Tausende Juden bei Marsch der Lebenden in Auschwitz

Rund 12.000 Juden aus aller Welt haben am Donnerstag in Polen an die Opfer des Holocausts erinnert. Sie gingen beim „Marsch der Lebenden“ in Begleitung Überlebender der Schoah den rund drei Kilometer langen Weg von Auschwitz nach Birkenau.

Zum 30. Jahrestag des „March of the Living“ nahmen auch die Staatspräsidenten Israels Reuven Rivlin und Polens Andrzej Duda teil. Auch in Israel gedachte man am Donnerstag der Opfer. Der Konflikt zwischen den beiden Ländern um Polens umstrittenes Holocaust-Gesetz überschattete die Gedenkfeierlichkeiten. Rivlin sagte vor dem Marsch im Gespräch mit Duda: „Ein großer Schatten liegt immer noch auf unseren Beziehungen, auch wenn wir uns auf der bilateralen Ebene verstehen.“

Ein Holocaust-Überlebender Hand in Hand mit einer jungen Jüdin beim Marsch der Lebenden in Auschwitz. Beide in Stäflingsgewand.

Reuters/Kacper Pempel

Jugendliche und Überlebende nahmen am 30. „Marsch der Lebenden“ in Auschwitz teil

Kritik an Holocaust-Gesetz

„Wir haben tiefen Respekt für die Gewissenserforschung, der sich das polnische Volk unterzogen hat, aber zwischen uns gibt es auch tiefe Uneinigkeit“, sagte Rivlin. Israel verlange, dass Polen die Geschichte des Holocaust vollständig aufarbeite, einschließlich der Ereignisse in der „Epoche der Vernichtung“.

Die Vorschrift sieht Geld- und Haftstrafen für diejenigen vor, die dem polnischen Staat oder Volk „öffentlich und entgegen den Fakten“ die Verantwortung oder Mitverantwortung für Verbrechen des Nazi-Regimes zuschreiben. Sie hatte eine tiefe diplomatische Krise zwischen den beiden Ländern ausgelöst.

Vertuschungsvorwürfe zurückgewiesen

Kritiker warfen der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) vor, von Polen begangene Verbrechen an Juden vertuschen zu wollen. Duda bestritt dies: „Es war nie die Absicht polnischer Politiker ein Gesetz zu schaffen, dass die Ablegung von Zeugnissen blockiert“, sagte er und fügte hinzu: "Wir wollen die historische Wahrheit schützen auch da, wo sie schwierig ist. Warschau lässt das bereits in Kraft getretene Gesetz vom Verfassungsgericht prüfen.

Tausende Karten von Teilnehmern am "Marsch des Lebens" zwischen den Schienen vor der Einfahrt nach Auschwitz.

Reuters/Kacper Pempel

Tausende Karten wurden zwischen die Schienen zum KZ gesteckt

Rivlin sagte zu dem Streit: „Wir schätzen all jene, die ihr Leben riskiert haben, um Juden zu retten, aber es gab auch andere. Leute, die gemordet und dann beerbt haben. Dies war ein Boden, der es den Nazis erlaubt hat, zu tun, was immer sie wollten - nicht nur in Polen, sondern in ganz Europa.“

Duda sagte: „Wir treffen uns hier beim Marsch der Lebenden, um an die Vernichtung der jüdischen Volkes zu erinnern und der Welt zugleich von hier zu sagen: nie wieder!“

Gedenktag in Israel

Auch Israel gedachte am Donnerstag der sechs Millionen Juden, die während des Holocaust von den Nationalsozialisten und ihren Helfershelfern ermordet wurden. Am Vormittag heulten landesweit zwei Minuten lang die Sirenen. Fahrer stiegen aus ihren Autos, Fußgänger hielten an und verharrten in stillem Gedenken.

Mehr als sieben Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs wohnen in Israel nach Angaben des zuständigen Finanzministeriums noch rund 220.000 Holocaust-Überlebende. Die Behörde hatte zuletzt ihre Definitionen erweitert. Demnach erhalten auch Juden aus arabischen Staaten heute Entschädigungszahlungen.

religion.ORF.at/APA/dpa/AFP

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