Papst zu Lebensende: Keine Therapie um jeden Preis

Todkranke Menschen müssen laut Papst Franziskus nicht „um jeden Preis“ medizinisch behandelt werden. Es sei moralisch vertretbar, auf therapeutische Mittel zu verzichten oder diese einzustellen, wenn sie in keinem Verhältnis zum erhofften Ergebnis stünden.

Es gehe in solchen Fällen nicht darum, den Tod herbeizuführen, sondern zu akzeptieren, dass man ihn nicht verhindern kann. Das schreibt der Papst in einem Grußwort an die Teilnehmer einer internationalen Konferenz zum Lebensende, die am Donnerstag im Vatikan begonnen hat.

Unterschied zu Euthanasie

Die Einstellung oder Unterlassung solcher Therapien sei deutlich von der Euthanasie zu unterscheiden, die „nach wie vor unerlaubt ist, da sie das Leben unterbricht und zum Tod führt“, stellt der Papst klar. Franziskus räumt ein, dass es im klinischen Alltag und angesichts komplexer Fälle nicht immer leicht sei zu entscheiden.

Es reiche nicht, nur allgemeine Regeln anzuwenden: „Immer muss es eine Unterscheidung geben, welche die Moral, die Umstände und die Absichten aller Beteiligten berücksichtigt.“ Die Menschenwürde dürfe dabei nicht zu kurz kommen. Ebenso wichtig sei es, Kranke niemals alleine zu lassen: „Auch wenn wir wissen, dass wir nicht bei jeder Krankheit Heilung garantieren können, können und müssen wir uns um diese Menschenleben kümmern.“

Verschiedene Weltanschauungen anhören

Allen demokratischen Gesellschaften gab der Papst mit, dass sie hier Lösungen finden sollten. Es müssten sowohl die verschiedenen Weltanschauungen dazu gehört werden wie auch die ethischen Überzeugungen der Religionen.

Im Vatikan beraten internationale Fachleute noch bis Freitag über medizinische und ethische Fragen zum Lebensende. Dabei soll es auch um das brisante Thema des assistierten Suizids gehen, wie der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, angekündigt hatte. Die Akademie organisiert das Treffen gemeinsam mit der europäischen Sektion der „World Medical Association“ (WMA).

Insgesamt geht es um den Austausch unterschiedlicher Erfahrungen und Sichtweisen zu juristischen, medizinisch-pflegerischen und ethischen Aspekten. Laut Programm sprechen dort unter anderem die Vorsitzende der Österreichischen Bioethikkommission, Christiane Druml, Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender der Deutschen Bundesärztekammer, sowie die Schweizer Politikerin und Ärztin Yvonne Gilli. Ferner sind Experten aus Nordamerika und der Türkei dabei. Geladen sind ebenso Vertreter anderer Religionen, die jeweils aus Sicht ihres Glaubens über das menschliche Leben, das Lebensende und den Tod referieren.

religion.ORF.at/KAP