Kardinal Müller: Luther handelte „wider Heiligen Geist“

Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, früherer Chef der Glaubenskongregation im Vatikan, hat sich gegen eine „weichgespülte Ökumene“ gewandt.

Was als Reformation Martin Luthers bezeichnet werde, sei in Wirklichkeit eine Revolution und „wider den Heiligen Geist“ gewesen, schrieb Müller in einem Beitrag für die Website La Nuova Bussola Quotidiana. Der Wunsch nach guten Beziehungen zu Nichtkatholiken könne nur das Ziel haben, zur vollen Gemeinschaft mit der katholischen Hierarchie unter Annahme der „apostolischen Überlieferung gemäß der katholischen Lehre“ hinzuführen.

Keineswegs nur Kampf gegen Missbräuche

In Luthers Absicht habe keineswegs nur der Kampf gegen einige Missbräuche beim Ablass oder gegen „Sünden der Renaissancekirche“ gelegen, so Müller. Aus seinen Schriften werde „absolut klar, dass Luther sämtliche Prinzipien des katholischen Glaubens hinter sich gelassen hat“.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller

APA/dpa/Andreas Arnold

Kardinal Gerhard Ludwig Müller

So habe er die „objektive Wirksamkeit der Sakramente durch einen subjektiven Glauben ersetzt“. Die Abschaffung von fünf Sakramenten, die Leugnung der Eucharistie und die Ämterkritik Luthers bedeuteten, dass man die Reformation nicht als „Kirchenreform im katholischen Sinn“ bezeichnen könne.

„Zu enthusiastisch“

Es werde vielfach „zu enthusiastisch“ von Luther gesprochen, schrieb Müller. Grund dafür sei eine Unkenntnis der Theologie Luthers, seiner Polemik und der „desaströsen Folgen dieser Bewegung, die für Millionen Christen die Zerstörung der Einheit mit der katholischen Kirche bedeutete“.

Heute müsse man zwar auch das Wirken des Heiligen Geistes in nichtkatholischen Christen wahrnehmen; sie hätten die „Sünde der Trennung von der katholischen Kirche nicht persönlich begangen“. Eine Versöhnung dürfe aber „nicht auf Kosten der Wahrheit“ geschehen.

Kein Dialog über Substanz der Glaubenslehre

Über die Substanz der Glaubenslehre könne es keinen Dialog mit den Protestanten geben; andernfalls hieße dies, dass die Kirche „über tausend Jahre Glaubensirrtümer gelehrt hat, wobei wir wissen - und das ist ein Kernelement der Glaubenslehre -, dass die Kirche in der Heilsweitergabe in den Sakramenten nicht irren kann“.

Müller beklagte zugleich eine „Konfusion“ hinsichtlich der Verbindlichkeit der katholischen Lehre: Viele hielten „den Papst für unfehlbar, wenn er privat spricht“, aber stellten zur Disposition, was „die Päpste der ganzen Geschichte“ als Glaubensgut vertreten hätten.

Müller war seit seiner Berufung durch Benedikt XVI. im Juli 2012 als Präfekt der Glaubenskongregation für die Wahrung der katholischen Lehre zuständig. Nach Ablauf der fünfjährigen Amtszeit ernannte Papst Franziskus den Sekretär der Kongregation, Erzbischof Luis Ladaria, zum Nachfolger.

religion.ORF.at/KAP

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