Archäologen legen neuen Klagemauer-Abschnitt frei

Israelische Archäologen haben in der Altstadt von Jerusalem einen kürzlich freigelegten Abschnitt der Klagemauer und die ersten in der Stadt entdeckten Überreste eines öffentlichen Gebäudes aus der Römerzeit vorgestellt.

Der Archäologe Joe Uziel sagte am Montag an der Ausgrabungsstelle, er und seine Kollegen hätten von dem Mauerabschnitt gewusst und angenommen, unterhalb der Mauer auf eine römische Straße zu stoßen. Die Ausgrabungsarbeiten hätten aber keine Straße, sondern einen Rundbau aus der Römerzeit zum Vorschein gebracht, berichtete Uziel.

Ein 1.800 Jahre altes römischer Rundbau (möglicherweise ein Theater) wurde neben der Klagemauer ausgegraben

APA/AP/Sebastian Scheiner

Ein öffentliches Gebäude oder ein Theater legten Archäologen nahe der Klagemauer frei

1.700 Jahre unter der Erde

Ob es sich dabei um ein Theater oder um ein Verwaltungsgebäude handelte, sei bislang noch nicht geklärt. Mit Hilfe der Radiokarbon-und anderen Datierungsmethoden habe bestimmt werden können, dass das nicht fertiggestellte Gebäude aus dem zweiten oder dritten nachchristlichen Jahrhundert stammt.

Der freigelegte Abschnitt der 2000 Jahre alten Klagemauer mit sehr gut erhaltenen Steinquadern ist etwa 15 Meter breit und acht Meter hoch. Nach Angaben der israelischen Altertumsbehörde war der Abschnitt 1.700 Jahre lang mit acht Metern Erde bedeckt.

Nationalsymbol Israels

Nach der Zerstörung des Zweiten Jüdischen Tempels durch die Römer im Jahr 70 unserer Zeitrechnung ist die westliche Stützmauer des Tempelbergs heute das einzige architektonische Zeugnis dieser Epoche. Die Mauer wurde zu einem Nationalsymbol Israels und ist eine der meistbesuchten touristischen Attraktionen in Jerusalem.

Darüber erhebt sich der Tempelberg, arabisch Al-Haram Al-Scharif (Edles Heiligtum). Er ist mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom mit seiner goldenen Kuppel das dritthöchste islamische Heiligtum nach Mekka und Medina. Das Hochplateau, das im von Israel annektierten Ostteil Jerusalems liegt, ist wegen der dort befindlichen Klagemauer auch gläubigen Juden heilig.

religion.ORF.at/AFP