Muslime vertrauen EU mehr als andere

Muslime in Europa beurteilen die Institutionen der EU positiver als Angehörige anderer Glaubensrichtungen. Das geht aus einer neuen Studie der Universität Münster hervor, deren Ergebnisse am Freitag bekanntgegeben wurden.

Auf die Frage nach dem Vertrauen in das Europäische Parlament gaben europäische Muslime auf einer Skala von 1 bis 10 im Schnitt einen Wert von 5,2 an. Zum Vergleich: Bei den Katholiken etwa lag der Wert bei 4,5, bei den Protestanten bei 4,7. Juden gaben im Schnitt 4,7 an.

Muslime beim Freitagsgebet

ORF / Marcus Marschalek

Muslime beim Freitagsgebet

Mit Lebenssituation zufrieden

Die Forscher beziehen sich auf die aktuellsten Daten des European Social Survey (ESS) von 2002 bis 2014 - die Studie endet also vor dem Brexit und der Flüchtlingskrise.

„Ein Grund für die mehrheitlich positive Einstellung bei europäischen Muslimen ist, dass sie mit ihrer Lebenssituation in der EU zufriedener sind als andere“, erklärte einer der Studienautoren, Professor Bernd Schlipphak, am Freitag. Als europäische Muslime wurden alle in Europa lebenden Muslime definiert.

Diskriminierungserfahrungen mindern Vertrauen

Dabei gibt es allerdings deutliche Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Generation europäischer Muslimen. Europäische Muslime der zweiten Einwanderergeneration hätten weniger Vertrauen in die politischen Institutionen der EU als europäische Muslime der ersten, erklärte Schlipphak. Als erste Generation wurden in der Studie alle Muslime verstanden, die in einem anderen Land geboren wurden, als zweite Generation jene, die mindestens ein Elternteil haben, das in einem anderen Land geboren wurde.

Die Zufriedenheitswerte werden laut Schlipphak geringer, je länger die Migrationserfahrung her ist. Außerdem vertrauen auf die EU vor allem jene Muslime der zweiten Generation seltener, die Diskriminierungserfahrungen gemacht haben. Verzerrungen können sich bei der Studie dadurch ergeben, dass möglicherweise nur sprachmächtige Migranten die Fragebögen beantwortet haben.

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religion.ORF.at/dpa