KA sieht in Europa keinen Trend zur Sonntagsöffnung

Die Präsidentin der Salzburger Katholischen Aktion (KA) Elisabeth Mayer sieht in Europa keinen Trend hin zur Sonntagsöffnung. Im Gegenteil ortet sie etwa in Polen und Italien eine Bewegung für den arbeitsfreien Sonntag, wie sie am Dienstag im „Ö1-Morgenjournal“ erklärte.

In Polen werde die bisher sehr umfassende Sonntagsöffnung wieder eingeschränkt, und in Italien formiere sich ebenfalls eine Gegenbewegung: „Die Menschen spüren, wenn sie den Sonntag aufgeben: es verändert sich etwas in ihrem Leben. Es geht etwas verloren.“

„Freier Sonntag ist Weltkulturerbe“

„Der arbeitsfreie siebente Tag ist ein Weltkulturerbe. Er soll der sozialen Beziehungspflege dienen und soll nicht aufgegeben werden“, so Mayer im Morgenjournal. Bei der Katholischen Aktion der Erzdiözese Salzburg sieht man es positiv, dass auch große, in Tourismusgemeinden präsente Handelsketten wie „Lidl“ beim Appell, am Heiligen Abend und 4. Adventssonntag die Geschäfte nicht aufzusperren, mitziehen.

52 von 119 Gemeinden im Land Salzburg sind als Tourismusorte eingetragen, wo in der Urlaubssaison die Geschäfte auch am Sonntag öffnen dürfen. Die Salzburger KA hatte am Montag in einer Aussendung argumentiert, dass sich Weihnachtseinkäufe problemlos bis zum 23. Dezember erledigen ließen. Der 24. Dezember, der nur alle acht Jahre auf einen Sonntag fällt, wäre heuer eine Chance, sich ohne Lastminute-Einkäufe und Besorgungen mit mehr Ruhe auf das Weihnachtsfest einzustimmen. Die KA ist ein Mitglied der „Allianz für den freien Sonntag“.

Sonntagsöffnung im katholischen Polen

Der von KA-Präsidentin Mayer angesprochene Sonntagsöffnungs-Rückbau in Polen ist ein seit mehr als zehn Jahren gefordertes Anliegen von Kirche und Gewerkschaft Solidarnosc. Bisher dürfen im katholischen Polen sonntags alle Geschäfte ohne gesetzliche Einschränkung öffnen. Nur an gesetzlichen Feiertagen dürfen sie nichts verkaufen. Kleinen Lebensmittelläden, in denen der Inhaber selbst an der Kasse steht, ist die Feiertagsöffnung indes erlaubt.

Für die kleine Läden soll auch das vorbereitete neue Ladenschlussgesetz nicht gelten. Es geht auf ein Volksbegehren zurück. 2016 hatte Solidarnocsc mit Unterstützung der Kirche mehr als eine halbe Million Unterschriften für ein fast völliges Verbot der Sonntagsöffnung gesammelt. Der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit ging diese Volksinitiative aber zu weit.

Diskussion nicht abgeschlossen

Der Unterausschuss für den Arbeitsmarkt im Sejm sprach sich folglich im Oktober für einen Kompromiss aus: Supermärkte und Einkaufszentren sollen demnach künftig jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat geschlossen bleiben. Vizepremier und Finanzminister Mateusz Morawiecki nannte die Gesetzesinitiative einen „guten Kompromiss“. Ein abschließendes Votum des Parlaments wird in Kürze erwartet.

Die liberale Opposition pocht jedoch auf der Sonntagsöffnung. Sie sammelt jetzt Unterschriften gegen eine Einschränkung und begründet dies insbesondere damit, dass das Ladenschlussgesetz Arbeitsplätze koste. Unterstützt wird die Unterschriftenaktion vom Verband der Einkaufszentren. Er möchte die Schließung verhindern und stattdessen allen Angestellten garantieren, dass sie an mindestens zwei Sonntagen im Monat freihaben.

religion.ORF.at/KAP

Link: