Festakt zu Jubiläum 30 Jahre Militärdiözese

Mit einem Festakt hat am Donnerstag in Wiener Neustadt die österreichische Militärdiözese das Jubiläum „30 Jahre Militärordinariat“ gefeiert.

„Ganz nah bei den Menschen und zugleich im Militär beheimatet sein“: Das zeichnet mit den Worten von Militärbischof Werner Freistetter die heimische Militärseelsorge aus. Der Bischof eröffnete mit seinen Grußworten den Festakt am Donnerstag in Wiener Neustadt zum Jubiläum „30 Jahre Militärordinariat“.

Den Festvortrag hielt der italienische Militärerzbischof Santo Marciano. „Das ist nicht die Zeit, neue Schützengräben zu graben, sondern für die Gemeinschaft der Völker zu arbeiten“, sagte der Bischof unter freier Verwendung eines Zitats von Papst Franziskus.

Zuständig für rund 100.000

Das Militärordinariat (meist: „Militärdiözese“) ist für rund 100.000 Katholikinnen und Katholiken im Umfeld des Österreichischen Bundesheeres zuständig: Rekruten, Berufssoldaten und deren Angehörige. Eingerichtet wurde die einzige kategoriale Diözese Österreichs (neben neun territorialen) im Jahr 1987.

Der neue Militärbischof für Österreich, Werner Freistetter

APA/Roland Schlager

Militärbischof Werner Freistetter

Die Militärseelsorge sei freilich schon wesentlich älter als 30 Jahre, erinnerte Bischof Freistetter. Dass Papst Johannes Paul II. vor 30 Jahren das Militärordinariat gründete und damit die bestehenden Institutionen in eine neue Form mit einem eigenen Bischof an der Spitze zusammenführte, könne als „Zeichen der besonderen Wertschätzung“ des Papstes gesehen werden.

„Besonderer Dienst, der Mut erfordert“

Der italienische Militärerzbischof Santo Marciano bezeichnete die Militärdiözesen als besonders wichtigen Teil der Kirche. Das Militär leiste einen besonderen Dienst in der Gesellschaft. Christliche Soldaten kämen ihrer Berufung nach, indem sie dem Frieden, der Gerechtigkeit und der Freiheit der Völker dienten - ein Dienst, der auch sehr viel Mut erfordere, wie Marciano hinzufügte.

Marciano plädierte zugleich dafür, dass die Militärdiözesen bzw. Militärseelsorgeeinrichtungen in aller Welt noch stärker zusammenarbeiten bzw. zusammenwachsen sollten. „Wir wollen uns immer mehr als eine große Familie sehen“, so der Erzbischof wörtlich. Besonders wollte er auch eine Lanze für die europäische Einheit brechen und sprach im Blick auf die Militärdiözesen von „Schwesterkirchen in Europa“.

Warnung vor „globalisiertem Säkularismus“

Als einige Zukunftsperspektiven für die Militärseelsorge nannte der Bischof den besonderen Einsatz für Jugend und Bildung, Ökumene und interreligiösen Dialog sowie das Gebet für den Frieden. Marciano warnte vor der beständigen Zunahme eines „globalisierten Säkularismus bzw. Fundamentalismus“. Die Gesellschaft stehe zunehmend im Spannungsfeld zwischen Säkularismus und Fundamentalismus.

Säkularismus zeige sich als Entwurf von Mensch und Welt ohne Transzendenz und ohne Gott. Das Grundproblem dahinter sei u. a. der Individualismus. Fundamentalismus sei der Missbrauch der Religion, um eigene Macht zu erlangen. Auch hier gehe es um übertriebenen Individualismus, so der Bischof. Insofern sei der „Fundamentalismus eine extreme Form des Säkularisierung.“

„Wir brauchen die Militärseelsorge“

Generalstabschef General Othmar Commenda erinnerte in seinem Vortrag an die jahrhundertelange Tradition der Militärseelsorge in Österreich und würdigte zugleich die Errichtung des Militärordinariats vor 30 Jahren. Dieser Schritt habe das Bundesheer aufgewertet, denn es sei „ein wichtiges Signal, das zeigt, dass die Kirche den Dienst der Soldaten schätzt“.

Das werde auch dadurch deutlich, dass an der Spitze des Ordinariats ein eigener Bischof stehe, der den Diözesanbischöfen gleichgestellt sei und sich ganz dem Militär widmen könne. Von großer Bedeutung sei auch, dass die Militärseelsorger Bestandteil des Bundesheeres sind. „Sie tragen Uniform und erhalten zumindest eine militärische Grundausbildung.“ Das sei ganz wichtig für die Akzeptanz der Seelsorger. „Wenn du nicht weißt, wie Soldaten ticken, kannst du sie auch nicht betreuen“, so Commenda wörtlich.

Österreichische Soldaten würden für ihren menschlichen Umgang und ihre Sensibilität in internationalen Einsätzen sehr geschätzt, so der Generalstabschef weiter. Das sei auch wesentlicher Verdienst der Militärseelsorge. Nachsatz: „Wir brauchen die Militärseelsorge.“

Freie Religionsausübung wichtig

Freie Religionsausübung für alle Soldaten sei ein wesentliches Prinzip im Bundesheer, so Commenda weiter, der zugleich auch die evangelische, orthodoxe, muslimische, alewitische und jüdische Militärseelsorge würdigte.

Militärbischof Freistetter konnte zur Festakademie u. a. den Apostolischen Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen begrüßen, außerdem die Bischöfe Klaus Küng, Christian Werner und Maximilian Aichern sowie Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka, dazu Äbte aus verschiedenen heimischen Stiften. Für die evangelische und orthodoxe Kirche nahmen Militärsuperintendent Karl-Reinhart Trauner und Erzpriester Alexander Lapin an den Feierlichkeiten teil.

Internationale Beteiligung

Aus dem Ausland waren die Militärbischöfe Jozef Guzdek (Polen), Frantisek Rabek (Slowakei), Tomo Vuksic (Bosnien u. Herzegowina) sowie Militärerzbischof Santo Marciano (Italien) gekommen. Auch hochrangige Vertreter der Militärseelsorge aus Deutschland, Belgien und Irland waren anwesend.

Für den Donnerstagnachmittag stehen ein Festgottesdienst in der St.-Georgs-Kathedrale in der Militärakademie sowie ein Militärischer Festakt mit „großem Österreichischem Zapfenstreich“ auf dem Programm.

religion.ORF.at/KAP

Link: