Kirche verurteilt Unabhängigkeitsprozess in Katalonien

Die katholische Kirche in Spanien hat den Unabhängigkeitsprozess in Katalonien scharf kritisiert. Die einseitige Unabhängigkeitserklärung der Region Mitte Oktober habe die Kirche „zutiefst traurig“ gestimmt, sagte der Vorsitzende der Spanischen Bischofskonferenz.

Erzbischof Ricardo Blazquez äußerte sich am Montag zu Beginn der Herbstvollversammlung der Bischöfe. „Der Bruch der Verfassungsordnung, welche wir Spanier uns vor 40 Jahren gegeben haben, ist eine ernste und beunruhigende Tat gegen unser friedliches Zusammenleben, die über Unstimmigkeiten zwischen politischen Formationen hinausgeht“, so Blazquez.

Bischöfe unterstützen Zentralregierung

Die spanische Verfassung sei „als Ergebnis eines Konsenses“ und als „Wunsch nach Versöhnung“ geschaffen worden, erinnerte der Erzbischof. Eine Verfassung, die „ein dauerhafter und allgemeiner Rahmen für Freiheit und Respekt ist, in den wir alle passen“. In diesem Zusammenhang unterstütze die Bischofskonferenz die Maßnahmen der spanischen Zentralregierung zur Wiederherstellung der Verfassungsordnung.

Erzbischof Ricardo Blazquez

Reuters/Sergio Perez

Erzbischof Ricardo Blazquez

Die mittlerweile von Madrid abgesetzte katalanische Regionalregierung ließ am 1. Oktober ein vom Verfassungsgericht verbotenes Unabhängigkeitsreferendum durchführen, dessen Ergebnis von der spanischen Zentralregierung nicht anerkannt wurde. Ministerpräsident Mariano Rajoy ließ die Regionalregierung unter Carles Puigdemont Ende Oktober nach einer einseitigen Unabhängigkeitserklärung absetzen. Die Region Katalonien wurde unter Zwangsverwaltung gestellt und für den 21. Dezember Neuwahlen ausgerufen.

40 Prozent wünschen sich Unabhängigkeit

Laut Umfragen wünschen sich rund 40 Prozent der knapp 7,5 Millionen Katalanen aus sprachlichen, kulturellen, vor allem aber wirtschaftlichen Gründe die Loslösung von Spanien. Zahlreiche Mitglieder der ehemaligen Regionalregierung sitzen unter dem Vorwurf der Rebellion, zivilen Ungehorsams und Veruntreuung öffentlicher Gelder im Rahmen der Unabhängigkeitskampagnen in Untersuchungshaft.

Kataloniens ehemaliger Ministerpräsident Puigdemont und vier weitere Mitglieder seiner Regierung haben sich nach Belgien abgesetzt. Sie sehen sich selbst einer politischen Verfolgung ausgesetzt. Spanien hat einen internationalen Haftbefehl für die Politiker ausgestellt.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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