35 neue Heilige aus Lateinamerika, Spanien und Italien

Papst Franziskus hat am Sonntag 35 Katholiken aus Lateinamerika, Spanien und Italien heiliggesprochen, darunter auch die im 17. Jahrhundert in Brasilien von Protestanten ermordeten ersten heiligen Märtyrer Brasiliens.

In seiner Predigt beim Heiligsprechungsgottesdienst würdigte Franziskus die 35 Katholiken als Vorbild einer vollkommenen Hingabe an Christus, wie Kathpress am Sonntag berichtete.

Petersplatz in Rom

REUTERS/Alessandro Bianchi

Papst Franziskus hat am Sonntag 35 Katholiken aus Lateinamerika, Spanien und Italien heiliggesprochen

Brasilianische Märtyrer von Calvinisten ermordet

Bei den brasilianischen Märtyrern handelt sich um den Jesuiten Andre de Soveral (1572-1645), den Priester Ambrosio Francisco Ferro und 28 Laien, die als Missionare im Gebiet des heutigen Bundesstaates Rio Grande do Norte unterwegs waren.

Sie wurden 1645 von calvinistischen Söldnern der niederländischen Kolonialherren getötet, die der katholischen Mission einen Riegel vorschieben wollten. Im Jahr 2000 wurden sie selig gesprochen.

Erste katholische Glaubenszeugen des Landes

Ebenfalls eine weltweite kirchliche Verehrung gestattete der Papst bei einem Gottesdienst auf dem Petersplatz für drei jugendliche mexikanische Märtyrer aus dem 16. Jahrhundert, den spanischen Priester Faustino Miguez Gonzalez (1831-1925) und den italienischen Kapuziner Angelo d’Acri (1669-1739).

Ähnlich ist die Lebensgeschichte der drei Jugendlichen Cristobal, Antonio und Juan, die zu Beginn der Missionierung Mexikos im frühen 16. Jahrhundert Christen geworden waren und selbst den Glauben im Volk weitergaben.

Der eine starb 1527 durch die Hand des eigenen Vaters, die anderen beiden 1529 durch Indios, die sich durch die Missionare in ihren Traditionen bedroht sahen. Johannes Paul II. hatte die drei Mexikaner 1990 in der Guadelupe-Basilika seliggesprochen.; sie gelten als erste katholische Glaubenszeugen des Landes.

Der Ordenspriester Faustino Miguez setzte sich über fünf Jahrzehnte in Spanien für die Bildung armer Schichten ein. 1885 gründete er in Andalusien ein Ordensinstitut, das sich besonders der Erziehung von Mädchen widmet. Papst Johannes Paul II. erhob ihn 1998 zum Seligen.

Italiener unter den Heilggesprochenen

Schließlich zählt auch der italienische Kapuziner Lucantonio Falcone (1669-1739) zu den neuen Heiligen. Der im süditalienischen Acri Geborene trat nach Zweifeln und zwei vergeblichen Anläufen in den Kapuzinerorden ein; unter dem Ordensnamen Angelo erwarb er sich in langjähriger Wandertätigkeit in Kalabrien einen Ruf als begnadeter Prediger und Beichtseelsorger.

Nach verschiedenen Leitungsaufgaben in seinem Orden starb er in seinem Heimatort Acri. Papst Leo XII. hatte bereits 1825 eine begrenzte kultische Verehrung für ihn erlaubt.

Das Leben des Christen sei „eine Liebesgeschichte mit Gott“, wovon die neuen Heiligen beispielhaft Zeugnis abgelegt hätten, sagte der Papst. Alle Christen sollten - ähnlich wie in einer Ehe - mit Gott eine „Lebensgemeinschaft aus Dialog, Vertrauen und Vergebung“ pflegen, betonte der Papst. Gott gehe es vorrangig um diese Intimität, „nicht darum, dass wir unsere Pflichten gut erfüllen und seine Gesetze beobachten“.

„Christliches Leben ohne Liebe steril“

Um dies umzusetzen, sollten Christen „wenigstens einmal am Tag dem Herrn die Liebe zu ihm bekennen“ und „unter den vielen gesagten Worten“ auch „Ich liebe dich Herr. Du bist mein Leben“ sagen.

Denn ohne Liebe werde das christliche Leben steril, „es wird zu einem seelenlosen Körper, zu einer unmöglichen Moral, zu einer Gesamtheit von Prinzipien und Gesetzen, die man ohne ein Warum unter einen Hut bringen muss“, betonte der Papst.

Entfernung von der Liebe zu Gott geschehe meist nicht aus Bosheit, sondern da man eher Sicherheiten, Selbstbestätigung und Bequemlichkeiten suche.

„Dann kann man es sich auf den Sesseln der Gewinne, der Genüsse, eines Hobbys, das uns etwas fröhlich sein lässt, bequem machen, aber so altert man früh und schlecht, weil man im Inneren altert: Wenn das Herz sich nicht weitet, verschließt es sich“, sagte Franziskus. Glaube in Routine und Normalität sei „ohne Elan, ohne Enthusiasmus und mit kurzem Gedächtnis“, weshalb sich Christen stets um die Erneuerung ihrer Liebe zu Gott bemühen sollten.

Gott sei „das Gegenteil des Egoismus“, erklärte der Papst. „Angesichts des ‚Nein‘, schlägt er nicht die Tür zu, sondern bezieht noch mehr ein. Gott antwortet in Anbetracht erlittenen Unrechts mit einer noch größeren Liebe.“ Niemand könne sich dabei rühmen, exklusiv von Gott eingeladen zu sein. „Keiner ist gegenüber den anderen privilegiert, aber jeder ist privilegiert vor Gott“, so der Papst.

religion.ORF.at/APA