Papst wird in Myanmar auch Rohingya treffen

Papst Franziskus wird bei seiner Reise nach Myanmar auch an einer gemeinsamen Begegnung mit Vertretern verschiedener Religionen, darunter auch Vertreter der muslimischen Minderheit der Rohingya, teilnehmen.

Das Treffen sei für Dienstag, 28. November, um 10.00 Uhr (Ortszeit) noch nachträglich ins Programm aufgenommen worden, teilte Vatikan-Sprecher Greg Burke am Mittwoch mit. Wer genau dazu eingeladen werde, stehe noch nicht fest. Ebenfalls hinzu kam ein Treffen mit dem Oberbefehlshaber der Armee am 30. November in der Früh. Mit beiden Begegnungen komme der Papst einer Anregung des Erzbischofs von Rangun, Kardinal Charles Bo, nach, so Burke.

Papst Franziskus besucht Myanmar von 27. bis 30. November, anschließend bis 2. Dezember Bangladesch. In Myanmar bilden Katholiken eine Minderheit von etwa einem Prozent. Der Anteil der Christen insgesamt in dem mehrheitlich buddhistischen Land beträgt knapp sechs Prozent.

Ursprünglich nur Treffen mit Buddhisten geplant

Bo hatte Franziskus am vergangenen Wochenende im Vatikan gesprochen und dabei nach eigenen Angaben ein gemeinsames Treffen mit Vertretern von Buddhisten, Muslimen, Vertretern von Hindu-Traditionen und Christen vorgeschlagen. Aus interreligiöser Sicht schien zuvor nur eine Begegnung mit dem obersten Rat der buddhistischen Mönche des Landes im offiziellen Programm des Papst-Besuchs auf.

Rohingya-Flüchtlingslager in Bangladesch

APA/AP/Wong Maye-E

Mehr als 600.000 Rohingya sind aus Myanmar geflohen und leben in Flüchtlingslagern in Bangladesch

„Rohingya“ politisch heikler Begriff

Ob Franziskus in Myanmar den umstrittenen Begriff „Rohingya“ verwende, werde sich zeigen, so Burke. Myanmarische Kirchenvertreter hatten dem Papst davon abgeraten. Bei einem interreligiösen Treffen in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka am 1. Dezember hingegen solle auch eine kleine Gruppe Rohingya dabei sein.

Die Rohingya verstehen sich selbst als eigenständige ethnisch-religiöse Gruppe. Staatliche Stellen in Myanmar vermeiden die Bezeichnung Rohingya. Bisher sprachen sie stattdessen von „Bengalis“, und suggerierten damit, dass es sich um illegale Einwanderer aus dem Nachbarland Bangladesch handle, um ihnen den Status einer staatlichen Minderheit nicht zuerkennen zu müssen.

„Schnellstwachsende Flüchtlingskatastrophe“

Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit im mehrheitlich buddhistischen Myanmar. Mehr als 600.000 von ihnen sind seit Ende August gewaltsam von der Armee nach Bangladesch vertrieben worden. Laut UNO-Flüchtlingshilfswerk handelt es sich um die „am schnellsten wachsende Flüchtlingskatastrophe“ der Welt. Der Massenexodus der Rohingya setzte Ende August ein, als die Armee von Myanmar eine Offensive zur Niederschlagung der Rohingya-Rebellenmiliz ARSA begann, die zuvor mehrere Polizeistationen angegriffen hatte.

Repressalien seit 1948

Seit der Unabhängigkeit Myanmars 1948 verließen wegen anhaltender staatlicher Unterdrückung Hunderttausende Rohingya das Land. 1987 flohen rund 220.000, 1991/92 weitere 250.000 vor der Gewalt der Armee über die Grenze nach Bangladesch. Die meisten von ihnen wurden zurück nach Myanmar abgeschoben. Das 1982 von der damaligen Militärjunta erlassene Staatsbürgerrecht zählt die Rohingya nicht zu den 135 offiziell anerkannten ethnischen Gruppen. Sie gelten daher nicht als Staatsbürger und sind Willkür weitgehend schutzlos ausgeliefert.

Seit Beginn der politischen Reformen in Myanmar 2011 hat sich die Lage der Rohingya zusehends verschlechtert. Keine Partei - auch nicht die Nationale Liga für Demokratie (NLD) von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi - stellte zur Parlamentswahl im November 2015 muslimische Kandidaten auf.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: