Glettler tritt für Frauen-Diakonat ein

Der neue Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler tritt für eine Zulassung von Frauen zum Diakonat ein. Er wäre „eindeutig dafür“, sagte Glettler am Mittwoch im Interview mit der APA.

Papst Franziskus habe ja eine Kommission eingesetzt, um das Diakonat für Frauen zu prüfen. Es würde ihm viel Freude bereiten, wenn das „relativ bald in die Zielgerade kommt und positiv entschieden wird“. Dass Frauen in der katholischen Kirche irgendwann einmal Priester werden dürfen, sei „so utopisch nicht“. Aber es brauche zunächst einmal „Schritte“ wie eben das Diakonat für Frauen, so der designierte Innsbrucker Bischof.

Wiederverheiratete Geschiedene: „Sehr“ offen

Auch auf die Frage, ob er in der seit langem geführten Debatte über die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene offen sei, antwortete Glettler: „Sehr“. Allerdings finde er die „Zuspitzung auf die Kommunionsfrage schade“, wenngleich es dabei auch „konkret werde“. Kommunion jenen zu geben, deren Ehe gescheitert ist und die wieder in einer neuen Beziehung leben, ergebe „sehr, sehr viel Sinn vom Evangelium her“.

Der designierte Innsbrucker Bischof Hermann Glettler bei seiner Antrittspressekonferenz

Diözese Innsbruck/Weingartner-Rachle

Der designierte Innsbrucker Bischof Hermann Glettler bei seiner Antrittspressekonferenz in Innsbruck

Aber es ergebe für die Kirche auch Sinn, jemanden zu begleiten, der dann zu dem Entschluss komme, letztendlich bewusst darauf zu verzichten. Es gehe um ein „Begleiten, Unterscheiden und dann auch ein Freistellen, ob jemand sagt, ich gehe bewusst zur Kommunion oder ich verzichte bewusst darauf aus einer bestimmten inneren Motivation heraus“.

Zölibat hat „sehr wohl eine Bedeutung“

Der Zölibat habe „sehr wohl eine Bedeutung“. „Ich bin weder ein Verfechter, dass er aufgehoben werden muss, noch dass er für alle Ewigkeit so festgeschrieben ist“, erklärte der Steirer. Bei einem sofortigen Aufgeben des Zölibats hätte er aber die „Sorge, dass bei uns auch etwas wegbricht“. Er halte die Aufgabe des Zölibats aber langfristig für „nicht ausgeschlossen“. Einen Zeithorizont wollte der designierte Innsbrucker Oberhirte nicht nennen.

Glettler trat zudem dafür ein, Laien vor Ort in den Pfarren in „Leitungsverantwortung“ zu bringen, die „natürlich in gewissem Sinn delegiert und partizipativ ist“. Er sprach sich für eine „Entlastung der Pfarren und Priester“ aus. „Dass die Leitung der Pfarren so eng an die Priester gebunden wird - ich glaube da braucht es strukturelle Neuüberlegungen und konkrete Maßnahmen zur Entlastung.“

Dass auch sogenannte „Viri probati“ - das sind „bewährte Männer“, die zwar verheiratet sind, aber aufgrund ihres nach katholischen Maßstäben vorbildlich geführten Lebens zu Diakonen geweiht werden können - die Aufgabe von Priestern übernehmen sollten, sei eine „Spur, die man sicher verfolgen sollte“. Der Papst habe diesbezüglich ja auch schon „viele Signale gegeben“. „Da soll man auch weiterdenken. Warum nicht?“, so Glettler.

Dank an Bürgler

Mit einem herzlichen Dank an den Diözesanadministrator Jakob Bürger war Glettler in seine erste Pressekonferenz als designierter Bischof der Diözese Innsbruck am Mittwoch im Haus der Begegnung in Innsbruck gestartet. Bürgler habe „die Diözese mit Feinfühligkeit und großem Engagement geleitet“ und dabei auch viele Hürden gemeistert, sagte Glettler laut einer Presseaussendung der Diözese Innsbruck. Dass er die Entscheidung des Papstes für einen Nicht-Tiroler so gelassen nehme, zeuge „von einer beeindruckenden menschlichen Größe und einer tiefen geistlichen Verwurzelung“.

Der designierte Innsbrucker Bischof Hermann Glettler und Diözesanadministrator Jakob Bürgler  bei Glettlers Antrittspressekonferenz

Diözese Innsbruck/Weingartner-Rachle

Glettler (re.) dankte Diözesanadministrator Jakob Bürgler (li.)

Ausdrücklich wandte er sich an alle Menschen, die sich aus Enttäuschung oder Frustration von der Kirche abgewandt haben, eine andere spirituelle Heimat gefunden haben oder nie einen Bezug zur Kirche hatten. Er trete gerne in Dialog und freue sich über jedes Zeichen menschlicher Verbundenheit, so Glettler.

Gruß an Tiroler Juden und Muslime

Ein besonderes Anliegen ist dem künftigen Bischof der ökumenische Dialog und das Gespräch mit anderen Religionsgemeinschaften. Ausdrücklich grüßte Glettler die israelitische Kultusgemeinde und die Muslime in Tirol. „Friede und Versöhnung kann es nur geben, wenn wir uns alle als Teil einer großen Menschheitsfamilie sehen und gemeinsam das Wohl aller vor Augen haben“, so Glettler.

Am Ende seines Statements bat der künftige Bischof um Unterstützung für sein künftiges Wirken in der Diözese Innsbruck. Es gehe dabei nicht um die Kirche, sondern um das Reich Gottes und um ein neues, vom Geist erfülltes und solidarisches Leben. Dankbar sei er für alle Zeichen des Willkommens, die ihm in diesen Tagen und künftig entgegen gebracht werden.

religion.ORF.at/APA

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