Klimagipfel: Bartholomaios setzt auf Lobbying

Vor der Weltklimakonferenz in Bonn, die am Dienstag beginnt, hat Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel an die Religionsführer und die Glaubensgemeinschaften appelliert, ihren Einfluss geltend zu machen.

Sie sollen ihre Bemühungen zur Überzeugung der Regierungen und großen multinationalen Unternehmen jetzt noch einmal intensivieren. Es gelte, den Planeten zu retten, so das geistliche Oberhaupt der orthodoxen Kirche. Die Weltklimakonferenz (Cop23) in Bonn mit 25.000 Delegierten, darunter Österreichs Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP), endet am Freitag.

„Viel Widerstand“

„Selbst wenn so viele den Klimawandel als die größte Krise der Menschheit anerkennen, gibt es viel Widerstand gegen jede Forderung nach Veränderung. Einige ignorieren weiterhin die Zeichen unserer Zeit mit beispiellosem Eisschmelzen, extremen Wetterbedingungen und verheerenden Auswirkungen auf die Armen in der Welt“, so Bartholomaios I. laut Kathpress. Im vergangenen Jahr habe das Ökumenische Patriarchat sein Engagement und seinen Einfluss in religiösen, wissenschaftlichen und politischen Kreisen verstärkt.

Der orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel

APA/AFP/Jean-Philippe Ksiazek

Der orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel

„Deshalb bitten wir Sie demütig - insbesondere alle Glaubensgemeinschaften und -führer, die einen enormen Wandel bewirken können -, Regierungen und Unternehmen zu überzeugen, sich nie in Selbstgefälligkeit zu ergehen, sondern die Bemühungen immer zu verstärken und zu intensivieren. Denn es ist inakzeptabel, in irgendeiner Weise rückwärts zu gehen“, so Bartholomaios.

Fristen nicht mehr zu rechtfertigen

Die Lage sei aber auch schon so dramatisch, dass es nicht mehr zu rechtfertigen sei, Fristen zu setzen. „Wir sind alle berufen, unser Engagement für die Heiligkeit der kleinsten unserer Brüder und Schwestern sowie für die Einzigartigkeit jedes letzten Sandkorns auf diesem Planeten, den wir unser Zuhause nennen, voranzubringen“, schreibt der Patriarch.

Der frühere Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, rief bei der Weltklimakonferenz zur Umsetzung des Pariser Abkommens auf. Dass US-Präsident Donald Trump den Klimapakt aufgekündigt habe, werde letztlich keine Folgen haben. „Das bedeutet gar nichts“, sagte der Hollywood-Star am Sonntagabend vor den Zuhörern. Kalifornien und andere wichtige US-Bundesstaaten hätten ihre Klima-Anstrengungen nun noch verstärkt. „Kalifornien führt die Revolution der alternativen Energien an“, sagte Schwarzenegger.

Der Klimaschutz müsse absolute Priorität haben, forderte der 69-Jährige. Von Zweiflern dürfe man sich nicht irre machen lassen. „Wenn ich den Nein-Sagern und Zweiflern irgendwelche Aufmerksamkeit geschenkt hätte, würde ich heute noch in den österreichischen Alpen sitzen und jodeln.“

CO2-Ausstoß steigt laut Studie wieder an

NGOs alarmierten unterdessen am Montag in Bonn, dass der CO2-Ausstoß 2017 wieder stark angestiegen sei. Nach drei Jahren relativer Stabilität sagen Experten für 2017 einen Anstieg des CO2-Ausstoßes um zwei Prozent im Vergleich zu 2016 voraus. Wie aus der am Montag vorgestellten Studie „Global Carbon Project“ weiter hervorgeht, sind unter anderem China und Indien für den Zuwachs verantwortlich.

In Europa und den USA verzeichnet die Studie zwar einen Rückgang um 0,2 beziehungsweise 0.4 Prozent. Doch das sei viel zu wenig, um eine echte Trendwende herbeizuführen und damit die Vorgaben des Klima-Abkommens von Paris zu erreichen. Die Studie haben 76 Wissenschaftler aus 57 Forschungsinstituten in 15 Ländern erstellt. Leiterin Corinne Le Quere von der britischen University of East Anglia nannte die Ergebnisse „sehr enttäuschend“.

Weiterer Anstieg bei CO2-Emissionen zu erwarten

Mitautor Robert Jackson von der US-Universität Stanford sagte, es gebe mehrere Faktoren, die darauf hinwiesen, dass auch 2018 ein weiterer Anstieg bei den CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen und der Industrie zu erwarten sei. Die Wissenschaftler betonten zugleich, dass sich bei den jetzt vorgelegten Zahlen noch Abweichungen ergeben könnten.

Das 2015 in Paris geschlossene Klima-Abkommen hat zum Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Voraussetzung dafür ist ein Rückgang der CO2-Emissionen.

Als positiv bewerteten die Autoren der Studie, dass - bezogen auf das Jahrzehnt zwischen 2007 und 2016 - in 22 Ländern der CO2-Ausstoß trotz Wirtschaftswachstums zurückging. Diese Gruppe, zu der auch Deutschland gehöre, sei für 20 Prozent der globalen Emissionen der klimaschädlichen Gase verantwortlich. Allerdings stiegen im gleichen Zeitraum in 101 Ländern, die 50 Prozent des CO2-Ausstoßes zu verantworten haben, mit dem Wirtschaftswachstum auch die Emissionen.

religion.ORF.at/KAP