Fünf Jahre Kinderhospiz „Momo“: Bedarf weiter enorm

Der Bedarf an umfassender Versorgung für schwerstkranke Kinder daheim ist in Österreich weiterhin enorm: Darauf haben Vertreter und Träger des mobilen Kinderhospiz und Kinderpalliativteams „Momo“ am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Wien hingewiesen.

Das Pionierprojekt in Österreich hat in den bisher fünf Bestandsjahren 220 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie ihre Familien medizinisch, pflegerisch und psychosozial betreut - zu Hause und völlig kostenlos. Das Angebot bräuchte jedoch eine Ausweitung, benötigten doch viele weitere Familien die Unterstützung, machte die Kinderärztin und „Momo“-Leiterin Martina Kronberger-Vollnhofer aufmerksam. Wichtig wäre zudem Unterstützung durch die öffentliche Hand: Bisher finanziert sich „Momo“ ausschließlich durch Spenden.

Unterstützung für schwierigen Alltag

Allein in Wien leben rund 800 Kinder und Jugendliche mit lebensbedrohlichen oder -verkürzenden Krankheiten. Österreichweit sterben 400 von ihnen jedes Jahr. Betroffene Familie sind für die Bewältigung des schwierigen Alltags auf ein Unterstützungsnetz angewiesen, vor allem in den Bereichen Medizin, Pflege und Soziales.

Die Leiterin des Wiener mobilen Kinderhospiz' "MOMO", Martina Kronberger-Vollnhofer bei einem Hausbesuch

Martina Konrad-Murphy

„Momo“-Leiterin Martina Kronberger-Vollnhofer bei einem Hausbesuch

„Alleine würde man verzweifeln. Hilfe ist besonders in Grenzsituationen wie Infektionen nötig, sowie auch dabei, hin und wieder Zeit für mich selbst zu finden“, berichtete Martin Ulman, Vater einer sechsjährigen Tochter mit schwerer neurologischer Erkrankung, aus der eigenen Erfahrung.

Spendenhinweis

„Momo“-Spendenkonto: IBAN: AT57 2011 1822 1426 4500, BIC: GIBAATWWXXX

Zu genau diesem Zweck gründeten die CS Caritas Socialis, die Caritas und die mobile Kinderkrankenpflege MOKI im März 2013 das mobile Kinderhospiz „Momo“. Das Angebot ist von zunächst zwei auf mittlerweile zwölf hauptamtliche Mitarbeiter angewachsen - darunter fünf Ärztinnen, Kinderkrankenschwestern, Psychologen, Physiotherapeuten und Sozialarbeiter.

Auch Eltern und Geschwister im Blick

Hinzu kommen 26 ehrenamtliche Hospizbegleiter und 22 ehrenamtliche Mitarbeiter. „Momo“ nimmt auch Eltern und Geschwister der kranken Kinder in den Blick. Die Arbeit sei „herausfordernd und voller berührender, trauriger, aber ebenso auch schöner Momente“, schilderte „Momo“-Leiterin Kronberger-Vollhofer.

Den Familien wird durch die „Momo“-Mitarbeiter vor allem Sicherheit geboten: „Wir müssen nicht so schnell die Rettung rufen, wenn etwas passiert“, verdeutlichte der betroffene Vater Martin Ulman. Viele der für die Kinder meist enorm aufreibenden Spitalsbesuche könnten verhindert werden. Wertvoll sei zudem der medizinische Rat bei komplizierten medizinischen Problemen.

Caritas beklagt „politisches Mikado“

Sowohl das Angebot als auch die Rahmenbedingungen müssen aufgrund des großen Bedarfs jedoch weiterentwickelt werden, so die gemeinsame Botschaft der „Momo“-Vertreter und -Träger. Klaus Schwertner von der Caritas der Erzdiözese Wien kritisierte die „Auslagerung“ der Aufgabe durch die öffentliche Hand. „Bei dem Thema wird politisches Mikado gespielt: Wer sich zuerst bewegt, verliert.“

Ähnlich Robert Oberndorfer, Geschäftsführer der „CS Caritas Socialis“ und vom „CS Hospiz Rennweg“: „Die Sozialversicherungen verweisen auf den Bund, der Bund auf die Länder. Um eine Veränderung zu bewirken, könnte jeder einzelne von ihnen einen Schritt setzen, bräuchte nur Blockaden aus dem Weg räumen.“

Neben der Absicherung der Finanzierung sei auch ein Rechtsanspruch der betroffenen Familien wünschenswert, sowie die Errichtung von bundesweit zwei bis drei stationären Hospizen für Kinder. „Damit wäre viel getan, um für die Angehörigen tageweise oder über einen bestimmten Zeitraum Entlastung zu schaffen“, sagte der Wiener Caritas-Generalsekretär Schwertner. Wegweisend könne Berlin sein, wo es innerhalb der Stadt bereits zwei Kinderhospize gebe.

religion.ORF.at/KAP

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