Bahai feiern 200. Geburtstag von Religionsgründer

Weltweit feiern etwa fünf Millionen Bahai am 22. Oktober den 200. Jahrestag der Geburt ihres Religionsstifters Baha’ullah (1817-1892). Der Bahaismus versteht sich als unabhängige monotheistische Religion.

Sie ging im 19. Jahrhundert als eigenständige Offenbarungsreligion aus dem schiitischen Islam Persiens (Iran) hervor. Über das Ziel von Religion sagte Baha’ullah: „Der Hauptzweck, der den Glauben Gottes und seine Religion beseelt, ist, das Wohl des Menschengeschlechts zu sichern, seine Einheit zu fördern und den Geist der Liebe und Verbundenheit unter den Menschen zu pflegen.“

Bahai vor dem "Universalen Haus der Gerechtigkeit" in Haifa, Israel

ORF

Bahai vor dem „Universalen Haus der Gerechtigkeit“, einem ihrer wichtigsten Gremien, in Haifa, Israel

Bundespräsident Alexander Van der Bellen sandte anlässlich des Feiertags eine Grußbotschaft, in der er anerkennende Worte für das Menschenbild der Bahai fand und auf das ethisch motivierte, humanitäre Handeln der Bahai in Österreich hinwies.

„Ganz große Stifterpersönlichkeit“

Der Religionswissenschaftler und Gründungspräsident der Österreichischen Gesellschaft für Religionswissenschaften, Johann Figl, würdigte in seinen Grußworten die Forderung Baha’ullahs nach der Einheit der Menschheit. „Religionen sollen Kräfte des Friedens werden“, so Figl, der Bahau’llah als „ganz große, bedeutende religiöse Stifterpersönlichkeit der Moderne“ bezeichnete.

Veranstaltungshinweis

Am 22. Oktober feiert die Wiener Bahai-Gemeinde das Jubiläum ab 16.30 Uhr im Saal des Studio 44 (Rennweg 44, 1030 Wien).

„Heute benötigen wir mehr denn je positive Modelle des gesellschaftlichen Wandels, die die Menschen zusammenführen anstatt sie einander zu entfremden“, sagte Hans-Martin Noltenius, Vorsitzender des Nationalen Geistigen Rates der Bahai in Deutschland, vor den Feiern.

In Zeiten, in denen Religion kritisch betrachtet werde, solle das Jubiläum auch Gelegenheit bieten, über die positiven Auswirkungen von Religion auf die Gesellschaft zu sprechen. Die zweitägigen Feiern umfassen den 200. Geburtstag von Baha’ullah am Sonntag und den 198. Geburtstag des Bab, des zweiten Religionsgründers, am Samstag.

Der Letzte einer Reihe von Propheten

Mirsa Hussein Ali Nuri (1817 bis 1892), genannt Baha’ullah (Arabisch: Herrlichkeit Gottes) ist der eigentliche Stifter der Bahai-Religion, die aus dem Babismus im Iran hervorging. Baha’ullah ist für die Religionsgemeinschaft der „Verheißer aller Zeitalter“ und wird als der vorerst Letzte in einer Reihe von Propheten und Verkündern des Göttlichen angesehen. Bahai sind überzeugt, dass die Lehren aller Religionsstifter wie Mohammed, Jesus Christus und Buddha der gleichen göttlichen Quelle entstammen und den gleichen Idealen und Grundsätzen huldigen beziehungsweise sie verkünden.

Gleichberechtigung aller Menschen

Die Religion hat ihre Wurzeln im heutigen Iran. Bahai sehen die Gleichberechtigung aller Menschen, Frieden und Bildung als zentrale Gebote für die Entwicklung hin zur Einheit der Menschheit an. Ein Grundsatz der Bahai ist, dass alle Religionen den gleichen Ursprung haben.

Bahai-Tempel Bahai Mashriqu'l-Adhkar in New Delhi, Indien

Reuters/Adnan Abidi

Lotustempel" (Bahai Mashriqu’l-Adhkar) in New Delhi, Indien

Die einzelnen Glaubensrichtungen hätten sich nur aufgrund unterschiedlicher kultureller und zeitlicher Einflüsse anders entfaltet. Neun soziale sowie sechs geistige Prinzipien sieht die Bahai-Religion vor, unter anderem die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Im Ursprungsland Iran verfolgt

Mit etwa 300.000 Mitgliedern stellen die Bahai die größte nicht-muslimische Minderheit im Iran. Seit der Islamischen Revolution 1979 werden die Bahai in ihrem Ursprungsland aber verfolgt, weil ihr „Prophet“ und seine Anhänger als vom Islam Abgefallene betrachtet werden - was als schweres Verbrechen gilt.

In Österreich sind die Bahai eine staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft. Als solche besitzt sie Rechtspersönlichkeit, ist aber im Gegensatz zu gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften wie etwa den Katholiken oder der Islamischen Glaubensgemeinschaft keine Körperschaft öffentlichen Rechts.

religion.ORF.at/APA/dpa

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