Ex-Kardinalstaatssekretär Sodano wird 90 Jahre alt

Kardinal Angelo Sodano, langjähriger Kardinalstaatssekretär der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI., wird am Donnerstag 90 Jahre alt. Fünf Jahrzehnte lang war er im diplomatischen Dienst des Papstes tätig.

Auch wenn seine öffentlichen Auftritte seltener geworden sind, hat Sodano als Dekan und damit Vorsitzender des Kardinalskollegiums weiterhin großen Einfluss in der Römischen Kurie. Der 1927 im norditalienischen Asti geborene Sohn eines Landbesitzers und langjährigen Abgeordneten der Christdemokraten wurde 1950 zum Priester geweiht. Zunächst war er im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls in Südamerika tätig.

Zweitwichtigster Mann im Vatikan

1991 ernannte ihn Johannes Paul II. zu seinem Kardinalstaatssekretär und damit zweitwichtigsten Mann im Vatikan. Für eineinhalb Jahre bestätigte Benedikt XVI. Sodano im April 2005 in diesem Amt, bevor ihm Tarcisio Bertone nachfolgte.

Papst Franziskus begrüßt die Kardinäle Angelo Sodano und Laurent Monsengwo Pasinya

Reuters/Tony Gentile

Papst Franziskus mit Angelo Sodano (rechts) und Laurent Monsengwo Pasinya

Faktischer Leiter der Kirche

In den letzten Monaten des Pontifikates von Johannes Paul II. gehörte Sodano mit Kardinal Joseph Ratzinger und dem päpstlichen Privatsekretär Stanislaw Dziwisz zu denjenigen, die die katholische Kirche faktisch leiteten. Sodano machte jedoch - anders als Ratzinger - kaum durch öffentliche Äußerungen auf sich aufmerksam. Und obwohl sein Verhältnis zu diesem nicht als gänzlich spannungsfrei galt, übernahm Sodano es als Kardinaldekan, während der „Vatileaks-Affäre“ Benedikt XVI. öffentlich den Rücken zu stärken.

Nach dem Rücktritt Benedikts XVI. kam dem Opus-Dei-Sympathisanten noch einmal eine wichtige Rolle zu: Als Kardinaldekan organisierte er die Papstwahl, das Konklave leiten konnte er nicht mehr, da er bereits das 80. Lebensjahr überschritten hatte.

Zwist mit Schönborn

Kardinal Christoph Schönborn musste wegen Kritik an Sodano einen Rüffel von Papst Benedikt XVI. einstecken. Der Wiener Erzbischof hatte Sodano vorgeworfen, während seiner Amtszeit die Ermittlungen gegen den früheren Wiener Erzbischof Kardinal Hans Hermann Groer behindert zu haben. Außerdem habe Sodano die Opfer sexuellen Missbrauchs beleidigt, indem er das Thema als „Geschwätz“ abgetan habe, so Schönborn.

Dass Sodanos „Geschwätz“-Sager als Anspielung auf die damals öffentlich gewordenen Beschuldigungen von Missbrauchsopfern interpretiert wurden, veranlasste den Vatikan etliche Wochen später zu einer Klarstellung. Selbstverständlich habe Sodano diese nicht gemeint, sondern die Veröffentlichungen und Mutmaßungen rund um Vatileaks.

religion.ORF.at/APA