember um 12.00 Uhr im Innsbrucker Dom mit Erzbischof Franz Lackner stattfinden. Die Bischöfe Wilhelm Krautwaschl (Steiermark) und Manfred Scheuer (Oberösterreich) werden konsekrieren.

Hermann Glettler

APA/Sonntagsblatt/Velchev

Hermann Glettler, jetzt offiziell Innsbrucker Bischof

Mit dem 52-jährigen Grazer Bischofsvikar Hermann Glettler ist nicht nur ein lang gedienter Seelsorger, der sich über viele Jahre in der Migranten- und Armenseelsorge engagierte, neuer Diözesanbischof für Innsbruck. Er ist zugleich auch ausgebildeter Kunsthistoriker und leidenschaftlicher Künstler.

„Politisch“ durch Aufmerksamkeit für Notleidende

„Im Sinne einer wirklichen Aufmerksamkeit für die Notleidenden unserer Zeit“ will Hermann Glettler ein „politischer Bischof“ sein. Der designierte Innsbrucker Diözesanbischof erklärte in einem Interview mit dem aktuellen steirischen „Sonntagsblatt“, das auch in der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ veröffentlicht wurde, er sehe es als Auftrag der Kirche, gemäß dem Zweiten Vatikanischen Konzil Anteil an den Freuden und den Leiden der Menschen zu nehmen und „Salz und Licht zu sein - manchmal mitten im ‚ganz normalen Wahnsinn‘ heutigen Lebens“. Parteipolitisches Engagement sei damit „natürlich nicht“ gemeint, so Glettler.

Als ein prägendes Erlebnis für sein späteres soziales Engagement als Pfarrer im Grazer „Multikultibezirk“ Gries berichtete Glettler in dem Interview vom Sommer 1990, als er als Freiwilliger in einer Suppenküche und Notschlafstelle von Mutter-Teresa-Schwestern in der New Yorker Bronx arbeitete. „Das war eine meiner tiefsten Erfahrungen gelebter Nächstenliebe in einem Umfeld echter Trostlosigkeit.“

„Sehr bodenständiger Glaube“

Seine Religiosität sei stark beeinflusst von seiner Kindheit auf dem heimatlichen Bergbauernhof im steirischen Übelbach und dem dort „sehr bodenständigen Glauben“. Seine Eltern nahmen Mitte der 1970er-Jahre an einem Cursillo teil, was die familiäre Glaubenskultur positiv geprägt habe, wie Glettler erzählte.

Als Teenager kam er in Kontakt mit der Charismatischen Erneuerung und dem „leidenschaftlichen Pfarrer“ Johann Koller von Wien-Hernals, nach der Matura bei einer Reise nach Burgund mit der Gemeinschaft Emmanuel, der sich Glettler 1987 anschloss. „Die Möglichkeit, als Priester in einer Gemeinschaft zu leben und in einer zeitgemäßen Weise missionarisch zu sein, ist mir dort als Vision geschenkt worden.“

„Fingerzeig Jesu“ bei Ernennung

Über die Umstände seiner Ernennung berichtete Glettler von einem „Fingerzeig Jesu“: Auf Einladung der vatikanischen Bischofskongregation fuhr er am vergangenen Donnerstag, 21. September, nach Rom. An diesem Festtag des heiligen Matthäus besuchte er die Kirche San Luigi dei Francesi und betrachtete das Bild „Die Berufung des Matthäus“ von Caravaggio.

Inspiration durch Caravaggio

„Jesus zeigt in eine Gruppe hinein, und es ist gar nicht klar, wen er meint“, erläuterte Glettler das Gemälde des Malers des Frühbarocks. Drei Stunden später überreichte ihm Kongregationschef Kardinal Marc Ouellet überraschenderweise sein Ernennungsdekret. „Nach dem ersten Schock und einigen Versuchen, ein paar Einwände geltend zu machen, hat sich jedoch ein innerer Friede eingestellt“, so Glettler weiter.

Caravaggio (1571-1610): Die Berufung des Matthäus (1599-1600)

Public Domain/Wikipedia

Caravaggio (1571-1610): Die Berufung des Matthäus (1599-1600)

„In meinen Gedanken war ich beim Fingerzeig Jesu auf dem Caravaggio-Bild: Jetzt zeigt der Herr auf mich! Er ruft mich als einen einfachen und meist sehr beschäftigten Menschen, und er ruft mich, obwohl er meine Schwächen und Sünden kennt. Das ist Barmherzigkeit.“

Damit knüpfte der bisherige steirische Bischofsvikar auch an eine Erfahrung am elterlichen Bauernhof an: „Ich durfte als Kind ordentlich mitarbeiten, mein Vater hat mir viel zugetraut.“ Das habe sich auch auf seine Priesterberufung ausgewirkt, sagte Glettler: „Gott traut mir was zu und braucht mich - und die Menschen ebenso.“

Keine Angst vor „Kunst-Bischof“

Angesprochen auf seine Affinität zur Kunst und auf die augenzwinkernde Frage „Müssen sich die Tiroler vor einem Kunst-Bischof fürchten?“ antwortete Glettler: „Sicher nicht. Ich will niemanden zur zeitgenössischen Kunst bekehren.“ Er sehe Kunst als „Katalysator“ und „Hilfe zur Ermöglichung einer besseren und ehrlicheren Kommunikation“. Aber den „Steirischen Herbst“ wolle er nicht nach Tirol mitnehmen.

Mit Kunst verbunden seien auch seine bisherigen Berührungspunkte mit der Diözese Innsbruck, so Glettler: Einige Kirchen des Landes kenne er von einer Exkursion im Zuge seines Kunstgeschichte-Studiums. Von der Stadt Innsbruck kenne er hauptsächlich kulturelle Highlights wie die Fresken von Max Weiler auf der Hungerburg.

Mit diesem 2001 verstorbenen Tiroler Maler kam Glettler auch persönlich in Kontakt, als er im Grazer Priesterseminar dessen Arbeiten ausstellte. Als er den Künstler in Wien besuchte, „war er sehr angetan, dass sich ein angehender Priester für Kunst interessierte“, erinnerte sich Glettler. Weiler habe eine tiefe mystische Sicht der Welt gehabt. „Bei seinem 80. Geburtstag, den er im Sommer 1990 in New York feierte, durfte ich dabei sein.“

Vorfreude auf Tirol

Zuletzt sei er intensiv in die Vorbereitungen zum Jubiläum „800 Jahre Diözese Graz-Seckau“ und in den in der Steiermark laufenden Prozess der Kirchenentwicklung eingebunden gewesen. „Diese Arbeit muss ich zurücklassen“, bedauerte Glettler, „aber ich freue mich schon auf das Jubiläumswochenende im Juni 2018 in Graz“.

Groß sei aber auch die Vorfreude auf die Begegnung mit den Menschen in Tirol. „Die Freude auf das Bischofsamt braucht noch etwas, ‚der erste Schrecken‘ ist einmal vorbei.“ Mittlerweile hätten ihn „schon sehr viele positive Signale des Willkommens erreicht“. Und es sei ihm nun klar, „dass ich mit dem Tirolerisch eine weitere Fremdsprache erlernen muss“, wie Glettler lachend hinzufügte.

religion.ORF.at/KAP

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