Kopftuch: IGGÖ beharrt auf „innerer Angelegenheit“

Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) beharrt nach der Kritik aus ÖVP und FPÖ darauf, dass die Frage nach dem Tragen eines Kopftuches zu den „inneren Angelegenheiten“ der Glaubensgemeinschaft zähle.

„Die Auslegung der islamischen Glaubenslehre liegt nicht in der Kompetenz der Politik oder Parteien“, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. Vielmehr gehe es hier um „die ureigene Aufgabe der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich“. Die IGGÖ betonte in ihrer Presseerklärung, sie sei eine „staatlich anerkannte Religionsgesellschaft mit einem verfassungsrechtlich garantierten Bereich der inneren Angelegenheiten“.

Dazu würden insbesondere die Auslegung der Glaubensgrundsätze und die Glaubensausübung zählen. „Ob und allenfalls wie eine Kopfbedeckung zu tragen ist, fällt in die Zuständigkeit dieser inneren Angelegenheiten.“

Keine religiösen Pflichten für Kinder

Die IGGÖ unterstrich erneut, „dass das freiwillige Tragen eines Kopftuches ein Teil der Glaubenspraxis und des Islams ist“. Kinder seien von religiösen Verpflichtungen ohnehin ausgenommen, betonte die IGGÖ. „Allerdings darf vorausgeschickt werden, dass jegliche politischen Zwänge, Verbote oder Gebote gegenüber muslimischen Kindern, als Eingriff in unsere inneren Angelegenheiten zurückzuweisen sind.“

Die Begründung, man würde durch ein Kopftuchverbot in Kindergärten und Volksschulen muslimische Mädchen bzw. Frauen vor Diskriminierungen schützen, „halten wir in weiten Teilen für unangebrachten Zynismus.“ Gegen „diskriminierende Gesetze und Repressalien“ werde die IGGÖ „stets entschieden und mit allen uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln vorgehen“, hieß es.

Dank an österreichische Gesellschaft

Die Glaubensgemeinschaft äußerte die Vermutung, „dass erneut Symbol- und Verschleierungspolitik auf dem Rücken der muslimischen Minderheit in Österreich ausgetragen wird“. Dabei würden „bedauerlicherweise“ erneut Kinder „als emotionalisierender Faktor in der Debatte instrumentalisiert“.

Die Aussender forderten gegenseitigen Respekt und schrieben, sie wünschten sich eine „reflektierte, evidente und Minderheiten gegenüber sensible Art der Politik entsprechend unseren europäischen Normen und Werten“ und bedankte sich für die Solidarität und Unterstützung aus der österreichischen Gesellschaft.

IGGÖ: Keine Verbindung zu politischem Islam

Die FPÖ hatte bereits am Dienstag die IGGÖ und deren Präsidenten Ibrahim Olgun kritisiert, nachdem Olgun zuvor erklärt hatte, dass die IGGÖ alle rechtlichen Mittel gegen ein Kopftuchverbot für Mädchen in Kindergärten und Volksschulen ausschöpfen werde. FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus meinte, die Islamische Glaubensgemeinschaft predige „Botschaften an der Grenze zum politischen Islam“.

Auch die ÖVP übte am Dienstag Kritik: Kopftücher bei Kindern seien „keine innerislamische Angelegenheit, sondern ein gesellschafts- und integrationspolitisches Problem“, so ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer.

Vor allem den Vorwurf der Nähe zum politischen Islam wies die Glaubensgemeinschaft empört zurück: „Den Versuch gewisser Politiker, die IGGÖ als eine Organisation in Verbindung mit dem ‚politischen Islam‘ bzw. ‚Islamismus‘ zu bringen, verurteilen wir auf das Schärfste.“

religion.ORF.at/APA

Mehr dazu:

Link:

  • IGGÖ (Website nicht erreichbar)