Vatikan-Kulturrat: Rehabilitation Teilhard de Chardins

Der Päpstliche Kulturrat will Papst Franziskus um eine Rehabilitation des französischen Naturwissenschaftlers und Priesters Pierre Teilhard de Chardin (1881-1955) bitten.

Bei der Vollversammlung des Rats am vergangenen Wochenende wurde laut italienischen Medien eine entsprechende Petition verabschiedet, die dem Papst in diesen Tagen vorgelegt werden soll. Der Chef des Kulturrats, Kardinal Gianfranco Ravasi, war am Mittwoch zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Auffassung von Evolutionstheorie umstritten

Der Philosoph, Paläontologe und Jesuit Pierre Teilhard de Chardin war lange Zeit von der katholischen Kirche kritisch gesehen worden, etwa wegen seiner Auffassung der Evolutionstheorie. Er hatte Darwins Entdeckung in die Theologie integriert und die Formel von der „Schöpfung durch Evolution“ geprägt habe: „Gott macht keine Dinge, sondern er macht, dass die Dinge sich machen“. Bereits kurz nach der Veröffentlichung seiner ersten Aufsätze wurde ihm die Publikation weiterer theologischer und philosophischer Texte verboten.

Pierre Teilhard de Chardin

AP

Pierre Teilhard de Chardin: „Gott macht, dass die Dinge sich machen.“

Sieben Jahre nach seinem Tod erklärte der Vatikan, die theologischen und philosophischen Texte Teilhard de Chardins enthielten schwere Irrtümer bezüglich der katholischen Glaubenslehre. Einzelne Werke oder genauere Aussagen wurden jedoch nicht explizit genannt.

Warnung vor Texten

Das Heilige Offizium, das in etwa der heutigen Glaubenskongregation entspricht, warnte damals vor seinen Texten. Ihre Lektüre war in katholischen Bildungseinrichtungen verboten. Papst Franziskus, der selbst dem Jesuitenorden angehört, zitierte Teilhard de Chardin in seinem Schreiben „Laudato si“ aus dem Jahr 2013 (Nummer 83). Auch Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hatten sich auf ihn bezogen.

Der Kulturrat regt an, noch weiter zu gehen: Eine Rehabilitation könne Teilhards Bemühungen würdigen, die Sicht der Wissenschaft auf das Universum mit der christlichen Weltsicht (Eschatologie) zu versöhnen. Darüber hinaus könne sie ein Impuls für „alle Theologen und Wissenschaftler guten Willens“ sein, gemeinsam an einem christlich-anthropologischen Modell im Sinne des Papst-Schreibens „Laudato si“ zu arbeiten.

In seiner Ansprache an die Vollversammlung des Kulturrats am Samstag hatte Franziskus zum Dialog zwischen Wissenschaft und Kirche aufgerufen. An dem Treffen nahmen 27 Mitglieder des Rats, darunter Kardinäle, Bischöfe und Laien teil. Geladen waren darüber hinaus Berater sowie mehrere Redner und Gäste.

religion.ORF.at/KAP

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