Bangladesch: Erzbischof schockiert über Rohingya-Lager

Spitzenvertreter der katholischen Kirche in Bangladesch haben sich nach einem Besuch in den Flüchtlingslagern der aus Myanmar vertriebenen Rohingya-Minderheit zu der Situation vor Ort geäußert: Sie seien über die unmenschlichen Bedingungen schockiert.

„Der Besuch in den Lagern war für mich und meine Begleiter eine wirklich schockierende Erfahrung“, berichtete der Erzbischof von Chittagong, Moses Costa, am Donnerstag auf Anfrage der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA. Er hatte Ende September zusammen mit Kardinal Patrick D’Rozario aus der Hauptstadt-Erzdiözese Dhaka die Flüchtlingslager im Ort Cox’s Bazar besucht.

Depressive Frauen und Kinder

„Die vielen Flüchtlinge leben unter unmenschlichen Bedingungen. Es regnet jeden Tag. Das Klima ist heiß und feucht“, so der Bischof. Die Menschen benötigten „dringend Nahrungsmittel, Medizin, gute Unterkünfte und sanitäre Einrichtungen“.

Viele Frauen und Kinder seien inzwischen depressiv, ergänzte Costa. Die Flüchtlinge hätten ihm von der Gewalt in Myanmars Teilstaat Rakhine, von Vergewaltigungen und von der Ermordung von Angehörigen berichtet. „Hunderttausende solcher herzzerreißenden Geschichten warten darauf, der Welt erzählt zu werden.“

Angehörige der muslimischen Minderheit Rohingya im Flüchtlingscamp in Cox’s Bazar in Bangladesch, die unter Planen Schutz vor dem Regen suchen

APA/AFP/Dominique Faget

Rohingya sitzen im Flüchtlingscamp in Cox’s Bazar unter Planen im Regen

Menschen wollen nicht nach Myanmar zurück

Gleichzeitig ist für Erzbischof Costa, seine Bischofskollegen und die Regierung von Bangladesch aber auch klar, dass die Lager keine dauerhafte Lösung sind. Die Rohingya könnten nicht im hoffnungslos überbevölkerten Bangladesch bleiben.

"Myanmar muss die Flüchtlinge als seine Staatsangehörigen akzeptieren. Garantierte Grundrechte könnten sie dazu bringen, in ihr Heimatland zurückzukehren, so Costa gegenüber der KNA. Aus seinen Gesprächen mit Flüchtlingen aber weiß der Erzbischof, dass niemand zurück will. „Angst und Unsicherheit sind zu groß.“

Rund 1. Mio Menschen zu versorgen

Die UNO spricht im Zusammenhang mit dem Vorgehen der Armee von Myanmar gegen die Rohingya von „ethnischen Säuberungen“ in Rakhine. Nach Schätzungen sind allein seit Ende August mehr als 500.000 Rohingya ins benachbarte Bangladesch geflohen.

Die Vereinten Nationen befürchten, dass die Zahl auf 700.000 steigen könnte. Hinzu kommen rund 400.000 Angehörige der muslimischen Minderheit, die bereits vor Jahren aus dem buddhistisch dominierten Myanmar in das überwiegend islamische Nachbarland geflohen sind. Alles in allem, so die UN, müsse mindestens eine Million Menschen in den Lagern von Cox’s Bazar mit Nahrung, Wasser, ärztlicher Betreuung, Schulen und Unterkünften versorgt werden.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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