Weiter deutsche Debatte über muslimische Feiertage

Die deutsche Debatte über muslimische Feiertage geht weiter. Grünen-Chef Cem Özdemir sagte der „Passauer Neuen Presse“ (Mittwoch-Ausgabe), er sehe in dieser Frage keinen Handlungsbedarf: „Muslime können sich heute schon an Feiertagen freinehmen.“

Ähnlich äußerte sich der stellvertretende CDU-Vorsitzende Volker Bouffier gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auslöser ist ein Auftritt von Innenminister Thomas de Maiziere bei einer Parteiveranstaltung in der vergangenen Woche.

De Maiziere: Kein „Vorstoß“

Dort hatte der CDU-Politiker laut eigenen Angaben „einen Gedanken aufgegriffen, in Regionen mit einem sehr hohen Anteil von Muslimen über einen muslimischen Feiertag zu diskutieren“. Daraus einen „Vorstoß“ oder „Vorschlag“ für einen muslimischen Feiertag zu machen nannte de Maiziere in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme „abwegig“.

Der deutsche Innenminister, Thomas de Maiziere

APA/(AP/Markus Schreiber

Der deutsche Innenminister, Thomas de Maiziere, fühlt sich missverstanden

Eine ähnliche Gesprächsbereitschaft wie de Maiziere hatte zuvor der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, in einem Interview der „Passauer Neuen Presse“ (Dienstag-Ausgabe) signalisiert: „In einer multireligiösen Gesellschaft kann in Gegenden mit hohem Anteil an frommen Muslimen ein islamischer Feiertag hinzukommen, ohne dass die christliche Tradition unseres Landes verraten würde.“

Festkalender nicht „museal“

Der Festkalender sei „weder museal noch eine bloße Abfolge arbeitsfreier Tage, sondern Zeichen des Reichtums europäischer Traditionen“, so Sternberg weiter. Christliche Feiertage würden weniger durch eine Einführung eines muslimischen Feiertages gefährdet, sondern dadurch, dass immer weniger Menschen etwas mit diesen Tagen anfangen könnten.

Sturm der Entrüstung

Wie die Zeitung am Mittwoch unter Berufung auf einen Sprecher des ZdK berichtete, stand bei dem höchsten Gremium der katholischen Laien in Deutschland daraufhin für Stunden das Telefon nicht mehr still. Es habe einen Sturm der Entrüstung gegeben und „Kübel voll Dreck“.

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer zeigte sich „tief bestürzt, ja fassungslos, dass sich jetzt auch noch die Spitze des Zentralkomitees der Katholiken für einen Islam-Feiertag ausspricht“. Scheuer weiter: „Bedenke das Ende bei all dieser Beliebigkeit. Mit der CSU wird es keinen Islam-Feiertag geben.“

Kaddor: „Symbolpolitik“

Unter Muslimen fiel das Echo gespalten aus. Die Islamlehrerin Lamya Kaddor sprach von „Symbolpolitik“; der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sagte dagegen, ein muslimischer Feiertag könne integrationsfördernd wirken.

In einer Umfrage für die „Bild“-Zeitung sprachen sich sieben von zehn Befragten (70,1 Prozent) gegen die Einführung islamischer Feiertage aus, nur jeder 13. befragte Deutsche (7,8 Prozent) war dafür.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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