Kneissl sprach mit Kardinal Puljic über EU und Jugend

Österreichs Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) hat in Sarajevo Kardinal Vinko Puljic getroffen. Das Gespräch drehte sich demnach über die Problematik der Anzahl von Jugendlichen, die das Land verlassen. Auch Bosniens Weg zur europäischen Union wurde thematisiert.

An der Begegnung am Amtssitz des Erzbischofs von Vrhbosna am Freitag nahmen auch Martin Pammer, Österreichs Botschafter in Bosnien-Herzegowina, sowie Klaus Wölfer, Leiter der Sektion Westbalkan und EU-Erweiterung im Außenministerium, teil, berichtete die katholische Presseagentur KTA.

Kardinal Puljic ist in der ersten Märzwoche (4.-8.3.) Gastgeber einer gemeinsamen Frühjahrsvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz - mit Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze - und der Bischofskonferenz Bosnien-Herzegovinas.

Begegnung mit Großmufti und Metropolit

Kneissl begegnete am Abschluss ihrer Balkanreise auch Großmufti Husein Kavazovic und dem 2017 neu ernannten serbisch-orthodoxen Metropoliten von Dabar-Bosna, Hrizostom Jevic.

Kneissl und Metropolit Hrisostom

APA/BMEIA/Angelika Lauber

Außenministerin Karin Kneissl mit dem serbisch-orthodoxen Metropoliten Hrizostom

Muslimen-Vertreter Kavazovic erklärte im Anschluss, in seinem Land gebe es „einige Ängste“, Österreich könnte seine Politik in Bosnien und auf dem Balkan ändern. Es sei aber gut gewesen zu hören, dass Österreich weiterhin zur Souveränität des Landes und den Volksgruppen ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit stehe.

Vor der Reise hatten Aussagen von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) zur Unabhängigkeit der Republika Srpska und des „Kosovo als Teil Serbiens“ für Aufregung gesorgt. Kneissl betonte bei ihrem zweitägigen Besuch jedoch mehrmals, Österreich stehe für eine gesamtstaatliche Lösung in Bosnien-Herzegowina und bleibe zudem weiter ein überzeugter Unterstützer der EU-Perspektive der Westbalkanländer. Umfragen in der Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina zufolge wollen rund 80 Prozent der Befragten Teil der Union werden.

Radikalisierung nur Randthema

Gegenüber der Tageszeitung „Kurier“ betonte ein Sprecher des Großmuftis, die islamische Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina nehme das Thema Radikalisierung „sehr ernst“.

Dazu zählt auch ein von der EU unterstütztes Projekt zur „Verhinderung von Radikalisierung, die zu gewaltsamem Extremismus“ führt, das diese Woche gestartet ist. Die Glaubensgemeinschaft hob hervor, „wachsam“ gegenüber dem „Phänomen“ der religiösen Radikalisierung in Bosnien zu sein, welches jedoch eher ab- statt zunehme. Salafistische Prediger hätten ihre Rhetorik abgeschwächt.

Kneissl selbst antwortete mitreisenden Journalisten auf die Frage, ob auch das Thema religiöse Radikalisierung zur Sprache gekommen sei, ihre Gesprächspartner seien an Themen mit „mehr Substanz“ interessiert gewesen. Sie selbst traue sich nach dem kurzen Besuch keine Gesamteinschätzung darüber zu, wie groß die Radikalisierungstendenzen tatsächlich seien. Bei den Investitionen aus dem arabischen Raum gehe es aber eher um Tourismus

Der Sarajevo-Besuch war die fünfte Auslandsreise von Ministerin Kneissl als Außenministerin. Programmpunkte waren außerdem auch Gespräche mit Regierungschef Denis Zvizdic, mit ihrem bosnischen Amtskollegen Igor Crnadak und mit zwei der drei Vertreter des Staatspräsidiums in Bosnien, Bakir Izetbegovic und Dragan Covic. Kneissl besuchte zudem das Österreich-Kontingent (AUTCON) der EU-Mission EUFOR/ALTHEA.

religion.ORF.at/KAP