Sr. Mayrhofer: Kopftuchverbot für Kinder nicht sinnvoll

Die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Sr. Beatrix Mayrhofer, hält ein Kopftuchverbot für Mädchen in Kindergärten und Volksschulen für nicht sinnvoll.

Grundsätzlich stehe sie Kopftüchern bei kleinen Mädchen kritisch gegenüber, ein Verbot sei allerdings nicht die richtige Lösung, so die Ordensfrau am Mittwoch gegenüber Kathpress über den derzeit diskutierten Vorstoß der Regierung. Dadurch wachse nur die Opposition Betroffener dem Staat gegenüber und treibe diese in die Isolation.

Angst vor Islam und Veränderung

Sinnvoller ist es nach den Worten Mayrhofers, mit Betroffenen und den Verantwortlichen der islamischen Glaubensgemeinschaft ins Gespräch zu kommen und Kinder in ihrer Entwicklung zu stärken. Für die Ordensfrau ist die Diskussion Ausdruck einer Angst vor dem Islam und den kulturellen Veränderungen, die dieser bereits angestoßen habe.

Beatrix Mayrhofer

Ordensgemeinschaften/Katrin Bruder

Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs

„Es herrscht eine verdeckte Angst vor Veränderungen in der Gesellschaft durch den Einfluss von Menschen anderer Religionen und Kulturen.“ Diese Angst gelte es ernst zu nehmen und mit den Betroffenen das Gespräch zu suchen. Der Islam sei allerdings Teil der österreichischen Gesellschaft, „und ich meine, dass uns vom Konzil her Respekt und Wertschätzung für jede Religion aufgetragen ist“, so Sr. Mayrhofer.

Entscheidung für Heranwachsende

Es gelte zu fragen, „was können wir vom Islam lernen“, betonte sie mit dem Hinweis auf die Treue vieler Muslime zu ihrer Religion. Nach Mayrhofers Einschätzung ist es kein Anliegen der islamischen Religion, dass bereits kleine Mädchen Kopftuch tragen. Die Entscheidung für oder gegen ein Kopftuch sei eine, die heranwachsende Jugendliche zu treffen haben.

Problematisch sei ein mögliches Verbot auch im Hinblick auf die menschliche Freiheit und auf mögliche Ausweitungen der Regelung. Es stelle sich die Frage, „wo ziehen wir die Grenze? Dürfen künftig Schüler kein Kreuz mehr tragen?“. Auf dem Spiel stehe neben der Freiheit, sich nach eigener Vorliebe zu kleiden, letztlich auch die Religionsfreiheit. Persönlich ziehe sie die Grenze dort, wo Eltern ihre Kinder in etwas hineinzwingen, sagte die Ordensfrau.

IGGÖ gegen Bevormundung

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) sprach sich am Mittwoch „mit aller Entschiedenheit“ gegen ein Verbot aus. Sie wandte sich gegen eine „populistische Politik“ und warnte davor, „ein Feindbild Islam“ zu bedienen.

In einer schriftlichen Stellungnahme verwies die IGGÖ-Frauenbeauftragte Carla Amina Baghajati darauf, dass schon seit vielen Jahren ein innermuslimischer Diskurs geführt werde, der das Thema aus der Perspektive des Kindeswohls heraus von allen Seiten beleuchte - mehr dazu in IGGÖ „mit aller Entschiedenheit“ gegen Kopftuchverbot.

„Kinderschutzgesetz“ vor den Sommerferien

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte am Mittwoch eine entsprechende Initiative von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache aufgenommen, er will nun auch ein Kopftuchverbot an Kindergärten und Volksschulen. Gegenüber dem Ö1-„Morgenjournal“ kündigte er eine entsprechende Gesetzesinitiative an, die im Ministerrat eingeleitet werden soll. Kurz will konkret ein „Kinderschutzgesetz“, das von Bildungsminister Heinz Faßmann, Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (beide ÖVP) und Integrationsministerin Karin Kneissl (FPÖ) bis zum Beginn der Sommerferien ausgearbeitet werden soll.

Es gehe darum zu signalisieren, dass Österreich ein säkularer Staat sei, begründete Minister Faßmann den Vorstoß der Regierung zu einem Kopftuchverbot für Kinder. Man werde bei der Erarbeitung des Gesetzes auch die Islamische Glaubensgemeinschaft einbinden, kündigte er an.

religion.ORF.at/KAP

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