Versace, „Vogue“ und Vatikan

Der Vatikan, das Modehaus Versace und das Modemagazin „Vogue“ widmen sich gemeinsam einer Ausstellung, die den katholischen Einfluss auf die Mode zeigen soll.

Die Pressekonferenz zur Eröffnung fand Ende Februar in Rom statt. Der Vorsitzende des Päpstlichen Kulturrats, Kardinal Gianfranco Ravasi, traf sich mit Donatella Versace und der Modejournalistin Anna Wintour („Vogue“), um eine kleine Vorschau auf die Exponate zu gewähren. Die Ausstellung „Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination“ („Himmlische Körper: Mode und die katholische Vorstellungskraft“) wird am 10. Mai im Metropolitan Museum of Art in New York eröffnet.

Vatikan-Schätze reisen nach New York

Zu sehen waren laut der Nachrichtenagentur AP „prachtvolle liturgische Gewänder aus dem Vatikan, juwelenbesetzte Bischofsmützen und historische päpstliche Tiaras“ - sie alle werden in der Schau im Mai zu bewundern sein. Einige der wertvollsten Schätze aus der Sakristei der Sixtinischen Kapelle sollen das erste Mal außerhalb des Vatikans gezeigt werden, hieß es.

Exponate der Ausstellung "Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination" im Palazzo Colonna in Rom

APA/AP/Domenico Stinellis

Exponate der Ausstellung „Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination“ im Palazzo Colonna in Rom

Vor dem Hintergrund dieser Gegenstände wird die Ausstellung Kleidung für „gewöhnliche Sterbliche“ zeigen, von Designerinnen und Designern von Azzedine Alaia bis Vivienne Westwood - vor der Kulisse der Sammlung mittelalterlicher und religiöser Kunst des Museums. Kleidung sei „zentral in jeder Diskussion über Religion“, sagte der Kurator der Schau, Andrew Bolton, vor Fashionistas und Journalistinnen und Journalisten. „Sie bestätigt religiöse Zugehörigkeit und bringt auch religiöse Unterschiede auf den Punkt.“

Mode, Glaube und Kunst

Die Ausstellung wird etwa 40 Gewänder und Zubehör aus dem Vatikan an mehren Standorten des Museums zeigen, darunter in The Cloisters in Manhattan, einem aus Fragmenten europäischer Klöster zusammengebauten „Kloster“. Das Anna Wintour Costume Center ist eine weitere Etappe. Diese „Pilgerreise“ der Kunstwerke solle Mode, Glauben und Kunst miteinander verschmelzen, so die Organisatoren. Die Exponate umspannen die Regierungszeit von 15 Päpsten.

Die italienische Designerin  Donatella Versace, "Vogue"-Chefredakteurin Anna Wintour und Kardinal Gianfranco Ravasi

APA/AFP/Tiziana Fabi

Die italienische Designerin Donatella Versace, „Vogue“-Chefredakteurin Anna Wintour und Kardinal Gianfranco Ravasi

Zu Musik von Ennio Morricone konnten die Besucher einige der Gegenstände sehen, die bald aus Rom verschifft werden, darunter das weiße Seidencape, das einst (1854-1922) Papst Benedikt XV. trug, und die mit Smaragden, Saphiren und Diamanten besetzte Mitra von Papst Leo XIII. (1810-1903).

Wintour: „Diese außergewöhnliche Präsenz“

Vorgeführt wurden die Exponate im Palazzo Colonna, einer früheren Papst-Residenz in Rom. Modeikone Anna Wintour erschien in Kardinalsrot und Schwarz und sagte, die Ausstellung zeige den Einfluss des Papsttums über Jahrtausende hinweg. „Ein Teil der Macht der Kirche bestand darin, wie sie aussahen und wie sie sich anzogen“, sagte Wintour zur AP. „Sie hatten diese außergewöhnliche Präsenz.“

Kardinal Gianfranco Ravasi, "Vogue"-Chefredakteurin Anna Wintour und die italienische Designerin  Donatella Versace

APA/AP/Domenico Stinellis

Ravasi (l.): Mode als „Notwendigkeit und tief symbolischer Akt“

Kardinal Ravasi sagte vor den Zuhörern im Palazzo Colonna, das Tragen von Kleidung sei einerseits eine Notwendigkeit, andererseits auch ein „tief symbolischer Akt“, der sogar in der biblischen Geschichte von Adam und Eva aufgezeichnet worden sei. „Gott selbst war mit der Bekleidung seiner Geschöpfe beschäftigt“, so Ravasi.

Ravasi verteidigte die Beteiligung des Vatikans an der Ausstellung über Luxusmode am 9. April in der italienischen Ausgabe des Magazins „Vogue“. Mode stelle eine bedeutende Form der Gegenwartskommunikation dar, sagte er. Auch wenn Luxus für die Kirche außen vor sei, müsse die christliche Botschaft Zugang zu diesem Bereich suchen wie zu „jeder anderen Welt, wo es das Böse gibt“.

Luxus Teil der katholischen Kirche

Ravasi verwies auf eine Mahnung des Apostels Paulus: „Prüft alles und behaltet das Gute.“ Das griechische Wort „kalon“ bezeichne sowohl das Schöne als auch das Gute, so der Kardinal. Dass Luxus Teil der katholischen Kirche sei, wies er zurück: Prachtvolle liturgische Gewänder seien an die Feier eines Ritus gebunden und Zeichen der Transzendenz. „Unter dem Kardinalsgewand trage ich einen normalen Anzug“, sagte Ravasi.

Im Übrigen könnten auch die einfachsten Messgewänder Ausdruck von Luxus und Eitelkeit sein; umgekehrt zeige die Haute Couture „eine symbolische Funktion, die über den bloßen Zweck des Sich-Bekleidens hinausweist“, so der Kardinal.

Ravasi begründete in der „Vogue“ auch seine Auffassung von einem notwendigen Dialog zwischen der Kirche und der Welt des Schönen: „Die Models, zu einem oft brutalen asketischen Leben gezwungen, haben eine Sehnsucht nach Schönheit, drücken eine Suche nach Schönheit aus, die weiter blickt. Andererseits, wer heute ohne irgendeine Bibelkenntnis eine Gemäldesammlung betritt, versteht zu 80 Prozent nicht, was er sieht“, so der Kardinal.

religion.ORF.at/AP/KAP

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