Kein Kirchenbesuch für Pence in Jerusalem

Der evangelikale US-Vizepräsident Mike Pence ist seit Montag in Jerusalem. Während viele Juden über die Entscheidung der USA, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, jubeln, distanzieren sich die Christen.

Pence bezeichnete es als Ehre, „in der israelischen Hauptstadt Jerusalem“ zu sein. Er bezog sich damit auf die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump vom 6. Dezember, Jerusalem als Hauptstadt des jüdischen Staates anzuerkennen.

Trump stellte sich damit gegen die international vorherrschende Position, dass der Status Jerusalems in Friedensverhandlungen mit den Palästinensern geklärt werden müsse, denn diese erheben Anspruch auf den Ostteil der Stadt.

US-Vizepräsident Mike Pence

APA/AFP/Ariel Schalit

Mike Pence in Jerusalem

Erzkonservativ und evangelikal

Der evangelikale Christ Pence gehört zu der erzkonservativen amerikanischen Bevölkerungsgruppe, die sich für die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt starkgemacht hatte. Die Palästinenser haben ein Treffen mit ihm abgelehnt. Ihr Präsident Mahmud Abbas, der Trumps Jerusalem-Entscheidung als „Schlag ins Gesicht“ bezeichnet hatte, war vor Pences Eintreffen abgereist.

Damit dürfte sich auch kaum eine Möglichkeit ergeben, Brücken zu bauen. Nicht nur mehrere arabische Staatschefs hatten Trumps Vorgehen kritisiert, auch die Christen im Nahen Osten übten scharfe Kritik. Christoph Sydow schrieb in seinem Artikel für den „Spiegel“ (Onlineausgabe am Sonntag), dass alle christlichen Religionsgemeinschaften der Region Trump für dessen Entscheidung kritisiert hätten.

Noch am 6. Dezember, dem Tag, als Trump seinen Beschluss verkündete, hätten sich die Oberhäupter aller 13 Kirchen in Jerusalem an das Weiße Haus gewandt: „Wir bitten Sie, Herr Präsident, uns allen auf dem Weg zu mehr Liebe und einem endgültigen Frieden zu helfen, der nur erreicht werden kann, wenn Jerusalem allen gehört“, schrieb Sydow.

Kein Kirchenbesuch möglich

Daher werde Pence weder mit Vertretern der palästinensischen Autonomiebehörde noch mit christlichen Vertretern zusammentreffen. Im Laufe des Tages sollte Pence vor dem israelischen Parlament sprechen. Die Vertreter der arabischen Israelis erklärten, sie würden die Rede boykottieren. Er werde auch keine Kirche besuchen können, denn es habe sich kein einziger Christ gefunden, der den Evangelikalen in seinem Gotteshaus empfangen hätte, so der „Spiegel“.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte vor seinem Gespräch mit Pence, er habe schon Hunderte führende Politiker in Jerusalem begrüßt. Jetzt könnten erstmals beide Politiker die drei Worte sagen: „Israels Hauptstadt Jerusalem.“

religion.ORF.at/Reuters

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