Abschiebungen: Schönborn für mehr Menschlichkeit

Kardinal Christoph Schönborn hat am Freitag von der Politik erneut einen menschlicheren Umgang mit Flüchtlingen gefordert. Dabei bezog er sich auf einen aktuellen Fall.

Wenn wie kürzlich im Bezirk Krems eine gut integrierte syrische Familie nach Kroatien als Land ihres EU-Ersteintritts abgeschoben wird, so gehe man dabei zwar korrekt nach dem Buchstaben des Gesetzes vor, so Schönborn in seiner Kolumne der Gratiszeitung „Heute“ (Freitag-Ausgabe).

Kardinal Christoph Schönborn

APA/Hans Punz

Kardinal Christoph Schönborn wünscht sich mehr Menschlichkeit im Umgang mit Flüchtlingen

„Ist die Abschiebung damit auch menschlich? Was ist damit erreicht? Eine traumatisierte Familie wird noch einmal traumatisiert. Und viele Menschen bei uns sind traurig und enttäuscht. Ginge es nicht auch anders?“, hinterfragte der Wiener Erzbischof das behördliche Vorgehen.

Schönborn: „Ginge es nicht auch anders?“

Schönborn bezog sich auf den konkreten Fall der Flüchtlingsfamilie Muashi mit vier Kindern im Alter zwischen elf und einem Jahr, die am 17. März unangekündigt von der Fremdenpolizei aus dem Pfarrhof Mitterarnsdorf abgeholt und danach abgeschoben worden waren.

Die Kinder der 2016 nach Österreich gekommenen Familie seien bestens im Kindergarten und der Volksschule integriert gewesen, und in der Bevölkerung seien nun der Schock, die Betroffenheit und das Unverständnis über die Vorgangsweise groß. „Ich kann mich damit nicht abfinden, dass wir so mit Menschen umgehen“, zitierte der Kardinal den Pfarrer der Gemeinde, Benediktinerpater Clemens Reischl.

Pater: „Sie verlieren damit erneut alles“

Insgesamt 17 Familien in ähnlicher Situation sind in der vergangenen Woche nach Informationen von P. Reischl abgeschoben worden. Mit der Familie Muashi bestehe weiter Kontakt, sie sei nun in Zagreb in einem Flüchtlingsquartier untergebracht. Bemühungen um Unterstützung der betroffenen Familien aus Österreich würden derzeit laufen, auch um eine Revision der Abschiebung.

„Wir sind weiter dran, auch wenn die Fälle rechtlich abgeschlossen sind. Wir respektieren das Gesetz, sehen aber, dass es zugleich auch andere Gegebenheiten gibt, die man würdigen sollte. Für die Familien bedeutet die Abschiebung nicht nur eine Umsiedlung, sondern sie verlieren damit erneut alles, was sie in den vergangenen Jahren aufgebaut haben“, so der Ordensmann gegenüber Kathpress.

religion.ORF.at/KAP

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