Kardinal feiert Gottesdienst für HIV- und Aids-Opfer

Kardinal Christoph Schönborn und der Obmann des Vereins Life+, Gery Keszler laden am Freitag, dem Welt-Aids-Tag, zu einem konfessionsübergreifenden Gedenkgottesdienst in den Wiener Stephansdom.

Mit dem Gottesdienst soll an die 36 Millionen an HIV/Aids Verstorbenen erinnert und ein Zeichen gegen Vorurteile gesetzt werden. Der internationale Gedenktag, an dem auch zum Tragen des „Red Ribbon“ - der roten Schleife als Zeichen der Solidarität mit HIV-Infizierten und Aids-Kranken - aufgerufen wird, soll daran erinnern, dass HIV/Aids weltweit - auch in Österreich - noch nicht besiegt ist.

„Wir feiern diesen Gottesdienst, um für die zu beten, die an Aids gestorben sind, um die Hinterbliebenen zu trösten und um denen Kraft zu erbitten, die an HIV/Aids leiden. Mitgefühl ist ganz wichtig für unsere Zeit. Es ist die Gabe, genau hinzuschauen und Bereitschaft zum Lernen zu zeigen“, so der Wiener Erzbischof in einer Erklärung.

Kardinal Christoph Schönborn und Gery Keszler beim Red Ribbon Celebration Concert 2016 im Wiener Burghteater.

LIFE+/Jürgen Hammerschmied

Kardinal Christoph Schönborn und Gery Keszler beim Red Ribbon Celebration Concert 2016 im Wiener Burgtheater

„Schwierige Tradition zwischen Kirche und HIV“

„Es gibt eine schwierige Tradition zwischen dem Thema HIV/Aids und der Kirche, weil es natürlich Themen berührt wie Sexualität, Lust und auch gleichgeschlechtliche Sexualität“, so Life-Ball-Organisator Keszler gegenüber der APA. Dennoch seien viele katholische Schwestern und Missionare die ersten gewesen, die wirklich greifbare Initiativen durchgesetzt hätten, um den Menschen Mitte der 1980er Jahre in den ärmsten Ländern im Kampf gegen die Krankheit zu helfen.

Hinweis

Der Gedenkgottesdienst für HIV-Opfer beginnt am Freitag um 22.30 Uhr im Stephansdom in Wien. Der Eintritt ist frei, Spenden werden für die Aids-Hilfe erbeten.

Vor dem Gottesdienst findet ein Fackelzug in Erinnerung an alle an den Folgen von HIV/Aids Verstorbenen durch Wien statt. Er führt vom Christian-Broda-Platz über die Mariahilfer Straße durch die Wiener Innenstadt zum Stephansdom. Gemeinsam entzünden die Teilnehmer ein Licht für jene, die den Kampf gegen HIV/Aids verloren haben. Fackeln können an den einzelnen Treffpunkten gekauft werden. Für die Teilnehmer des Fackelzugs sind Sitzplätze im Stephansdom reserviert.

„My Health, my Right“

Der Gottesdienst soll konfessionsübergreifend sein, der Kardinal wird die Predigt halten. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes liegt beim Wiener Kammerorchester und dem Philharmonia Chor Wien - es wird das Mozart-Requiem gespielt. Dirigentin ist Keri-Lynn Wilson.

Der Welttag wurde erstmals 1988 von der WHO ausgerufen und steht jedes Jahr unter einem bestimmten Motto. 2017 lautet es „My Health, my Right“ (Meine Gesundheit, mein Recht); der Fokus liegt auf dem Kampf gegen Diskriminierung. Die Aids-Hilfswerke laden ein, mit dem Red Ribbon ein Zeichen gegen die Ausgrenzung und Stigmatisierung Betroffener und für ein Miteinander ohne Vorurteile zu setzen.

Kirche Träger von 25 Prozent der Hilfsangebote

Rund 50 Prozent aller Einrichtungen im Kampf gegen Aids werden weltweit von den Kirchen getragen, so die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für Entwicklung/Mission (KOO). „Einer von vier Aids-Kranken wird im Durchschnitt von katholischen Einrichtungen betreut. Hilfsorganisationen, SeelsorgerInnen und Beratungsdienste bilden dabei die Basis kirchlicher Arbeit. Aufgrund der Komplexität der Krankheit, ihrer Geschichte und ihres Ansehens gibt es verschiedene Tätigkeitsfelder für kirchliche Organisationen.“

Stephansdom innen, Altar

ORF.at/Michael Baldauf

Der Gedenkgottesdienst im Stephansdom beginnt um 22.30 Uhr

Ziel sei es, „erkrankte Menschen aus ihrer Isolation und Lethargie herauszuholen, das Schweigen gegenüber der Krankheit zu brechen und Aids-Kranke zu pflegen. Dabei kann der Glaube eine sehr wichtige Rolle spielen. Der Respekt für das Leben, die Heiligkeit des Menschen und die Bedeutung der Gemeinschaft bieten einen wichtigen Bezugsrahmen“, heißt es in der Aussendung. Vor allem gehe es darum, die menschliche Würde zu wahren. HIV/Aids-betroffene Personen seien nicht nur Opfer menschlichen Fehlverhaltens und ungerechter Strukturen, so die KOO.

Entwicklungszusammenarbeit weiterführen

Die Koordinierungsstelle erinnerte in der Aussendung auch daran, dass die weltweite Ausbreitung von HIV/Aids nur durch konzentriertes Vorgehen bekämpft werden könne. Wichtig sei ein ganzheitliches Vorgehen im Gesundheitswesen, in der Prävention, in der Stärkung der Rolle der Frau und in der Armutsbekämpfung.

Sendungshinweis

Der Gottesdienst ist am Freitag ab 22.34 Uhr live in ORF2 zu sehen.

KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl verwies auf die SDG (nachhaltigen Entwicklungsziele) der UNO. Bereits 2006 habe die UNO beschlossen, „dass alle Menschen zu jeder Zeit Zugang zu ausreichenden und nahrhaften Lebensmittel erhalten“ als Teil einer umfassenden Reaktion auf HIV und Aids. Allerdings würden heute noch immer nur knapp die Hälfte der Menschen, die mit HIV und Aids leben, mit antiretroviral wirksamen Medikamenten versorgt.

Lebensumstände maßgeblich

Zwischen HIV und Aids und der Entwicklung eines Landes bestünden zahlreiche Wechselwirkungen. „Not, Unterdrückung, zerstörte Familien und mangelnde Bildung sind ein Nährboden für die rasche Ausbreitung von HIV und Aids“, so Hödl.

Zusätzlich begünstigten Faktoren wie die Diskriminierung von Frauen und geringe medizinische Versorgung die Expansion der Pandemie. Neu entwickelte Medikamente hätten in den Industriestaaten deutlich gemacht, dass die Infektion mit dem HI-Virus nicht mehr zwangsläufig zum Ausbruch der Krankheit und zum raschen Tod führen müsse. Eine ausreichende medizinische Behandlung sei aber in vielen Entwicklungsländern nicht gegeben.

religion.ORF.at/KAP/APA

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