Chanukka: Acht Kerzen und ein „Diener“

Weltweit gedenken Juden zu Chanukka eines Ölwunders, das sich im jüdischen Jahr 3597 (164 v. Chr.) zugetragen haben soll. Familienfeste mit Geschenken, Kerzenlicht und Krapfen werden gefeiert.

„Chanukka“ ist hebräisch und bedeutet „Einweihung“. Gefeiert wird zur Erinnerung an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im zweiten Jahrhundert v. Chr. Chanukka gilt als fröhliches und familiäres Fest, das am 25. Tag des jüdischen Monats Kislew beginnt und acht Tage dauert. Heuer ist das der 13. Dezember, aber wie alle jüdischen Feiertage beginnt auch Chanukka am Abend davor.

Chanukka-Leuchter

Miriam Brownstone

Eine Chanukkia

Bei Chanukka geht es auch um das öffentliche Bekenntnis zum Judentum, denn der Chanukka-Leuchter, die Chanukkia, soll so im Fenster aufgestellt werden, dass man von außen sehen kann, dass hier Juden leben. Zeitpunkt des Anzündens ist nach Einbruch der Dunkelheit. Die Lichter werden von rechts nach links aufgestellt, aber von links beginnend entzündet. Dabei werden auch Gebete gesprochen, Lieder gesungen und die Chanukka-Geschichte erzählt.

Positives Fest

Die Kerzen brennen idealerweise täglich zur Gänze herunter, mindestens aber 30 Minuten. Eigene Geschäfte bieten Kerzenpakete für alle acht Tage an. Diese seien oft auch bunt, man könne sie also jeden Tag individuell und unterschiedlich anordnen, sagte Miriam Brownstone zu religion.ORF.at.

Chanukka-Leuchter

Miriam Brownstone

Chanukka-Leuchter gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen

Sie habe als Kind besonderen Spaß an der Kreativität mit den bunten Kerzen gehabt. Für die junge Wienerin mit amerikanischen Wurzeln ist Chanukka ein warmes, schönes Familienfest und das einzig positiv besetzte Fest im Judentum. Denn es wird die Befreiung von einer langen Phase der Unterdrückung gefeiert. Zudem sei es ein historisches Fest und nicht in der Thora überliefert, so Brownstone.

Befreiung von Unterdrückung

Unter der Herrschaft des Königs Antiochus IV. waren im zweiten vorchristlichen Jahrhundert die jüdische Kultur und Religionsausübung verboten. Er errichtete in Jerusalem eine griechische Polis und ließ den Tempel in eine Kultstätte für Zeus umweihen. 165 v. Chr. konnten sich die Hebräer von Antiochus befreien. Nach der Reinigung des entweihten Tempels stand 164 v. Chr. die Wiedereinweihung durch das Entzünden der Menorah, des siebenarmigen Kerzenhalters, bevor. Die Gemeindemitglieder fanden lediglich einen Krug mit koscherem Öl. Diese Menge reichte gewöhnlich für einen Tag.

Donuts mit und ohne Schokoladeüberzug

APA/AFP/Eva Hambach

Auch in Öl gebackene Speisen erinnern an das Ölwunder

Dem Ölwunder die Ehre erweisen

Wundersamerweise, so die Überlieferung, brannten die Lichter aber acht Tage mit dem vorhandenen Öl, bis neues hergestellt werden konnte. Dadurch entstand der Brauch, zu Chanukka einen achtarmigen Kerzenleuchter zu verwenden. Meist hat dieser noch einen Platz für eine neunte „Diener“-Kerze („Schamasch“), mit der die anderen angezündet werden. Acht Tage lang wird zu dem Fest jeden Tag eine Kerze mehr angezündet, und in Erinnerung an das Ölwunder werden in Öl herausgebackene Speisen wie Krapfen, Donuts und Kartoffelpuffer gegessen.

Die Chanukka-Zeit wird zum Dreidel-Spiel genutzt, das mit einem vierseitigen Kreisel gespielt wird. Auf jeder Seite stehen Buchstaben, die bestimmte Bedeutungen haben. Sie stehen für den Satz: „Ein großes Wunder ist dort geschehen“ - bzw. in Israel: „Ein großes Wunder ist hier geschehen.“

Chanukka Dreidel

Miriam Brownstone

Während der Chanukka-Tage kommt der Dreidel zum Einsatz

Glücksspiel zum Zeitvertreib

Das Spiel ist ein Glücksspiel, das früher auch mit Geld, heute mit Zuckerln oder Schokolademünzen gespielt wird. Alle zahlen in einen Gemeinschaftstopf ein, je nachdem, wer was erkreiselt, gewinnt man daraus. So bedeutet jiddisch „nisht“ nichts: Man gewinnt nicht, verliert aber auch nichts. Gimel steht für jidd. „gants“ (ganz): Man gewinnt den gesamten Topfinhalt, danach muss jeder Spieler wieder etwas in den Topf legen. Jiddisch „he“ (halb): Man gewinnt die Hälfte der Einsätze. Schin, das für jiddisch „shtel ayn“ (stell ein) steht, bedeutet schließlich: „Leg (ein Stück) ein“ - man muss ein Stück in den Topf legen. Wer nichts mehr in die Kasse legen kann, scheidet aus.

Familienfeste

Brownstone feiert mit Leidenschaft Chanukka, mit einigen ihrer Cousinen aber auch Weihnachten, ein Teil der Familie ist christlich. Aber mit dem Herzen sei sie bei Weihnachten nicht dabei. Traditionell ist Chanukka ein Familienfest. Meist mache jemand aus der Familie in den Chanukka-Tagen ein größeres Fest, bei dem auch Geschenke überreicht werden, erzählte Brownstone. In manchen Familien gibt es jeden Chanukka-Tag ein Präsent, in anderen an einem. Auch die Anzahl und Größe variiert, das sei von Familie zu Familie unterschiedlich. Üblich seien auch Geldgeschenke mit der Aufforderung, einen Teil für wohltätige Zwecke zu spenden.

Nina Goldmann, religion.ORF.at