Schönborn und Fischer eröffneten Akademie am Dom

Kardinal Christoph Schönborn und Altbundespräsident Heinz Fischer haben am Freitagabend in Wien die neue katholische Bildungsinitiative Akademie am Dom eröffnet.

Als Teil der seit Jahrzehnten etablierten Theologischen Kurse soll die Akademie den interdisziplinären Dialog zwischen Kirche, Religion, Wissenschaft und Kultur voranbringen und so einen „Ort katholischer Nachdenklichkeit und Freiheit“ schaffen.

Kardinal Schönborn prognostizierte der Akademie in seiner Eröffnungsrede eine spannende Zukunft. Nach dem Verständnis der jüdisch-christlichen Tradition sei Dialog die Grundform des Suchens nach Wissen und Wahrheit. Dabei gehe es neben dem Austausch zwischen den Menschen auch um den Dialog mit Gott. „Gott spricht, und sein Wort ist für den Menschen vernehmbar“, wies der Wiener Erzbischof hin.

Lernender und Hörender bleiben

Jesus habe Jünger und Schüler um sich geschart, zugleich beauftragte er diese selbst zu lehren. In die lebenslange Schule Jesu zu gehen bedeute als Lehrender zugleich immer auch Lernender und Hörender zu bleiben, betonte Schönborn. Er sprach abschließend vom „spannenden Abenteuer des Christentums als Bildungsreligion“, auch die Akademie am Dom könne und werde dazu beitragen nach dem Motto: „Menschen lernen mit- und voneinander und lassen sich auch von Gott belehren.“

Der frühere höchste Repräsentant Österreichs, Altbundespräsident Heinz Fischer definierte Bildung als Erwerb von Wissen, zugleich aber auch Aneignung von Werten. Beides sei notwendig zur Orientierung und für friedliche, nachhaltige Lösungen in der Gesellschaft.

Nicht nur an Katholiken gerichtet

Nach den Worten Fischers sind ein religiös begründetes Wertefundament einerseits und Offenheit für Pluralismus andererseits seien keine Gegensätze, sondern würden einander ergänzen. Fischer lobte diesbezüglich die inhaltliche Ausrichtung der Akademie, die sich dezidiert nicht nur an Katholiken, sondern auch an alle am gesellschaftlichen Diskurs Interessierten richte.

Das betonte auch Akademieleiter Erhard Lesacher in seiner Begrüßung. Er bezeichnete die neue Bildungsschiene als „Ort der geistigen Auseinandersetzung und des interdisziplinären Dialogs“. Den theologisch-inhaltlichen Teil der Eröffnung bestritten der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding und die Wiener Religionspädagogin Andrea Lehner-Hartmann mit Ausführungen zum Thema „das Christentum als Bildungsreligion“.

Breite Ausrichtung

Für die weiteren öffentlichen Einzelvorträge und Podiumsveranstaltungen im Rahmen der Akademie am Dom steht eine Vielzahl aktueller theologischer und gesellschaftlicher Fragen auf dem Programm. Letzteres richtet sich explizit „nicht nur an Katholiken, sondern an alle Personen, die an kirchlich-religiösen, wissenschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlich-politischen Diskursen teilnehmen wollen“. Die Veranstaltungen können auch einzeln besucht werden.

Das ersten Akademie-Semester steht unter dem Themenschwerpunkt „Wege aus der Angst“, zunächst mit der evangelischen Theologin Susanne Heine am 11. Oktober mit Überlegungen zur Frage „Woher kommt der Hass?“. Weitere Referenten sind u. a. der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl („Angst vor dem Alter?“, 11. Jänner 2018), der Dogmatiker Gisbert Greshake („Angst vor der ewigen Verdammnis“, 31. Jänner 2018), aber auch Fachleute aus dem nichtkirchlichen Bereich wie der Psychiater und Suchtexperte Reinhard Haller („Das Böse“, 29. November) und die Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak („Politik der Angst. Die Macht der Sprache in populistischen Diskursen“, 10. Jänner 2018).

religion.ORF.at/KAP

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