Maronitischer Patriarch besucht Saudi-Arabien

Mit Spannung wird im Nahen Osten und darüber hinaus der Besuch des maronitischen Patriarchen Kardinal Bechara Boutros Rai in Saudi-Arabien erwartet. Es ist der erste Riad-Besuch eines katholischen Kardinals überhaupt.

Die Einladung an den Patriarchen zu einem Besuch in Saudi-Arabien war offiziell bereits am 1. November ausgesprochen worden, in der Zwischenzeit hat der schon an sich ungewöhnliche Besuch eines hochrangigen katholischen Würdenträgers in Saudi-Arabien durch den Rücktritt des libanesischen Ministerpräsidenten hohe politische und geopolitische Brisanz erlangt.

Der maronitische Kardinal-Patriarch Bechara Boutros al-Rai

APA/AFP/Louai Beshara

Bechara Boutros Rai

Treffen mit Hariri geplant

Das maronitische Patriarchat bestätigte, dass der Kardinal-Patriarchen am Montag nach Riad reist. Es wurde ihm zugesichert, dass er dort die Möglichkeit haben wird, mit dem zurückgetretenen libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri zusammenzutreffen.

Im Libanon wird vermutet, dass Hariri sich nicht freiwillig in Saudi-Arabien aufhält, sondern sich dort sogar unter Hausarrest befindet und der Komplizenschaft mit den am angeblichen Putschversuch beteiligten saudi-arabischen Führungskräften beschuldigt wird, die auf Befehl des Kronprinzen Mohammed Bin Salman (MBS) festgenommen wurden.

Botschaft: „Libanon kein Schlachtfeld“

Wie der Sprecher des Patriarchats sagte, will der Patriarch den saudischen Verantwortlichen vor allem die Botschaft vermitteln, dass „der Libanon nicht zum Schlachtfeld für den Kampf der regionalen Mächte werden darf“. Der Libanon müsse aus den regionalen Konflikten herausgehalten werden, um auch künftig eine Oase des Friedens, der Stabilität und des Dialogs sein zu können, wo „verschiedene Religionen und Kulturen friedlich zusammenleben und mit der Zivilgesellschaft interagieren“.

Maroniten

Die syrisch-maronitische Kirche Antiochiens ist eine mit Rom unierte, christliche Kirche. Sie ist eine der größten und ältesten Religionsgemeinschaften im Libanon, die den römischen Papst als Oberhaupt anerkennt. Bechara Boutros Rai ist der 77. maronitische Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients.

Rücktritt nicht angenommen

Der libanesische Staatspräsident Michel Aoun machte am Samstag - auch vor in Beirut akkredierten Botschaftern - deutlich, dass nach seiner Überzeugung alle Erklärungen von Saad Hariri offensichtlich „nicht die Wirklichkeit spiegeln“, weil sich der Regierungschef seit seiner Rücktrittserklärung in Riad vor Wochenfrist in „einer mysteriösen Situation“ befindet. Die politische Klasse des Libanon hat in seltener Einmütigkeit gefordert, dass Hariri nach Beirut zurückkehren müsse, um dort offiziell zurückzutreten.

Unter Berufung auf einen Sprecher des maronitischen Patriarchats berichtete die Stiftung Pro Oriente am Sonntag, Kardinal Rai werde auch die Ablehnung von Terrorismus und Extremismus hervorheben und die Situation libanesischer Arbeitnehmer in Saudiarabien ansprechen, von denen nach Angaben des libanesischen Außenministeriums rund 300.000 in Saudi-Arabien leben.

religion.ORF.at/KAP

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