Erzdiözese Salzburg veröffentlicht „Reputationsstudie“

Die Kirche sollte ihre Botschaft „mutiger nach außen tragen und sich stärker in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen“: Das ist die Schlussfolgerung einer von der Erzdiözese Salzburg beauftragten „Reputationsstudie der katholischen Kirche“.

Mit mehr Offensive könne der „Profilschwäche“ der Kirche begegnet werden, denn: „In den Medien dominieren - abgesehen von Skandalen - routinehaft wiedergegebene Kirchenereignisse oder Meldungen aus dem organisatorischen Bereich.“ Diese und andere Ergebnisse der bereits im November vorgestellten Studie des Kommunikationswissenschaftlers Mark Eisenegger macht die Erzdiözese nun online detailliert zugänglich. Sie war im Rahmen der diözesanen Aktion „Zukunftsprozess 2018“ entstanden.

Wenig schmeichelhafte Ergebnisse

Die Kirche will die für sie oft wenig schmeichelhaften Ergebnisse jedenfalls ernst nehmen, wie aus einem Bericht der Erzdiözese über den nun vorliegenden 65-seitigen Studienbericht hervorgeht. Darin werde „sehr sachlich und wissenschaftlich fundiert“ beleuchtet, wie Kirche gesehen wird, so Erzbischof Franz Lackner. Und er kündigte an: „Wir hören auf die Ergebnisse hin, schauen sie genau an und werden die notwendigen Konsequenzen ziehen.“ Das Christentum habe immer schon einen Blick für die Realität gezeigt.

Ausgangspunkt der Studie war die Erkenntnis, dass die Bindungsbereitschaft gegenüber einer Organisation eng mit deren gesellschaftlichem Ansehen verknüpft ist. „Aus diesem Grund ist es für die katholische Kirche unerlässlich, sich mit ihrer eigenen Reputation auseinanderzusetzen“, so die Erzdiözese.

Gemeinsam mit der Universität Salzburg beauftragte sie ein Team um Eisenegger, dem Leiter der Abteilung Organisationskommunikation am Uni-Fachbereich Kommunikationswissenschaft, mit der Durchführung der Reputationsstudie. Das Projekt startete im Jänner 2017 und wurde nun abgeschlossen.

„Gesellschaftlicher Fremdkörper“

Die laut der Aussendung der Erzdiözese wichtigsten Ergebnisse: „Die katholische Kirche lässt kaum jemanden kalt" - selbst jene, die angeben, dass ihnen die Kirche egal ist, hätten in der Regel eine dezidierte Meinung. Die Mehrheit der Bevölkerung habe aus der Kindheit persönliche Bezugspunkte zur Kirche, die im Laufe des Lebens jedoch an Bedeutung verlieren.“

Als Kontakte verblieben bei vielen „nur noch christliche Feiertage oder seltene Anlässe wie Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse“. Ohne Kirchenbezug im Alltag werde die Kirche als ein „gesellschaftlicher Fremdkörper“ wahrgenommen, hieß es ungeschminkt.

Immerhin: Dass die Kirche einen wichtigen Beitrag zur Identität und Kultur leiste, auf der Seite der Benachteiligten stehe und einen moralischen Kompass biete, werde von den Menschen anerkannt und wirke reputationsstützend. Je seltener jedoch die persönlichen Erfahrungen der Menschen seien, „desto relevanter werden die medial vermittelten Kirchenbilder“. Dann würden oft nur „solche Inhalte rezipiert, die das eigene Kirchenbild bestätigen“.

Kirchenansehen stieg dank Franziskus

Neben einer repräsentativen Befragung von kirchennahen wie auch -distanzierten Personen wurden für die Studie Interviews mit Medienschaffenden und eine Inhaltsanalyse österreichischer Leitmedien ab 2004 durchgeführt.

Dabei habe sich gezeigt, dass die mediale Berichterstattung über die katholische Kirche in den ersten Jahren des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. in ruhigen Bahnen verlief, insbesondere mit der Thematisierung der Missbrauchsfälle im Jahr 2010 seien dann aber massive Reputationseinbrüche zu verzeichnen gewesen.

Hohe Reputation durch Flüchtlingskrise

Erst mit der Wahl von Papst Franziskus habe sich die mediale Reputation erholt und „setzt sogar zu einem Höhenflug an“, wie es in der Zusammenfassung der Erzdiözese hieß. In den letzten Jahren habe sich die Reputation bei sinkender Resonanz wieder nachhaltig positiv entwickelt. „Die Haltung der Kirche während der Flüchtlingskrise beschert ihr die höchsten Reputationswerte der letzten zwölf Jahre“, heißt es in den Studienergebnissen.

„Botschaft mutiger nach außen tragen“

Studienleiter Eisenegger meinte dennoch, die „christliche Ethik mit Rückbezug auf ihren Religionsstifter Jesus“ bleibe im Hintergrund und werde „kaum an aktuellen Ereignissen plausibilisiert oder zum Leben erweckt“.

Außerhalb der Kirche sei die christliche Botschaft von Kirchen kaum vernehmbar. „Tragen Sie ihre Botschaft mutiger nach außen“, so Eisenegger an seine Auftraggeber. Zudem würde die katholische Kirche an Kontur gewinnen, „wenn sie sich noch mehr in den gesellschaftlichen Diskurs einbringt“.

religion.ORF.at/KAP

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