„Welttag der Armen“: Österreichweit viele Initiativen

Zum „Welttag der Armen“ am 19. November gibt es auch in Österreich viele Initiativen, die Begegnung und Freundschaft mit Menschen in Not fördern und auch konkrete Möglichkeiten zur Hilfe aufzeigen.

Österreichs Pfarren, Orden und kirchliche Gemeinschaften greifen damit die Einladung von Papst Franziskus zum „Welttag der Armen“ auf. Franziskus hatte den 19. November 2017 erstmals zum „Welttag der Armen“ ausgerufen, unter dem Motto: „Liebt nicht mit Worten, sondern mit Taten.“ Künftig soll der „Welttag der Armen“ immer am 33. Sonntag im Jahreskreis gefeiert werden.

Papst: Ausbeutung Grund für Armut

In seiner ersten Botschaft für die Armen schrieb der Papst: „Die Armut hat das Gesicht von Frauen, Männern und Kindern, die aus niederträchtigen Interessen ausgebeutet werden - niedergetrampelt von der perversen Logik der Macht und des Geldes.“

Der „Welttag der Armen“ ist in Österreich gleichzeitig der Elisabethsonntag, den die Caritas traditionell ihrer Inlandshilfe widmet. Gemäß der Botschaft von Franziskus solle es aber nicht bei Spenden bleiben, sondern „zu einer wirklichen Begegnung mit den Armen kommen“ und einem Lebensstil mit einer Haltung des Teilens Raum gegeben werden, wie der Tiroler Caritas-Direktor Georg Schärmer betonte.

Außenansicht des Stephansdoms

Reuters/Leonhard Foeger

Im Stephansdom feiert Caritas-Präsident Michael Landau am Sonntag den Hauptgottesdienst des „Welttags der Armen“

Die in vielen Diözesen traditionelle „Elisabeth-Sammlung“ bekommt somit eine Ergänzung und kräftige „Rückenstärkung von oben“, wie Caritas-Präsident Michael Landau vorab erklärte. Landau wird am „Welttag der Armen“ den Hauptgottesdienst um 10.15 Uhr im Wiener Stephansdom feiern.

„Rundgänge der Not“

Die in den Pfarren stark verwurzelte Caritas ist auch treibende Kraft für die Initiativen. Unter ihren Vorschlägen zur Gestaltung des neuen Welttages findet sich etwa die Aufstellung eines Warenkorbes zur Sammlung haltbarer Lebensmittel und Hygieneartikel für Sozialmärkte oder Tafeln.

„Rundgänge der Not“ machen damit vertraut, wo Bettler vor dem Supermarkt schlafen oder wohin sich Alleinerziehende in Finanznöten wenden können. Unter dem Motto „Kunst für alle“ sind Pfarren zudem eingeladen, Freikarten für Theater oder Konzerte zu organisieren und an Menschen in prekären Lebenssituationen zu verteilen. Auch zur Eröffnung von Wärmestuben - allein in Wiener Pfarren gibt es in den Wintermonaten über 20 davon - und zu Armutsschwerpunkten in Gottesdiensten wird angeregt.

Viele verschiedene Aktionen

Bei der Umsetzung lassen die Pfarren ihrer Kreativität freien Lauf. Die Diözese St. Pölten macht mit einer Reihe von Aktivitäten am 19. November mit. Vielerorts wird Tee auf dem Kirchenplatz ausgeschenkt, der „Caritas-Tee“ der Firma Sonnentor zugunsten der Caritas verkauft oder einfach Teebeutel am Kirchenausgang aufgelegt - als Einladung dazu, einen vielleicht schon lange geplanten Besuch bei alten, kranken oder einsamen Menschen in der Nachbarschaft oder Verwandtschaft zu machen, wie es hieß.

Eine Wiener Pfarre hat angekündigt, Bewohner einer Notschlafstelle als „Ehrengäste“ bei der Sonntagsmesse einzuladen, die Salzburger Pfarre Herrnau informiert über Armut in der Mozartstadt.

Ein Blech mit Keksen

APA/Barbara Gindl

Kekse backen und spenden ist ein teil des Engagements für Bedürftige

„#keksehelfen“

Darüber hinaus regt die Caritas-Aktion #keksehelfen dazu an, in den nächsten Wochen Kekse zu backen und Freunden oder Kollegen gemeinsam mit einer Spendenbox anzubieten; 6.000 Keksausstecher werden dazu allein in Wien am 19. November verteilt. Ein aus Anlass des Welttages konzipierter Caritas-Workshop soll Wiener Pfarren ab Frühjahr 2018 dabei helfen, noch gezielter auf Arme in der Nachbarschaft zuzugehen.

Das Grazer Welthaus sammelt für ein Gartenbauprojekt gegen Hunger in Senegal, die Päpstlichen Missionswerke werfen zusammen mit Gästen aus Tansania und Kamerun einen Blick auf das Thema Armut. Zu Solidarität auf geistlicher Ebene laden die Steyler Missionare mit einer „weltweiten Gebetsbrücke“ am Welttag, während die Gebetsgemeinschaft „Rosenkranz-Sühnekreuzzug“ ein Spanferkelessen für Menschen in Armut veranstaltet.

„Liebt nicht mit Worten, sondern mit Taten“

Bereits im Sommer hatte die Österreichische Bischofskonferenz alle Gläubigen zur Beteiligung am neuen Welttag - als dessen Leitspruch der Papst „Liebt nicht mit Worten, sondern mit Taten“ festgesetzt hat - aufgerufen. Viele Bischöfe feiern am 19. November spezielle Gottesdienste, wie auch der künftige Tiroler Bischof Hermann Glettler, dessen Messe in der Grazer Caritas-Gemeinde um 9.30 Uhr von ORF 2 und ZDF live im Fernsehen übertragen wird.

In knapp zwei Wochen Bischof, ist Glettler derzeit noch in seiner Heimatdiözese Graz Bischofsvikar für Caritas. Bei der Messe werden ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiter der Caritas, Schüler und sozial engagierte Menschen Gedanken ihres täglichen Wirkens für Menschen in Not vorbringen.

Bischofsvikar Hermann Glettler am Ambo in starker Gestik, während er spricht

Caritas

Hermann Glettler

Da die Feier auch den Abschied der Caritas Steiermark von Hermann Glettler in seiner bisherigen Funktion darstellt, lädt die Hilfsorganisation im Anschluss alle Mitfeiernden zur gemeinsamen Agape mit dem designierten Bischof ins Caritas-Schulzentrum Graz. Da die Zusagen zur Teilnahme an der TV-Messe an die Kapazitätsgrenzen des Schulzentrums gehen, bietet die Caritas Gelegenheit zum Mitfeiern im Paulinum (Grabenstraße 39) in unmittelbarer Nachbarschaft, wo die Caritas einen Sachspendenmarkt, einen Geschenkeshop und ein Cafe betreibt. Der Gottesdienst wird dort im Foyer des Erdgeschoßes live übertragen.

Klagenfurt arbeitet an „Sozialkirche“

In der Diözese Gurk-Klagenfurt hat die Caritas zum „Welttag der Armen“ angekündigt, die Klagenfurter Bürgerspitalkirche, die bisher nur mit Sondergenehmigung zugänglich war, in den nächsten Jahren zu einer Sozialkirche auszubauen.

Zielgruppen seien insbesondere Menschen, die Hilfe bedürfen, sowie Menschen, die Hilfe geben, erklärte der neuernannte Kirchenrektor und Caritas-Direktor Josef Marketz vorab. Ein „offener, spiritueller, sozialer Raum, in dem alle Menschen willkommen sind, unabhängig von ihrem gesellschaftlichen Status, ihrer finanziellen Lage und ihrer Glaubenszugehörigkeit“ solle somit entstehen.

Bedürftige nicht nur „befürsorgen“

Zum Auftakt findet in der Bürgerspitalkirche am 19. November um 11.00 Uhr ein zentraler Gottesdienst mit Marketz statt, gefolgt von einem „Elisabeth-Essen“ für Menschen die sich finanziell, materiell, psychisch oder physisch in einer Notsituation befinden oder in sozialen Organisationen tätig sind.

Man versuche, „neue Wege zu finden, damit die Armen in der Gesellschaft einen Raum zum Leben haben und nicht nur befürsorgt werden“, erklärte der Caritas-Direktor. „Austausch und Begegnung auf Augenhöhe“ sollten möglich werden. Auch in Zukunft seien „AfterWork“-Gottesdienste - zuerst am 22. Dezember, ab 2018 dann jeden dritten Freitag im Monat jeweils um 16.00 Uhr - geplant.

religion.ORF.at/KAP

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