Initiative „Pro Pope Francis“ hat 10.000 Unterstützer

Wie ein Lauffeuer verbreite sich derzeit die Initiative „Pro Pope Francis“, die den Papst und dessen „Pastoralkultur“ der Barmherzigkeit gegen innerkirchliche Kritiker verteidigen will, berichtete Kathpress am Freitag.

Seit dem Start der auf Deutsch und Englisch gestalteten Website www.pro-pope-francis.com haben sich innerhalb von drei Tagen bereits mehr als 10.000 Personen dem direkt an Franziskus gerichteten Offenen Brief mit ihrer Unterschrift angeschlossen. Das teilte der Wiener Theologe Paul Michael Zulehner am Freitag Kathpress mit, der „Pro Pope Francis“ gemeinsam mit dem Prager Religionsphilosophen Tomas Halik initiiert hatte.

Prominente Namen

Auf der im Internet einsehbaren Liste der Unterstützer finden sich prominente Namen aus dem innerkirchlichen Bereich, aber auch darüber hinaus: u. a. die österreichischen Altbischöfe Paul Iby (Eisenstadt), Erwin Kräutler (Xingu, Brasilien) und Helmut Krätzl (Wien), Bischof Miklos Beer (Vac), der Prager Weihbischof Vaclav Maly, KAÖ-Präsidentin Gerda Schaffelhofer, Erzabt Asztrik Varszegi von Pannonhalma (Ungarn), die spirituellen Lehrer P. Anselm Grün und David Steindl-Rast; weiters der ehemalige Staatspräsident Ungarns, Laszlo Solyom, der frühere deutsche Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und ÖVP-Ex-Vizekanzler Erhard Busek.

Weihbischof Helmut Krätzl

APA/Herbert Neubauer

Unter den Unterzeichnenden: Weihbischof Helmut Krätzl

„Prophetische Stimme“

Der Templeton-Preisträger von 2014, Tomas Halik, begründete sein Eintreten für den Papst auf der Website mit dessen „prophetischer Stimme“, die auch in seiner „hoch säkularisierten“ Heimat Tschechien viele geistig und im Herzen bewege. Franziskus sei „ein Hirte, kein Ideologe“, befand Zulehner.

Nicht alle würden seinen von Barmherzigkeit beseelten Kurs goutieren, aber es gebe dazu keine Alternative für eine Kirche, die sich zu Jesus und dessen Gottesbild bekennt. Wie alle Unterstützer von „Pro Pope Francis“ bitten die beiden Initiatoren den Papst in dem Schreiben, von seinem eingeschlagenen Weg nicht abzuweichen, und sichern ihm volle Unterstützung „und unser stetes Gebet“ zu.

Auseinandersetzung „durchaus kreativ“

Hat ein Pontifex Maximus die Rückendeckung einer solchen Initiative überhaupt nötig? Diese Interview-Frage der deutschen Website Katholisch.de beantwortete Zulehner mit dem Hinweis, es gehe dabei auch um eine „faire Auseinandersetzung im Kirchenvolk selber, unter den Bischöfen, den Theologen, den Kardinälen“.

Paul Zulehner

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Theologe Paul Michael Zulehner

Vom Papst selber sei bekannt, dass er Pluralität und offenen Meinungsaustausch liebt und nicht unterdrückt. „Insofern ist diese Auseinandersetzung, die wir wollen, für das Leben der Kirche durchaus kreativ“, so der Wiener Theologe. Er rechnet mit weiteren Zuspruch durch Papst-Sympathisanten: „Wir werden in jedem Fall unglaublich viele Unterstützer kriegen.“

Zulehner: Bischöfe schweigen

Zulehner verneinte die Frage, ob die zahlenmäßig geringen Unterzeichner der öffentlichen „Zurechtweisung“ von Papst Franziskus durch „Pro Pope Francis“ nicht noch mehr Aufmerksamkeit bekomme, und erklärte: „Wir hatten den Eindruck, dass eben nur diese kleinen Gruppen die Aufmerksamkeit genießen. Die Bischöfe schweigen, und auch medial wird zugunsten der schweigenden Mehrheit wenig gemacht.“ Dieser schweigenden Mehrheit solle jetzt Gehör verschafft werden.

Zur Zurückhaltung vieler Bischöfe im „Correctio“-Konflikt sagte Zulehner, viele seien noch vor Franziskus ernannt worden. „Denen kommt dieser couragierte Weg des Papstes nicht ganz geheuer vor. Und dann warten sie halt ab, was passiert.“ Er habe zu „Pro Pope Francis“ Antworten von Bischöfen und Kardinälen, „die genau diese noble Zurückhaltung signalisieren. Ich teile sie nicht, aber man kann ihre Beweggründe verstehen.“

Meinungsunterschiede über „Amoris laetitia“

Es gebe „sicherlich auch“ Bischöfe, die so denken wie die konservativen Kritiker, die Franziskus dazu bringen wollen, sich von vermeintlichen Irrlehren zu distanzieren, sagte Zulehner. Auch die Familiensynode (die dann zum nachsynodalen Papst-Schreiben „Amoris laetitia“ führte, Anm.) habe Meinungsunterschiede beim „sensiblen Punkt der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten“ deutlich gemacht.

Papst Franziskus

APA/AFP/Alberto Pizzoli

Unterstützung für Papst Franziskus

Das gehöre aber, wie auch der Papst selber sage, zum „Normalfall einer Entwicklung“. Zulehner: „Es braucht eine Vorhut, die die Entwicklung startet, es gibt Bremser und es gibt die große Mitte, die mitgeht, wenn man sie überzeugen kann.“

Heiligenkreuz auf Distanz zu „Correctio“

Zu den Unterzeichnern der öffentlichen „Zurechtweisung“ von Papst Franziskus gehört auch ein Gastprofessor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Diese hat sich nun - in einer Erklärung von Abt Maximilian Heim und Hochschul-Rektor P. Karl Wallner - von dem Philosophen distanziert.

Gastprofessor Thomas Stark, der dabei nicht namentlich genannt wird, habe zwar in seinem eigenen Namen unterschrieben. Dennoch „können wir es nicht hinnehmen, dass das einen Schatten auf unsere Hochschule wirft“, heißt es in der Erklärung, die auf der Internetseite der Hochschule veröffentlicht wurde.

Papst „die Treue halten“

Es gehöre seit der Gründung 1802 zum Wesensprofil der Hochschule, unverbrüchlich „cum Petro et sub Petro“ („mit und unter Petrus“) zu lehren und zu handeln. Abt Heim und P. Wallner „stellen daher klar, dass die Hochschule Heiligenkreuz dem römischen Lehramt in allem aufs engste verbunden ist und wir es als unsere größte Ehre und erste Pflicht ansehen, dem jeweiligen Petrusnachfolger, das heißt unserem Heiligen Vater Papst Franziskus, die Treue zu halten“.

Die Unterzeichner der am 24. September in mehreren Sprachen im Internet veröffentlichten „Correctio“ vertreten die Ansicht, dass Franziskus „auf direkte oder indirekte Weise“ häretische Standpunkte zu Ehe, Moral und Sakramentenlehre gefördert habe. „Respektvoll beharren wir darauf, dass Eure Heiligkeit öffentlich diese Thesen zurückweist“, heißt es in dem bereits im August zugestellten Brief.

Unterschrieben ist er von Laien, Theologen und Priestern, unter ihnen der ehemalige Chef der Vatikanbank IOR, Ettore Gotti Tedeschi, der Ex-Vorsitzende des nationalen Forschungsrates in Italien CNR, Roberto de Mattei, der ehemalige Dekan an der Lateran-Universität, Antonio Livi, und der Generalobere der lefebvreanischen Priesterbruderschaft, Bernard Fellay.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Links: