D: Eichstätter Bischof übt Selbstkritik bei Finanzskandal

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat sich erstmals ausführlich zu seiner Rolle im Finanzskandal seiner Diözese geäußert und dabei Selbstkritik geübt. Dubiose Immobilien-Geschäfte in den USA könnten die Diözese um bis zu 60 Millionen Dollar gebracht haben.

„Vielleicht hätte ich noch härter durchgreifen müssen“, sagte er am Donnerstag in einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Schon 2012 habe er die ersten Reformen in kirchlichen Stiftungen in Gang gesetzt und dort externe Fachleute in die Gremien berufen. Damit habe er ein klares Signal gesetzt für den weiteren Weg, auch bei der Durchforstung des Vermögens in der Diözese.

Bischof mit „nur zwei Händen“

Es sei ihm aber auch wichtig gewesen, seine leitenden Mitarbeiter für diesen Weg zu gewinnen, sagte Hanke. „Da gab es auch Widerstände. Vielleicht hat das alles zu lange gedauert.“ Er habe aber „auch nur zwei Hände“ und könne „nicht mit einem Zauberstab das ganze System auf einmal ändern“.

Bischof von Eichstätt Gregor Maria Hanke

pde /Christian Klenk

Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke

Fachmann statt Geistlicher „wäre besser gewesen“

Der Bischof reagierte damit auch auf Kritik von Fachleuten wie dem Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller, der Hanke in mehreren Medien vorhielt, er habe zu spät reagiert. „Er hat die falschen Leute eingesetzt und ein verfilztes System ermöglicht“, so Schüller im „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Donnerstag).

Hanke sagte dazu, aus heutiger Sicht wäre es sicher besser gewesen, er hätte bereits 2009 einen ausgewiesenen Fachmann und Nicht-Geistlichen zum Finanzdirektor ernannt. Aber die Zeit lasse sich nicht zurückdrehen. Ihm sei auch nach und nach bewusst geworden, dass sich das bis dato praktizierte System überlebt habe und die Zuständigkeiten für das operative Geschäft und die Aufsicht darüber strikt getrennt werden müssten. Dies sei inzwischen erfolgt und auch ein Lernprozess gewesen.

Glaube versus Kontrolle

Es sei eine „Gefahr, in der Kirche zu viel zu glauben und zu wenig zu kontrollieren“, räumte der Bischof gegenüber der KNA ein. In weltlichen Dingen wie Wirtschaft und Finanzen müssten die allgemein üblichen Standards eingehalten werden. Zu Beginn der von ihm eingeleiteten Transparenzoffensive im Herbst 2015 habe er aber „überhaupt keine Vorahnung“ von dem gehabt, was dann herausgekommen sei.

Am Montag war bekanntgeworden, dass die Staatsanwaltschaft München II gegen den ehemaligen stellvertretenden Finanzdirektor sowie einen Immobilien-Projektentwickler ermittelt. Beide befinden sich in Untersuchungshaft. Ihnen wird Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr vorgeworfen. Der Generalvikar Isidor Vollnhals bezeichnete die Vorgänge als „schmerzliche Erfahrung“, da das Vertrauen in einen Mitarbeiter erschüttert worden sei. „Wir sind Opfer und nicht Täter“, sagte Rechtsanwalt Ulrich Wastl am Dienstag.

religion.ORF.at/KAP

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