Malteser beraten über Reformen ihres Ordens

In Rom treffen sich ab Donnerstag rund 140 Vertreter der Malteser, um über die Zukunft des traditionsreichen Ordens zu sprechen. Vor gut einem Jahr hatte es heftige Turbulenzen gegeben, diese scheinen beigelegt zu sein.

Wie Großkanzler Albrecht von Boeselager im „Kathpress“-Interview erläuterte, handle es sich beim jetzigen obersten Ordensversammlung (Generalkapitel) um einen Zwischenschritt: „Vor einer möglichen Verabschiedung der Reformen durch das Generalkapitel steht unter anderem noch die kirchenrechtliche Prüfung der geplanten Neuerungen.“ Einen festen Fahrplan gebe es nicht. „Wir wollen uns bewusst die nötige Zeit lassen.“

Ämterfrage

Ein wichtiger Punkt ist laut von Boeselager die künftige Rolle jener Mitglieder, die Gelübde für Armut, Keuschheit und Gehorsam abgelegt haben. Nur etwa 60 der rund 13.500 Ritter und Damen gehören diesem Ersten Stand des Ordens an. Zugleich sitzen diese Professritter an den Schaltstellen des Ordens. Die Frage stelle sich, so Boeselager, welche Ämter außer denen des Großmeisters und denen, die ihre direkten Oberen sind, den Professrittern vorbehalten bleibt.

Aus diesem Kreis drang wenige Tage vor dem Treffen in Rom ein Vorstoß von Großkomtur Fra Ludwig Hoffmann-Rumerstein - er ist Österreicher - an die Öffentlichkeit. Hoffmann-Rumerstein wandte sich mit einem Brief direkt an den Papst. Franziskus solle „durch seine höchste Autorität“ eine Änderung in der Verfassung des Ordens durchsetzen, damit Professritter künftig die Mehrheit in allen Leitungsgremien stellen, zitierte die englische Wochenzeitung „The Tablet“ aus dem Schreiben. Das würde dem Ersten Stand eine noch wichtigere Rolle im Orden einräumen.

Abkehr von Adelsnachweisen?

Weiters hob Hoffmann-Rumerstein hervor, dass seiner Meinung nach auch der nächste Großmeister wieder aus dem Kreis der Professritter stammen solle, allerdings ohne umfangreiche Adelsnachweise erbringen zu müssen. Das würde den Kreis der Kandidaten für das Amt erhöhen.

Beobachter werteten dies als eine Spitze gegen den aus einer alten römischen Adelsfamilie stammenden Übergangsleiter Fra Giacomo Dalla Torre, der im April 2017 übergangsweise die Leitung übernommen hatte. Sprecherin Marianna Balfour erinnerte dagegen daran, dass die Diskussion um die Adelsnachweise bereits vor der Wahl Dalla Torres geführt wurde.

Papst wartet Reformvorschläge ab

Franziskus ließ laut „Tablet“ über den von ihm ernannten Sonderbeauftragten für den Orden, Kurienerzbischof Angelo Becciu, ausrichten, er wolle einstweilen nicht erneut in die Belange des Ordens eingreifen, behalte sich dieses Recht aber vor, sollten die Reformvorschläge nicht mit dem Geist des Ordens übereinstimmen. Aufhorchen ließ dann, dass der Papst einen vorläufigen Aufnahmestopp bei den Professrittern verfügte - mehr dazu in Aufnahmestopp bei Professrittern des Malteserordens.

Sprecher Balfour dementierte „Kathpress“ gegenüber die Berichte, wonach ein neuerlicher „Machtkampf“ ausgebrochen sei. Ebenso äußerte sich Boeselager: „Dass es im Rahmen eines Reformprozesses unterschiedliche Meinungen gibt, ist normal.“

Wurzeln im 11. Jahrhundert

Der Souveräne Malteserorden ist laut Selbstdarstellung auf seiner Website „eine der ältesten Institutionen der westlichen und christlichen Zivilisation“. Sein Sitz befindet sich in der Via dei Condotti im Herzen der Altstadt Roms. Heute ist der Orden, dessen Wurzeln im 11. Jahrhundert liegen, ein eigenes Völkerrechtssubjekt. Er kann beispielsweise diplomatische Beziehungen zu anderen Ländern aufnehmen. Unlängst erst kam Deutschland als 107. Staat dazu.

Der erste christliche Krankenpflegeorden hat sich längst zu einer modernen, weltumspannenden Organisation entwickelt, die in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe sowie im Gesundheitssektor aktiv ist. Geblieben ist ein Sinn für Tradition, verkörpert nicht zuletzt durch die vielen adeligen Mitglieder in Führungsämtern des Ordens.

religion.ORF.at/KAP

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