Chalupkas letzter Adventbesuch bei Schönborn

Der Direktor der Diakonie Michael Chalupka hat Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstag seinen bereits traditionellen Adventbesuch im Wiener Erzbischöflichen Palais abgestattet. Für Chalupka war es der letzte Adventbesuch in dieser Form beim Kardinal.

Chalupka, der die Leitung der Diakonie kommendes Jahr abgibt, überreichte Schönborn einen speziellen von Jugendlichen der Inklusiven FIT-Schule der Diakonie hergestellten Adventkranz. Der Kranz mit vier großen Kerzen für die Adventsonntage und je einer kleinen Kerze für die Werktage im Advent erinnert an den evangelischen Pfarrer Johannes Wichern, der den Adventkranz im 19. Jahrhundert, genau vor 178 Jahren, für benachteiligte Jugendliche in ebendieser Form erfunden hat.

Die FIT-Schule gibt Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten die Möglichkeit, weit über die Schulpflicht hinaus an ihrer Ausbildung zu arbeiten und so bessere Chancen im Leben zu bekommen.

Engagement gehört zum Advent

Im Mittelpunkt des Gesprächs zwischen dem Wiener Erzbischof und dem Diakonie-Direktor stand die Notwendigkeit des sozialen Zusammenhalts in Österreich. So wie sich Wichern schon vor mehr als 175 Jahren um verwahrloste Straßenkinder in Hamburg gekümmert hatte, so verbinde die Diakonie auch heute mit dem Brauch des Adventkranzes das Engagement für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, junge Menschen mit Migrationshintergrund und mit Behinderungen, führte Chalupka aus.

Adventbesuch von Diakoniedirektor Michael Chalupka bei Kardinal Christoph Schönborn

Kathpress/Henning Klingen

Kardinal Schönborn und Diakoniedirektor Chalupka mit dem Adventkranz

Jeden Tag ein Ort der Hoffnung

Chalupka wies auf die aktuelle Social-Media-Serie „#OrtDerHoffnung“ hin, mit der die Diakonie im Advent auf Menschen und Projekte aufmerksam machen will, die Lebensqualität, sozialen Zusammenhalt und Solidarität fördern und weiterentwickeln.

Jeden Tag werde eine andere Initiative medial vor den Vorhang geholt, beispielsweise das „Häferl“ in Wien, wo Armutsbetroffene täglich ein warmes Essen und einen Ort zum Treffen vorfinden; oder die „Wàki“-Krisenstelle für Jugendliche in Linz. Besonders hob Chalupka auch die zahlreichen „Wärmestuben“ in evangelischen wie katholischen Pfarrgemeinden hervor.

Diakonie und Caritas notwendig

Schließlich sei auch jeder Gottesdienst ein solcher „Ort der Hoffnung“, wie der Diakonie-Direktor betonte. Die Kirchen seien einige der letzten Orte, wo Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten oder Interessen noch zusammenkommen und einander begegnen würden. Das habe die Gesellschaft aber bitter nötig, um den sozialen Zusammenhalt zu bewahren.

Übereinstimmend hoben Chalupka und Kardinal Schönborn weiters die Notwendigkeit des gemeinsamen Engagements von Diakonie und Caritas hervor, und erstellten auch eine sehr positive ökumenische Bilanz zum Reformationsjubiläum 2017. Dieses habe die Kirchen noch näher zueinander gebracht, so der Tenor.

PK Diakonie, Michael Chalupka, Maria Katharina Moser, Ulrich Körtner

ORF/Marcus Marschalek

Maria Katharina Moser folgt auf Michael Chalupka

Chalupkas gibt Leitung ab

Für Chalupka war es der letzte Adventbesuch in dieser Form bei Kardinal Schönborn. Er wird im August 2018 nach vier Amtsperioden seine Tätigkeit als Diakonie-Direktor beenden.

Er werde allerdings „für meine Kirche in anderer Form zur Verfügung stehen“. Chalupkas Nachfolgerin an der Spitze der Diakonie wird die evangelische Pfarrerin Maria Katharina Moser.

Adventkränze sind evangelisch

Ein evangelischer Theologe war es auch, der den Adventkranz erfunden hat. Johann Hinrich Wichern (1808-1881) sah die Not der Arbeiterfamilien und vor allem der verwahrlosten Kinder in den Vorstädten Hamburgs. Er sammelte Spenden bei wohlhabenden Bürgern und gründete eine „Rettungsanstalt“ für jene Kinder, die zerlumpt und hungrig auf dem besten Weg waren, eine kriminelle Laufbahn einzuschlagen.

Im sogenannten „Rauhen Haus“, einem kleinen Bauernhaus, das für diesen Zweck gestiftet worden war, zog Wichern 1833 mit seiner Mutter und den ersten zwölf Burschen ein. Die Einrichtung wuchs schnell und erhielt weitere Gebäude mit mehreren Kindergruppen. Ende 1835 zog die erste Mädchengruppe in das „Rauhe Haus“ ein. Im Jahr 1839 hatte Wichern die Idee zum ersten Adventkranz.

„Wie lange dauert es denn noch?“

Da die Kinder im Advent ständig fragten, wie lange es denn noch bis Weihnachten sei, stellte Wichern bei den abendlichen Versammlungen ein großes Wagenrad auf und bestückte es mit Kerzen. Jeden Abend entzündete er beim Geschichtenerzählen eine weitere Kerze.

Im Laufe der Zeit gab es für Adventsonntage vier dickere Kerzen und das Rad wurde mit Tannenreisig geschmückt. Im Laufe der Zeit übernahmen Pfarrgemeinden und Familien diesen Brauch, und so hat sich der Adventkranz zu der uns heute bekannten Form entwickelt. Erst ab den 1920/30er Jahren begann sich der Adventkranz auch in der katholischen Kirche durchzusetzen. In Österreich hielt er erst nach dem Zweiten Weltkrieg flächendeckend Einzug.

religion.ORF.at/KAP

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