Griechenland: Wirbel um Geschlechtsänderung

Ein Gesetz, das schon 15-Jährigen das Recht einräumt, ihr Geschlecht in ihren Ausweisen zu ändern, hat in Griechenland einen Streit der orthodoxen Kirche mit der Regierung ausgelöst.

„Das Gesetz torpediert die heilige Institution der Familie“, erklärte die Bischofssynode der orthodoxen Kirche Griechenlands. „Unsere Vorfahren werden sich aus ihren Gräbern erheben, wenn wir nicht reagieren“, schrieb der Vorstand der Mönchsrepublik Berg Athos an die Regierung. Das berichtete die griechische Presse am Freitag.

Premier fürchtet um kirchennahe Stimmen

Das Parlament soll in den kommenden Wochen über die Reform abstimmen. Die Regierung unter Premier Alexis Tsipras mache sich jedoch nun neue Gedanken. Ein Streit mit der orthodoxen Kirche könnte große Stimmenverluste bedeuten, sagte ein Mitglied der regierenden Linkspartei Syriza, der große Erfahrung in Sachen Beziehungen Kirche-Staat hat, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Mehr als 90 Prozent der Griechen erklären, sie seien christlich-orthodoxen Glaubens.

Aufregung auf Berg Athos

„Aufregung“ herrsche in der autonomen Mönchsrepublik Berg Athos im Norden Griechenlands. Mit dem neuen Gesetz könnten sich Frauen zu Männern erklären und damit das „Avaton“ (Zutrittsverbot für Frauen) verletzen, sagte Pastor Stelios, ein Pfarrer im Athener Stadtteil Patissia, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Kirchlich ist die Landzunge Maria, der Mutter Jesu, gewidmet. Frauen ist jedoch untersagt, den Ort zu betreten, um sie zu ehren.

Das Kloster Esfighmenu auf dem Berg Athos in Griechenland

APA/dpa/dpaweb/dpa/Schaefer

Das Kloster Esfighmenu auf dem Berg Athos in Griechenland

Die rund 335 Quadratkilometer große Mönchsrepublik Berg Athos ist die östlichste Landzunge auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki. Auf dem Heiligen Berg (Agion Oros), wie die autonome Region in der griechisch-orthodoxen Welt genannt wird, leben zurzeit Schätzungen zufolge etwa 2.300 Mönche sowie männliches Verwaltungs- und Polizeipersonal.

Athos: Für Frauen verboten

Die Mönche stammen aus fast allen Staaten mit orthodoxer Bevölkerung. Die Mönchsrepublik wird von den Äbten ihrer 20 Klöster verwaltet. Dazu kommen noch 14 sogenannte Skiten, kleine, dorfähnliche Mönchssiedlungen. Die Regierung in Athen wird von einem Verwalter und der Polizei vertreten. Kirchlich ist die Landzunge Maria, der Mutter Jesu, gewidmet. Das geistliche Oberhaupt der Mönchsrepublik, die als Hochburg des orthodoxen Christentums gilt, ist der griechisch-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. mit Sitz in Istanbul (das frühere Konstantinopel).

Ausflugsschiffe mit Frauen an Bord müssen einen Abstand von 500 Metern von der Küste des Berges halten. Männliche Besucher brauchen eine Aufenthaltserlaubnis (Diamonitirion). Diese gibt eine Vertretung der Mönchsrepublik in der Hafenstadt Thessaloniki aus.

religion.ORF.at/APA/dpa

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