Islamisches Banking mit Wachstumschancen

Islamkonforme Bankgeschäfte haben nach Einschätzung aus der Finanzbranche in Deutschland gute Wachstumschancen. Das Besondere daran ist, dass nicht in die Rüstungsindustrie, Glücksspiel, Alkohol und Tabak investiert wird.

Die KT Bank AG, nach eigenen Angaben einziges Geldhaus für Finanzgeschäfte nach Islamregeln in der Eurozone, meldete zweieinhalb Jahre nach dem Start in Deutschland eine anhaltend hohe Nachfrage. „Wir sind voll auf Kurs und haben unsere Ziele auch 2017 erreicht“, sagte Sprecher Ferhat Aslanoglu der Deutschen Presse-Agentur in Köln. Dort eröffnete die Bank nach Frankfurt, Mannheim und Berlin nun eine neue Filiale. Die Kundenzahl nähere sich deutschlandweit der 10.000er-Marke.

Potenzial noch nicht ausgeschöpft

In Deutschland leben fünf Millionen Muslime, davon 1,5 Millionen in Nordrhein-Westfalen, wo auch die größte türkischstämmige Community zu Hause ist. Finanzexperte Philipp Wackerbeck, Partner der Beratungsgesellschaft „Strategy & Germany“, geht von einem Potenzial von bis zu 300.000 Kunden für Islam-Banking aus, das nicht annähernd ausgeschöpft sei.

Ein Bankomat-und "24 Stunden Banking" Schild

APA/Helmut Fohringer

Islamisches Bankwesen wird in Deutschland gut angenommen, auch in Österreich steigt die Nachfrage - nicht nur durch Muslime

In Österreich startete 2016 die US-fondsdominierte BAWAG PSK als erste österreichische Bank mit Islamic Banking. Das mit der Scharia konforme BAWAG-Girokonto unterscheidet sich dadurch, dass es keine Zinsen bei Überziehungen gibt, dafür aber fixe Kontoführungsentgelte. Mittlerweile konnten laut BAWAG Kunden aus allen Bevölkerungsgruppen gewonnen werden, berichtete wien.ORF.at im Mai des Vorjahres.

Keine Investitionen in Waffenindustrie

Nach Regeln des islamischen Rechts (Scharia) sind Zinsen verboten - für Kunden und Bank. Damit sei ein Sparkonto ebenso ausgeschlossen wie ein Kredit, der ja mit Zinsen zurückgezahlt werden müsste. Investiert wird nur in reale Güter, nicht in Wertpapiere, Aktien oder Fonds, schreibt Yuriko Wahl-Immel von der dpa. Weitere Besonderheit: Es werden keine Investitionen in - aus Sicht des Islams - unethische Bereiche wie Tabak-, Alkohol-, Glücksspiel und Waffenindustrie getätigt.

Ein Ethikrat klopft alle Produkte und Verträge auf Scharia-Konformität ab. Die KT Bank - hundertprozentige Tochter der Kuveyt Türk Beteiligungsbank in Istanbul - sieht Schnittmengen mit Ethikbanken wie der GLS Bank oder der UmweltBank und hofft auf Zuwächse auch bei nicht-muslimischen Kunden.

Finanzierungsaufschlag statt Zinsen

Braucht ein Kunde also Geld, beispielsweise um ein Haus zu erwerben oder ein Auto, kauft die Bank dieses für ihn. „Wir verkaufen dem Kunden das Objekt dann mit einem Finanzierungsaufschlag weiter, er bezahlt in Raten“, erläuterte Ferhat Aslanoglu, Unternehmenssprecher der KT Bank AG in Deutschland gegenüber der dpa. Manchmal wird es angesichts deutscher Rechtsnormen etwas komplizierter.

Damit zum Beispiel beim Immobilienkauf nicht zweimal die Grunderwerbsteuer gezahlt werden muss - einmal von der Bank, einmal vom Kunden - bilden beide eine Gesellschaft und kaufen das Haus gemeinsam, dann zieht sich die Bank zurück. Laut Aslanoglu hat die deutsche Finanzaufsicht Bafin das als korrekt eingestuft.

religion.ORF.at/dpa

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