Jerusalem: Vatikan mahnt zu Wahrung des Sonderstatus

Angesichts der Ausschreitungen in den Palästinensergebieten hat der Vatikan zur Wahrung des Sonderstatus von Jerusalem und zu politischer Vermittlung aufgerufen.

Papst Franziskus bete inständig, „dass die Verantwortlichen der Staaten sich in diesem Moment von besonderer Tragweite dafür einsetzen, eine neue Spirale der Gewalt abzuwenden“, teilte der Vatikan am Sonntag mit. Der Heilige Stuhl nehme sensibel die Besorgnis der Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit zur Kenntnis, die diese hinsichtlich der Friedensperspektiven für die Region geäußert hätten.

Aufruf zu „Weisheit und Klugheit“

Der Papst wiederholte seinen Aufruf zu „Weisheit und Klugheit“ aller Beteiligten. Der Heilige Stuhl folge mit großer Aufmerksamkeit den Entwicklungen im Nahen Osten empfinde Schmerz über die Zusammenstöße der vergangenen Tage und die Opfer. Die Regierungen müssten in Wort und Tat dem Wunsch nach Frieden, Gerechtigkeit und Sicherheit der Bevölkerungen entsprechen.

Unruhen im Gazastreifen wegen der Anerkennung Jerusalems

APA/AFP/Mahmud Hams

Unruhen im Gazastreifen wegen der Anerkennung Jerusalems

Mit Blick auf Jerusalem betonte der Vatikan die „Unverzichtbarkeit der Achtung des Status quo in Übereinstimmung mit den Beratungen der internationalen Gemeinschaft“. Jerusalem müsse den „singulären Charakter“ einer Heiligen Stadt für Christen, Juden und Muslime aus aller Welt behalten. Nur eine Verhandlungslösung zwischen Israelis und Palästinensern könne „zu einem stabilen und dauerhaften Frieden führen und die friedliche Koexistenz der zwei Staaten innerhalb international anerkannter Grenzen garantieren“, hieß es in der Erklärung.

Trump-Entscheidung scharf kritisiert

Scharfe Kritik an der Entscheidung von US-Präsident Donald Trump zur Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem hatte am Samstag der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick geäußert. Das Vorhaben sei mit der „Entscheidung der internationalen Gemeinschaft, den ‚Status quo‘ von Jerusalem zu bewahren, nicht vereinbar“, sagte Schick im Interview des „Fränkischen Tags“ (Samstag-Ausgabe).

Jerusalem sei international und könne von niemandem als Hauptstadt „vereinnahmt“ werden. Trumps Ankündigung könne schwelende Konflikte in „kriegerische Auseinandersetzungen“ verwandeln. Sie gieße Öl ins Feuer. Schick sagte, er hoffe, dass die umliegenden Staaten und die Vereinten Nationen die Lage beruhigten.

Forderung nach Anerkennung Palästinas

Die Arabische Liga hat indes die internationale Gemeinschaft aufgerufen, Palästina mit Ostjerusalem als Hauptstadt anzuerkennen. Der Appell folgte nach einer Krisensitzung der arabischen Außenminister in Kairo. Die Anerkennung durch US-Präsident Donald Trump bezeichneten die Außenminister als „hinfällig“.

Die Entscheidung stelle die Rolle der USA als Friedensvermittler nicht nur in Nahost, sondern weltweit infrage, so der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Abul Gheit, laut Berichten. Der palästinensische Außenminister Riad Malki hatte kurz vor dem Treffen in Kairo vor Medien erklärt, die Palästinenser würden versuchen, einen Ersatz für die USA als Paten des Friedensprozesses mit Israel zu finden.

Demonstration in Wien

In Wien hat es an diesem Wochenende wie in vielen anderen europäischen Städten Proteste gegen die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump gegeben. Laut Polizei versammelten sich am Freitagnachmittag rund 400 Personen vor der US-Botschaft in Wien-Alsergrund. Anschließend zogen die Demonstranten von der Polizei begleitet in Richtung Währinger Straße.

Laut „Standard“-Bericht sei es dabei auch zu antisemitischen Ausfällen gekommen. So berichtet die Zeitung von „Intifada-Sprechchören“ und „Kindermörder Israel“- und „Israel Terrorist“-Rufen. Neben türkischen und palästinensischen Flaggen wurde laut „Standard“ auch ein Schild mit einem Davidstern, in dessen Zentrum ein Hakenkreuz zu sehen ist, in die Höhe gehalten.

religion.ORF.at/KAP

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