Orthodoxes Kloster kommt doch nach St. Andrä

Nach langem Hin und Her soll Österreichs erstes orthodoxes Kloster nun doch im burgenländischen St. Andrä am Zicksee entstehen. Gegen das Kloster hatte es Widerstand gegeben, es war dann trotz positiver Bürgerbefragung von der Kirche abgesagt worden.

Nun hat sich der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) schlussendlich doch dafür entschieden. In der Gemeinde sei am Montagvormittag ein diesbezügliches Schreiben des Metropoliten eingelangt, bestätigte Bürgermeister Andreas Sattler (ÖVP) gegenüber der APA einen Bericht der BVZ (Onlineausgabe).

In dem Schreiben werde mitgeteilt, dass der Metropolit entschieden habe, das Kloster in St. Andrä am ursprünglichen Standort zu errichten. „Ich glaube, dass das eine gute Sache ist“, meinte Sattler. Man werde nun mit dem Abt des Klosters Kontakt aufnehmen und die weiteren Schritte besprechen. Auch den Gemeindevorstand und die Gemeinderäte gelte es zu informieren.

„Touristischer und wirtschaftlicher Nutzen“

Aus rechtlicher Sicht sieht der bei der Kommunalwahl im Oktober gewählte Ortschef keine Hindernisse für das Vorhaben. Die Flächenwidmung sei bereits erfolgt, die Volksabstimmung darüber rechtsgültig abgehalten. Er habe sich auch bei Juristen erkundigt: „Da sollte nichts mehr passieren“.

Im Ort gebe es eine Gruppe, „die das von Anfang an anders gesehen hat als die Mehrheit“. Aber er glaube, die Mehrheit könne sich mit dem Vorhaben der Klostergründung mittlerweile gut anfreunden, so der Bürgermeister. Er sehe bei dem Vorhaben auch einen touristischen und wirtschaftlichen Nutzen.

Orthodoxer Metropolit Arsenios Kardamakis

kathbild.at/Franz Josef Rupprecht

Orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis)

Widerstand, Bürgerbefragung und Rückzug

Pläne zur Errichtung eines orthodoxen Klosters in St. Andrä am Zicksee waren bereits im Oktober 2014 bekannt geworden. Bald formierte sich allerdings in der Bevölkerung Widerstand gegen das Projekt. Eine Ende Jänner 2016 durchgeführte Bürgerbefragung ergab eine knappe Mehrheit für das Vorhaben. Doch die Gegner ließen nicht locker und sammelten ausreichend Unterschriften, um eine Volksabstimmung zu erreichen. Noch bevor diese durchgeführt wurde, entschied der Metropolit, die Klostergründung in St. Andrä abzusagen.

Am 11. Juni dieses Jahres votierten dann bei der Volksabstimmung 569 Bürger für und 385 gegen das Klostervorhaben. Seitens der orthodoxen Kirche hieß es danach, man werde sich um eine Standortlösung bemühen - mit dem Hinweis, dass auch andere Orte bereits Interesse an einer Klostergründung bekundet hätten.

Bekenntnis des Bürgermeisters entscheidend

Für die nun doch erfolgte positive Entscheidung für St. Andrä ist nun aber ohne Zweifel das klare Bekenntnis des neuen Bürgermeisters für das Klosterprojekt ausschlaggebend. In dem von Vizebürgermeister und Gemeindevorständen mitunterzeichneten Schreiben heißt es u.a.: „Die klar überwiegende Mehrheit der St. Andräerinnen und St. Andräer hat im demokratischen Weg der Volksabstimmung als höchste Instanz der Meinungsbildung dem Projekt ihre Zustimmung erteilt und steht diesem positiv gegenüber.“ Der Metropolit werde somit „höflichst“ ersucht, „die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen in St. Andrä in die Entscheidung einfließen zu lassen“.

Der Metropolit wurde in dem Schreiben von Bürgermeister Sattler außerdem über die erfolgte Flächenumwidmung nach einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss und der positiven Beurteilung durch die Landesregierung sowie über das grüne Licht seitens der Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See informiert.

Dank für Willkommensein

Er sei vom „Willkommensgruß der Bevölkerung“ an die orthodoxe Kirche „menschlich sehr bewegt“, bedankte sich der Metropolit in seinem aktuellen Brief an die Gemeinde. Er begrüßte zudem die eindeutige Entscheidung „in einem demokratischen Verfahren“ zugunsten des Klosters, was ein „Auftrag an die politischen Verantwortungsträger“ sei, „sich dem Willen der Bevölkerung nicht zu verschließen“.

Zugleich bedankte sich der Metropolit in seinem Schreiben bei den „vielen Menschen - Vertretern diverser politischer Gemeinden und des öffentlichen Lebens sowie Privatpersonen - für ihre Solidarität mit der Entstehung des Orthodoxen Klosters als ökumenisches Jahrtausendprojekt“.

Gegner wollen nicht aufgeben

Die Gegner des Standortes erklärten am Montag, „keine Freude“ mit dem Entschluss zu haben. Sie wollen nun weitere rechtliche Möglichkeiten prüfen. Auch der Naturschutz soll eingebunden werden.

Die grundsätzliche Einstellung habe sich nicht geändert, erklärte Gerhard Mauersics von der Liste „Miteinander“ (MIT), die seit der Gemeinderatswahl im Oktober mit zwei Mandataren im Gemeinderat vertreten ist. Er sagte erneut, dass man nicht gegen das Kloster, sondern gegen den Standort sei. Dieser sei „kein geeigneter Platz“. Auf das Angebot an den Bürgermeister, einen anderen Standort zu finden, habe es keine Rückmeldung gegeben, bestätigte Mauersics einen Online-Bericht der Tageszeitung „Kurier“.

Für Bischof Zsifkovics „großer Tag“

Positiv reagierte naturgemäß der Bischof von Eisenstadt Ägidius Zsifkovics. Er zeigte sich in einer ersten Reaktion hocherfreut von der Entscheidung, dass das Kloster doch in St. Andrä entstehen soll: „Ich freue mich sehr, dass dem Geist des Dialogs, der Begegnung und des geschwisterlichen Aufbaus einer Stätte des Friedens und Glaubens zum Durchbruch verholfen wurde. Ich freue mich sowohl für meine Mitbrüder von der orthodoxen Kirche als auch für die Menschen von St. Andrä, die einem einzigartigen und ungemein bedeutsamen Projekt für die Ökumene eine Heimat geben werden.“

Das sei ein großer Tag für die Ökumene, für St. Andrä und für die Diözese Eisenstadt, „die dadurch dem uns gegebenen Auftrag des heiligen Papstes Johannes Paul II. bei seinem Burgenlandbesuch 1988, im Herzen Europas stets eine christliche Brücke in den Osten zu sein, auf überaus konkrete Weise nachkommt“.

Papst-Segen für Menschen in St. Andrä

Der Stellenwert des Vorhabens könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, so Zsifkovics: „Vergessen wir nicht, dass selbst Papst Franziskus die Menschen von St. Andrä ausdrücklich gesegnet und den Ort als mögliche Beheimatung für eine große ökumenische Chance gewürdigt hat. Vergessen wir nicht, dass der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel im Jahr 2014 St. Andrä eigens besucht hat, um in einem berührenden Fest der Begegnung die Bedeutung des Klosterprojekts zu unterstreichen.“

religion.ORF.at/APA/KAP

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