Rund 2,4 Milliarden Christen feiern Weihnachten

Rund 2,4 Milliarden Christen weltweit feiern am 24./25. Dezember und am 6./7. Jänner (Ostkirchen) das Fest der Geburt Christi und damit nach ihrem Verständnis die Menschwerdung Gottes.

1,25 Milliarden Katholiken sowie Anglikaner, Protestanten und einige Orthodoxe begehen am 24. Dezember das Weihnachtsfest. Russen, Serben, Kopten, Äthiopier und Armenier feiern hingegen nach dem julianischen Kalender erst am 6. Jänner.

Weihnachtsbeleuchtungen in Sofia, Hauptstadt Bulgariens

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Weihnachtsbeleuchtungen in der bulgarischen Hauptstadt Sofia

Orthodoxe mit zwei Terminen

Die orthodoxen Christen weltweit feiern zu zwei unterschiedlichen Terminen Weihnachten. Das Ökumenische Patriarchat, zu dem auch die griechisch-orthodoxe Metropolis von Austria gehört, sowie die orthodoxen Kirchen von Rumänien und Bulgarien und das Patriarchat von Antiochien, die ebenfalls mit Gläubigen in Österreich vertreten sind, feiern wie die katholischen und evangelischen Christen am 24./25. Dezember. Auch in Rumänien, Bulgarien, Zypern, Albanien und Finnland wird an diesem Tag gefeiert.

Kalenderreform und die Folgen

Hintergrund der unterschiedlichen Daten ist die Einführung des gregorianischen Kalenders im Jahr 1582 durch Papst Gregor XIII. Der Papst reagierte damit auf Ungenauigkeiten des julianischen Kalenders, die zu erheblichen Problemen im Alltag geführt hatten. Da ein julianisches Kalenderjahr mit seinen durchschnittlich 365,25 Tagen um etwa elf Minuten länger war als das Sonnenjahr, verschob sich der astronomische Frühlingsanfang etwa alle 130 Jahre um einen Tag auf ein früheres Kalenderdatum. Bis 1582 machte die Differenz bereits mehr als zehn Tage aus.

Weihnachtsbeleuchtung auf einer Straße in Moskau

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Weihnachtsbeleuchtung in Moskau: In Russland wird später gefeiert

Wegen der Spannungen zwischen den christlichen Kirchen nahmen verschiedene Konfessionen und Länder die Kalenderreform erst später oder überhaupt nicht an. Russland beispielsweise führte den gregorianischen Kalender erst nach der Oktoberrevolution im Jahr 1918 ein. Die russisch-orthodoxe Kirche machte diesen Schritt allerdings nicht mit.

Das Weihnachtsfest am Heiligen Abend, dem 24. Dezember, ist die nach altem kirchlichen Brauch übliche „Vorfeier“ (Vigil) eines Hochfestes. Der Tag nach Weihnachten, der 26. Dezember, wird bei den Katholiken als Hochfest des heiligen Stephanus begangen. Auch die evangelisch-lutherische liturgische Agende sieht die Feier des Stephanitags am 26. Dezember vor. In der griechisch-orthodoxen Kirche wird der Stephanitag am 27. Dezember gefeiert.

Genauer Tag bleibt Rätsel

Als Ort für die Geburt Jesu nennt das Lukas-Evangelium Bethlehem bzw. dessen Umgebung. Der historisch exakte Tag der Geburt Jesu ist jedoch unbekannt, da für die ersten Christengenerationen die historisch genaue Definition dieses Tages unbedeutend war. Als historisch gesichert gilt eine Feier des Geburtsfestes Jesu am 25. Dezember des Jahres 336 in der römischen Stadtliturgie.

Weihnachten in Bethlehem, Westjordanland

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Weihnachten in Bethlehem, Westjordanland

Von Rom aus verbreitete sich das Weihnachtsfest in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts rasch nach Nordafrika, Oberitalien, Spanien und in den Orient. Es entwickelte sich neben Ostern zum beliebtesten christlichen Fest.

Die Frage, warum ausgerechnet der 25. Dezember als Weihnachtsdatum gewählt wurde, löst unter Fachleuten Diskussionen aus. Einige Historiker gehen davon aus, die Kirche habe den Termin bewusst gewählt, um das von den römischen Kaisern 274 eingeführte heidnische „Geburtsfest des unbesiegbaren Sonnengottes“ („Sol Invictus“) neu zu deuten.

Fest der Anbetung der Weisen

Dabei wurde zunächst gleichzeitig das Fest der Anbetung der Weisen begangen, das später auf den 6. Jänner verlegt wurde. Eine zweite Theorie meint, dass christliche Theologen schon im 3. Jahrhundert den im Evangelium nicht genannten Geburtstag Christi am 25. Dezember berechneten, weil man nach der Tradition vom 25. März als Tag seiner Empfängnis ausging.

Die deutsche Bezeichnung „Weihnachten“ ist erst seit dem 12. Jahrhundert belegt; die Zusammensetzung enthält das untergegangene mittelhochdeutsche Adjektiv „wich“ mit der Bedeutung „heilig“ und geht zurück auf die Zeitbestimmung „zewihen nahten“, was also „in den heiligen Nächten“ bedeutet.

Franz von Assisi „erfand“ die Krippe

Krippe und Christbaum wurden erst relativ spät in das christliche Weihnachtsfest aufgenommen. Beim Evangelisten Lukas heißt es: Maria „gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ Der Heilige Franz von Assisi hatte 1223 in Greccio als erster die Idee, zum Weihnachtsfest die Geburt Christi im Stall von Bethlehem als „lebendes Bild“ mit lebenden Personen und Tieren nachzustellen.

Christbaum auf dem Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport in Atlanta, USA

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Christbaum auf dem Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport, USA

Ab dem 15. Jahrhundert gab es in Italien in den Kirchen permanente Krippen. Ab dem 17. Jahrhundert wurden Weihnachtskrippen auch außerhalb Mittelitaliens als Rekonstruktion des großen Ereignisses von Bethlehem populär. Einzelne Landschaften entwickelten vor allem in der Barockzeit besondere Traditionen des Krippenbaus - so Sizilien, Tirol, Oberbayern, die Provence und die Goralischen Täler südlich von Krakau.

In protestantischen Gegenden waren Krippendarstellungen früher verpönt. So tolerierte sie die Obrigkeit im evangelisch geprägten Erzgebirge erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Danach erlebte die Kunst des Krippenschnitzens ihre Blütezeit.

Christbaum kam vor 200 Jahren nach Wien

Der Christbaum wurde erst im 19. Jahrhundert zu dem zentralen Weihnachtssymbol, das er heute ist. Ein erster schriftlicher Hinweis auf geschmückte Tannenbäume zu Weihnachten findet sich in der elsässischen Hauptstadt Straßburg im Jahre 1606. Nach Österreich kam der Christbaum durch preußische protestantische und auch jüdische Migranten.

In Wien stand erstmals 1814 ein Baum, und zwar bei der jüdischen Gesellschaftsdame Fanny von Arnstein. Während des Wiener Kongresses trafen sich im Hause Arnstein prominente Vertreter aus Diplomatie, Wissenschaft, Kunst und Journalismus. Der erste Beleg für ein Christbaumfest in Wien ist der Bericht eines Metternich’schen Polizeispitzels aus dem Jahr 1814.

„Bei Arnstein war vorgestern nach Berliner Sitte ein sehr zahlreiches Weihbaum- oder Christbaumfest“, vermerkte der Spitzel am 26. Dezember 1814. Daraus wurde vielfach abgeleitet, dass im Hause der aus Berlin gebürtigen adeligen Gesellschaftsdame am 24. Dezember 1814 der erste Wiener Christbaum aufgestellt wurde.

religion.ORF.at/KAP