Papst: „Fremde und Gefangene in die Arme nehmen“

Papst Franziskus hat in der Weihnachtsmette am Sonntagabend im Petersdom dazu aufgerufen, das Kind von Bethlehem in die Arme zu nehmen - und ebenso „die Dürstenden, den Fremden, den Nackten, den Kranken und den Gefangenen“.

Christen sollten die Menschen, die keinen Platz in der Gesellschaft hätten, „in die Arme nehmen, aufrichten und umarmen“. „Im Kind von Bethlehem kommt Gott uns entgegen, um uns zu Protagonisten des uns umgebenden Lebens zu machen“, sagte der Papst.

Papst Christmette

Andreas SOLARO / AFP

Papst Franziskus hat in der Weihnachtsmette am Sonntagabend im Petersdom dazu aufgerufen, „die Dürstenden, den Fremden, den Nackten, den Kranken und den Gefangenen“ in die Arme zu nehmen

Auf den Spuren von Maria und Josef

Maria und Josef seien Flüchtlinge gewesen, erinnerte er. In ihrer Spur seien viele Schritte gefolgt und folgten weiter viele. „Wir sehen die Spuren ganzer Familien, die auch heute gezwungen sind, von zu Hause wegzugehen. Wir sehen die Spuren von Millionen Menschen, die nicht freiwillig gehen, sondern gezwungen sind, sich von ihren Lieben zu trennen, weil sie aus ihrem Land vertrieben werden.“

In vielen Fällen sei es ein Aufbruch voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft, in vielen anderen Fällen „hat dieser Aufbruch nur einen Namen: Überleben, die aktuellen Nachfolger des Herodes zu überleben, die zur Durchsetzung ihrer Macht und zur Mehrung ihrer Reichtümer nicht davor zurückschrecken, unschuldiges Blut zu vergießen“.

Verkündigung für Menschen am Rande der Gesellschaft

Maria und Josef, für die kein Platz gewesen sei, seien „die Ersten, die den umarmen durften, der kommt, um uns allen ein Bürgerrecht zu verleihen“, sagte Franziskus: „Ihn, der in seiner Armut und Kleinheit aufzeigt und deutlich macht, dass die wahre Macht und wirkliche Freiheit darin bestehen, der Zerbrechlichkeit der Schwächsten respektvoll und hilfsbereit zu begegnen.“

Papst Christmette

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„Im Kind von Bethlehem kommt Gott uns entgegen, um uns zu Protagonisten des uns umgebenden Lebens zu machen“, sagte der Papst

In der Weihnachtsnacht hätten die Menschen am Rande der Gesellschaft die Verkündigung gehört - jene, „die keinen Platz an den Tischen und in den Straßen der Stadt“ gehabt hätten: „Denn die Hirten sind Männer und Frauen gewesen, die am Rande der Gesellschaft leben mussten.“

„Ihre Lebensumstände, die Orte, wo sie sein mussten, machten es ihnen unmöglich, alle vorgeschriebenen religiösen Reinigungsriten einzuhalten, und so galten sie als unrein. Ihre Haut, ihre Kleidung, der Geruch, ihre Sprechweise, ihre Herkunft verriet sie. Alles an ihnen erweckte Misstrauen. Sie waren Männer und Frauen, von denen man sich fernhalten und die man fürchten musste“, so der Papst.

Diesen Menschen aber - „den Heiden, Sündern und Fremden“ - habe der Engel verkündet: „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren.“

Weihnachten sei deshalb die Zeit, „die Kraft der Angst in eine Kraft der Liebe zu verwandeln, in eine Kraft für eine neue Auffassung von Nächstenliebe“, sagte Franziskus. Es gehe um Nächstenliebe, die sich nicht „mit der Ungerechtigkeit zufrieden gibt, als wäre sie etwas Normales“, sondern den Mut habe, inmitten von Spannungen und Konflikten zu einem „Beth-Le-Hem“ (übersetzt: „Haus des Brotes“) - also „Raum der Gastfreundschaft“ - zu werden.

Papst Christmette Petersplatz

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Der streng bewachte Petersplatz wurde von Zehntausenden Gläubigen besucht

Zehntausende auf dem Petersplatz

Zehntausende Gläubige kamen zu der Christmette in den Petersdom bzw. auf den Petersplatz, wohin live übertragen wurde. Im Vatikan kam es bereits Sonntagmittag zu einer regelrechten Touristenstürmung wegen des Angelusgebets mit dem Papst.

In ganz Rom gibt es verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Hunderte Soldaten und Polizisten sind an den Weihnachtstagen zum Schutz „sensibler Einrichtungen“ in der Ewigen Stadt eingesetzt.

Alle Zugangsstraßen zum Vatikan, darunter die breite Via della Conciliazione, werden strengstens bewacht, die Kontrollen auf dem Petersplatz wurden verschärft. Rund um den Vatikan sind bewegliche Absperrgitter an den Zufahrtsstraßen zum Petersplatz montiert, Polizei- und Militärposten sind in Stellung.

Papst Franziskus feiert am ersten Weihnachtsfeiertag eine nicht im Fernsehen übertragene Messe und kommt dann um 12 Uhr auf den Balkon des Petersplatzes, wo er den traditionellen päpstlichen Segen „Urbi et Orbi“ - „für die Stadt und die Welt“ - spendet.

religion.ORF.at/KAP

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