Bischöfe erwarten von Regierung Einsatz für Arme

Mindestsicherung, finanzierbares Wohnen, Hilfe für Langzeitarbeitslose - bei all diesen Themen haben die katholischen Bischöfe der Caritas den Rücken gestärkt. Von der Regierung erwarten sie Einsatz für einkommensschwache Menschen.

In einer Erklärung im Anschluss an ihre Herbstvollversammlung, bei der alle neun Caritasdirektoren Österreichs zu einem Studienteil eingeladen waren, stellten sich die Bischöfe hinter oftmals erhobene sozialpolitische Forderungen der Hilfsorganisation.

Erwartungen an die Politik

„Gemeinsam mit der Caritas setzen sich die Bischöfe dafür ein, dass die Politik wieder eine österreichweit einheitliche Mindestsicherung etabliert, die existenzsichernd wirkt“, heißt es in der am Freitag vom Vorsitzenden Kardinal Christoph Schönborn präsentierten Erklärung.

Sie formulierten Themenbereiche, bei denen sich die künftige Regierung bewähren müsse: Arbeit, von der man leben kann; die Aufrechterhaltung der innergesellschaftlichen Solidarität, Generationengerechtigkeit, Aufnahmebereitschaft gegenüber Menschen auf der Flucht oder auch die Etablierung eines nachhaltigeren Lebensstils.

Existenzsicherung

Die Politik sei gefordert, gerade für Einkommensschwache Wohnen wieder leistbar zu machen. Langzeitarbeitslose, die keine Chance auf dem normalen Arbeitsmarkt haben, bräuchten einen unbefristeten erweiterten („dritten“) Arbeitsmarkt, der ihnen sinnvolle Formen der Beschäftigung in Kombination mit einer Existenzsicherung ermöglicht. Projekte der Caritas hätten in diesem Bereich, aber auch bei Bildung, Gesundheit und Pflege schon viel bewirkt, loben die Bischöfe.

Österreichischen römisch-katholischen Bischöfe bei der Herbstvollversammlung 2017

APA/Herbert Neubauer

Die Bischöfe stehen hinter den sozialpolitischen Forderungen der Caritas

„Liebesdienst der Freiwilligen“

Möglich wurden die Aktivitäten der Caritas auch durch den „beeindruckenden Liebesdienst“, den rund 50.000 Freiwillige der Caritas in Österreich leisteten. Die Bischöfe zeigten sich „zutiefst dankbar“ dafür, dass sich so viele für ein möglichst gutes Leben aller einsetzen. „Besonders deutlich“ sei dies im Zuge der Fluchtbewegungen nach und durch Österreich geworden, als Tausende auf ihrer Flucht auf Hilfe und Betreuung durch die Caritas und andere kirchliche Organisationen zählen durften.

In Österreich mit seinem „funktionierenden Sozialsystem“ ist es nach den Worten der Bischöfe Auftrag der Caritas, sich vorrangig um die am stärksten vernachlässigten Mitglieder der Gesellschaft zu sorgen. „Es geht dabei um Hilfe ohne Unterschied von Alter, Geschlecht, Religion, politischer Überzeugung, Staats- oder ethnischer Zugehörigkeit sowie unabhängig von Verschulden“, wird in der Erklärung festgehalten.

Welt ohne Hunger möglich

Hilfe für Menschen im Inland und im Ausland seien dabei die „beiden Lungenflügel der Caritas-Arbeit“. Bezüglich der Auslandshilfe heben die Bischöfe den aktuellen Schwerpunkt auf Ostafrika hervor und die „Überzeugung, dass eine Welt ohne Hunger möglich ist“.

Kardinal Christoph Schönborn

APA/Herbert Pfarrhofer

Kardinal Schönborn möchte die Einführung einer einheitlichen Mindestsicherung

„Platz der Kirche an der Seite der Armen“

Auch auf den nahenden kirchlichen „Welttag der Armen“ am 19. November wies die Bischofskonferenz in ihrer Erklärung hin. Er drücke aus, „dass der Platz der Kirche an der Seite der Armen ist“ und dass Gottes- und Nächstenliebe zusammengehören.

„Not sehen und handeln“ sei Auftrag an jeden ernsthaften Christen, Caritas neben einer Organisation zugleich „ein Grundvollzug von Kirche, ohne die sie nicht glaubwürdig wäre“. Dieser „Liebesdienst durch helfende Taten“ sei aber auch immer zu verbinden mit dem Bemühen um Gerechtigkeit: „Man darf nicht als Liebesgabe anbieten, was schon aus Gerechtigkeit geschuldet ist“, zitieren die Bischöfe eine Forderung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Und: „Man muss die Ursachen der Übel beseitigen, nicht nur die Wirkungen.“

Österreich „Vorbild für Gerechtigkeit“

Österreich sei verglichen mit vielen anderen Ländern nach wie vor ein „Vorbild im Einsatz für soziale Gerechtigkeit, eine lebenswerte Umwelt und das friedliche Zusammenleben von Menschen aller Volksgruppen, Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen“, so die Bischöfe wörtlich.

Viele Menschen würden sich dafür engagieren, „dass der Grundwasserspiegel der Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft in unserer Gesellschaft hoch bleibt“. Das sei keine Selbstverständlichkeit „und jede Regierung ist gut beraten, diese positiven Kräfte zu stärken und mit ihnen zusammenzuarbeiten“.

religion.ORF.at/KAP

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