Ungarns Kirchen: Maßnahmen zu Roma-Integration

Die Aktivitäten der christlichen Kirchen in Ungarn für eine Verbesserung der sozialen Lage der Roma standen in dieser Woche im Fokus einer Konferenz in Budapest.

Die Aktivitäten der christlichen Kirchen in Ungarn für eine Verbesserung der sozialen Lage der Roma standen in dieser Woche im Fokus einer Konferenz in Budapest. Führende Vertreter aus katholischer sowie protestantischer Kirchen schilderten in Vorträgen die Beiträge der Kirchen zur besseren gesellschaftlichen Integration der Roma.

Säulen Bildung und Arbeit

Diese basierten neben der Ermutigung durch den Glauben auf den Säulen Bildung und Arbeitsplatzmaßnahmen, schilderte der katholische Bischof von Szombathely, Janos Szekely. Die Roma-Beauftragte der Diözese Eisenstadt, Manuela Horvath, berichtete bei der Tagung über die Arbeit der Roma-Seelsorge in Österreich.

Bischof Szekely, der die Roma-Teilnehmer in ihrer Muttersprache begrüßte, hob angesichts der anhaltenden sozialen Ausgrenzung der Minderheit die auf der Gottesebenbildlichkeit fußende Würde aller Menschen hervor. Er berichtete einige Eckpunkte zur sozialen Lage der Roma, die in Ungarn vor allem in den ärmsten Regionen des Landes leben.

Zwei von drei Angehörigen der Minderheit, der in Ungarn nach Schätzungen bis zu acht oder zehn Prozent der Bevölkerung angehören, leiden demnach heute an chronischen Krankheiten. Arbeitslosigkeit sei - anders als noch vor der Wende 1989 - weit verbreitet.

Elend und Hoffnungslosigkeit

Als Roma-Angehöriger geboren zu sein, bedeute heute vielfach in Elend und Hoffnungslosigkeit hineingeboren zu werden, beklagte der Bischof. Die Kirche reagiere darauf vor allem auch mit der Förderung von Bildungsmaßnahmen, so Szekely, der als Roma-Beauftragter der Ungarischen Bischofskonferenz deren Romapastoral-Strategie wesentlich mitverantwortet.

Mittlerweile gebe es in jeder Diözese Referenten für die Roma-Seelsorge. Szekely verwies außerdem auf das landesweite Netz und die Bildungsangebote des nach dem ersten seliggesprochenen Roma, Ceferino Gimenez Malla (1861-1936), benannten Ceferino-Instituts.

Vorurteile abbauen

Auch die evangelisch-lutherische Kirche legt großen Wert auf Bildung sowie auf soziale und missionarische Arbeit, berichtete deren leitender Bischof Tamas Fabiny. Freikirchen-Vertreter Albert Pataky forderte, dass die Vorurteile der Mehrheitsgesellschaft gegenüber den Roma abgebaut werden sollten.

Bei allen Tätigkeiten in der Roma-Pastoral müsse es immer darum gehen, Personen aus der Volksgruppe einzubinden und Vorhaben mit und von der Volksgruppe selbst umzusetzen, betonte die Eisenstädter Romapastoral-Leiterin Horvath im zweiten, internationalen Teil der von der Hanns-Seidel-Stiftung getragenen Veranstaltung.

Bedeutung von „Gedächtnispastoral“

Horvath verwies u. a. auf die Bedeutung einer „Gedächtnispastoral“. So sei die Errichtung von Gedenktafeln in Ortschaften mit ehemaligen Roma-Siedlungen ein wichtiger Schritt, um auf das tragische Schicksal der Volksgruppe während des Holocausts aufmerksam zu machen.

„Durch Gedenkstätten bekommen die ermordeten Roma, die keine Grabstätte haben, zumindest einen Ort des Gedenkens.“ In Zusammenarbeit mit dem Verein „Roma Service“ initiiert die Roma-Pastoral deshalb die Errichtung von Gedenktafeln für Roma-Opfer des Holocaust.

religion.ORF.at/KAP